Erhöhte Gleitschneeaktivität – in der Höhe Triebschnee

Gestern am 26.01.2024 sind bei der Leitstelle Tirol 4 Lawinenmeldungen eingegangen. Bei zweien davon waren Personen beteiligt. 1 Person wurde schwer verletzt. Sowohl Gleitschnee als auch Triebschnee waren die zugrundeliegenden Probleme.

Lawinenabgänge bei denen Gleitschnee das Hauptproblem darstellte

Marchlehnrinne bei Tieflehn

Der schwerwiegendste Lawinenabgang ereignete sich gestern am 26.01.2024 im hinteren Pitztal. Im Bereich der Marchlehnrinne bei Tieflehn löste sich eine Gleitschneelawine. Diese Lawine erfasste Eiskletterer, die sich gerade im Zustieg zu einem gefrorenen Wasserfall befanden. Eine Person wurde schwer verletzt, war jedoch ansprechbar, eine Person wurde leicht verletzt. Zwei Personen blieben unverletzt. Der Lawinenabgang führte zu einem großen Lawineneinsatz, bei dem neben Bergrettung samt Lawinenhundeführern auch die Alpinpolizei und mehrere Hubschrauber beteiligt waren.

Im Bereich der Ellipse orographisch rechts der Marchlehnrinne löste sich die Gleitschneelawine (© tiris)
Lawine Marchlehnrinne bei Tieflehn im Pitztal. Man erkennt die Lawinenablagerung. (Foto: 26.01.2024 © Alpinpolizei)
Anrissgebiet der Lawine. Die gesamte Schneedecke glitt auf einem sehr steilen Grashang als Gleitschneelawine ab. (Foto: 26.01.2024 © Alpinpolizei)

Pfundsalm bei Hochfügen

Ein weiterer Lawineneinsatz wurde aufgrund der Beobachtung eines Lawinenabgangs im Bereich der Pfundsalm bei Hochfügen initiiert. Anfangs wurde von 2 Verschütteten ausgegangen. Nach entsprechenden Abklärungen der Alpinpolizei und Suche durch Lawinenhunde konnte der Einsatz abgebrochen werden. Wie in weiten Teilen Tirols löste sich auch hier eine Gleitschneelawine aufgrund der Erwärmung und des vorangegangenen Regeneintrags in die Schneedecke.

Eingekreist ist der Bereich des Lawinenabgangs bei der Pfundsalm. Ca. 2200m, Exposition Ost (© tiris)
Frische Gleitschneelawinen oberhalb der Pfundsalm (Foto: 26.01.2024 © N.N.)
Lawinenhund im Einsatz, Pfundsalm am 26.01.2024 (© Stefan Hochstaffl)

Weitere Bilder von kürzlich abgegangenen Gleitschneelawinen

Bezeichnend ein Bild aus dem neuschneereichen Westen. Eingezeichnet sind kürzlich abgegangene Gleitschneelawinen. (Foto: 26.01.2024 © alpine.framework)
Häufig beobachtete man kürzlich Gleitschneelawinen an Stellen, wo heuer bereits Gleitschneelawinen abgegangen sind, wie hier beim Widdersberg in der Axamer Lizum (Foto: 26.01.2024 © N.N.)

Lawinenabgang, bei dem Triebschnee im Spiel war

Schaufelferner – Stubaier Gletscher

Frischer Triebschnee ist aktuell nur mehr in größeren Höhen ein Thema. Dies hat mit der Stabilisierung kürzlich gebildeter Triebschneepakete aufgrund der warmen Temperaturen zumindest unterhalb etwa 2400m zu tun.

Im Nahbereich des Schaufelferners am Stubaier Gletscher wurde eine Person von einem Schneebrett erfasst. Die Person blieb unverletzt.

Kendlkar – Glocknergruppe

Ein weiterer Lawinenabgang wurde vom Kendlkar in der Glocknergruppe gemeldet. Die Meldung ging als Negativlawine bei der Leitstelle ein. Somit kamen keine Personen zu schaden. Nähere Details zum Lawinentypus sind uns aktuell nicht bekannt.

Blick ins Kendlkar oberhalb von Kals am Großglockner (Foto: 26.01.2024 © LWD Tirol)

Wie gehts weiter?

Hochdruckwetter ist angesagt. Schon die Nacht auf morgen soll klar werden. Die Luft wird sehr trocken. Entsprechend kühlt die Schneedecke während der Nacht gut aus. Vermehrt werden sich deshalb bis zumindest in mittlere Lagen hinauf, sonnseitig auch höher zunehmend (auch tragfähige) Harschdeckel ausbilden. Bei guter Tourenplanung ist somit gebietsweise Firn angesagt.

Die 0-Gradgrenze steigt während der kommenden Tage auf etwa 3000m, am Dienstag sogar bis etwa 3200m an. Es ist somit viel zu mild für die Jahreszeit.

Es stellen sich günstige Tourenverhältnisse ein. Die Hauptgefahr wird von Gleitschneelawinen ausgehen.