Die Schneedecke hat sich auch aufgrund der überdurchschnittlich warmen Temperaturen deutlich gesetzt, die Lawinengefahr ist zurückgegangen. Was bleibt: Eine anhaltende Gleitschneeproblematik und ein an Bedeutung abnehmendes Triebschneeproblem in großen Höhen. Eingegangen wird kurz auch noch auf den Lawinenunfall im Bereich der Rofelewand im Pitztal.
Starkniederschläge und Sturm – ein Rückblick
Wie vorhergesagt, sind in weiten Teilen Tirols große Niederschlagsmengen gefallen. Die Regengrenze pendelte meist zwischen 1200m und 1800m mit Schwerpunkt um 1200m. Der Sturm war außergewöhnlich und verfrachtete nicht nur enorme Mengen an Schnee, sondern formte auch die derzeitige Schneeoberfläche. Entsprechend fordernd ist aktuell auch die Schneequalität zum Skifahren: feuchte bzw. nasse Schneedecke / Bruchharsch / tragende Winddeckel / Windgangeln / vereinzelt kurzfristig allerdings auch Firn / selten Pulverschnee!
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Lawinenaktivität
Die Meldungen über Lawinenaktivität während der Sturmphase waren unterschiedlich. Die meisten spontanen Schneebrettlawinen sind – wie vorhergesagt – an der Grenze zur vormaligen Altschneeoberfläche oder aber im Neuschnee während des Sturms gebrochen. Häufig waren die Anrisse zum Zeitpunkt der Wetterbesserung bereits (teilweise) überweht. Sehr große spontane Lawinen sind uns nur sehