Leicht auszulösender Triebschnee, aber auch viel Pulverschnee

Bis inklusive Sonntag, 07.01.2024 fallen in Tirol 20-40cm Schnee, lokal mitunter auch etwas mehr. Der Schnee fällt gebietsweise windberuhigt, gebietsweise jedoch auch unter mäßigem Windeinfluss. Dort, wo Wind im Spiel ist, bilden sich leicht auszulösende Triebschneepakete. Meidet deshalb frischen Triebschnee im Steilgelände. Sollte der Wind irgendwo massiver auftreten, sind speziell am Sonntag auch kleine bis mittlere spontane Schneebrettlawinen v.a. im sehr steilen Gelände nicht auszuschließen.

Neuschnee in Sicht, gebietsweise Wind, es wird kalt

Die Geosphere Austria (GSA) prognostiziert für das Wochenende 20-40cm Neuschnee. Lokal kann es auch etwas mehr schneien. Anfangs fällt der Schnee noch unter wenig Windeinfluss. Morgen Samstag, im Verlauf des späteren Nachmittags, soll der Wind v.a. in den Regionen entlang des Alpenhauptkamms und in Osttirol mäßig stark werden. Dies reicht aus, dass der unter zunehmend kälteren Temperaturen fallende Neuschnee verfrachtet wird.

Der Triebschnee lagert dann auf lockerem, (kalten) Neuschnee, einer kurzfristig ernst zu nehmenden Schwachschicht. Frischer Triebschnee lässt sich deshalb leicht durch WintersportlerInnen stören!

Abseits von windbeeinflussten Gebieten hingegen wird man (außer im extremen Steilgelände und im Bereich von Gleitschneerissen) recht gefahrlos guten Pulverschnee genießen können!

Neuschneeprognose für das Wochenende 05.01.-07.01.2024
Niederschlags- und Windprognose samt Schneefallgrenze für die Nördlichen Zillertaler Alpen
Temperaturprognose für 08.01.2024

Rückblick auf die vergangene Woche

Immer wieder (etwas) Neuschnee, in der Höhe z.T. kräftiger Windeinfluss

Die vergangene Woche stand v.a. im Zeichen guten Pulverschnees, aber auch meist kleiner, kurzfristig eher leicht auszulösender Triebschneepakete. Belohnt wurden all jene WintersportlerInnen, die am Neujahrstag nach den nächtlichen Neuschneefällen unterwegs waren. Am meisten Schnee fiel damals in der Venedigergruppe mit etwa 30cm, sonst waren es häufig 10-20cm.

„Silvester-Neujahrs-Schnee“

Neuerlich – am 03.01. und 04.01.2024 – gab es während der Nachtstunden vermehrt in Nordtirol etwas Niederschlag (während tagsüber vielerorts gutes Tourenwetter herrschte). Am 03.01. lagerte sich v.a. im Außerfern lokal etwas mehr Graupel ab.

Ein Pulvertraum im Bereich des Staller Sattels. Foto: 01.01.2024 (c) Alois Mariacher
Wochenrückblick bei der Station Hahnenkamm bei Reutte: Am meisten Schneefall über Neujahr. Tagsüber meist schön, sonst immer wieder Niederschlag. Wind in der Höhe, der inzwischen abgeklungen ist.
Wochenrückblick bei der Station Hochgasser in der Venedigergruppe: Ähnlich wie bei der Station Hahnenkamm, jedoch aktuell noch kräftiger Wind in der Höhe

Oberflächennahe Schneeschichten

Wie immer, stellen wir uns vor ergiebigeren Neuschneefällen die Frage, wie sich der Neuschnee auf die Schneedeckenstabilität auswirken wird. Aktuell konzentrieren wir uns v.a. auf oberflächennahe Schichten. Dies hat auch damit zu tun, weil die Schneedecke in tieferen Schichten stabil ist.

Wesentlich für uns sind deshalb der mäßig ergiebige Regen vom 24.12. auf den 25.12.2023 bis meist etwa 2600m hinauf. Es bildeten sich in der Folge eine bzw. sogar zwei dünne Schmelzkrusten (bzw. auch Eislamellen). Dank zahlreicher Rückmeldungen und umfangreicher Geländeerkundungen gehen wir davon aus, dass sich im Bereich dieser Krusten bis jetzt keine bösartigen Schwachschichten ausgebildet haben sollten. Auch hat sich der „Silvester-Neujahrs-Neuschnee“ inzwischen recht gut gesetzt. Somit legen wir unser Hauptaugenmerk auf den morgen am 06.01.2024 anfangs unter wenig Wind abgelagerten Neuschnee. Dieser wird als Schwachschicht für darüber liegenden Triebschnee während der kommenden Tage am ehesten eine Rolle spielen.

Vereinzelte Ausnahmen stellen höher gelegene, bisher windgeschützte Schattenhänge dar. Dort kann auch die aktuelle Schneeoberfläche mitunter noch als Schwachschicht für frischen Triebschnee dienen. Ebenso gibt es vereinzelt Rückmeldungen von eingeschneitem Oberflächenreif in Schattenhängen in einem Höhenband um 2000m.

Eislamelle vom „Weihnachtsregen“ in der Schobergruppe. Foto: 29.12.2023 (c) Anton Riepler
Rückmeldungen über die „Weihnachts-Regenkrusten“. Je größer die Kreise, desto kurzfristiger die Meldungen. Vorwiegend wurden die Krusten unterhalb von 2600m gemeldet, entlang des Alpenhauptkammes mitunter etwas höher.
„Silvester- und Neujahrsneuschnee“ liegt bis etwa 2600m hinauf auf der „Weihnachts-Regenkruste“. Foto: 01.01.2024 (c) Robert Trost
In höheren Lagen wurde die Schneedecke vermehrt vom Wind geprägt. Zillertaler Alpen Foto: 04.01.2024 (c) LWD Tirol
Ein typisches Schneeprofil: „Silvester-Neujahrs-Neuschnee“ lagert auf einer Schmelzkruste. Darunter zwar schon aufbauende Umwandlung, aber bisher kein Indiz, dass sich diese bösartig entwickelt hätte. An der Schneeoberfläche etwas Windeinfluss
Zwei Regenkrusten samt Eislamellen vom 24.12. auf den 25.12. samt windbeeinflusstem „Silvester-Neujahrs-Schnee“. Unvollständiger Bruch; Altschneedecke stabil
Ab Neujahr wurden in Tirol von WintersportlerInnen nur kleine Schneebretter ausgelöst, wie dieses im Arlberggebiet. Foto: 03.01.2024 (c) Marvin Kärle

Vereinzelt Gleitschneeproblematik

Gleitschneelawinen bergen weiterhin ein gewisses Gefahrenpotential, auch wenn diese inzwischen nur mehr sehr vereinzelt beobachtet wurden. Dennoch: Wir raten unverändert: Haltet euch nicht im Bereich von Rissen in der Schneedecke auf. Gleitschneelawinen sind unberechenbar und vom Abgangszeitpunkt somit nicht vorhersehbar.

Ein Riss in der Schneedecke als Zeichen einer abgleitenden Schneedecke. Praxmarer Grieskogel. Foto: 01.01.2024 (c) Lukas Ruetz
Vergleiche oberes Bild: Noch am selben Tag ging diese Gleitschneelawine ab. Foto: 01.01.2024 (c) Lukas Ruetz
Auch wenn die Gleitschneeaktivität inzwischen deutlich abgenommen hat, gibt es ein gewisses (mancherorts aufgrund der Anzahl an Rissen) auch erhöhtes Gefahrenpotential. Foto: 27.12.2023 (c) Anton Riepler
Zwei WintersportlerInnen befinden sich bei der Abfahrt unterhalb eines markanten Gleitschneerisses. Ein gewisses Risiko… Kellerjoch. Foto: 02.01.2024 (c) Reinhold Oblak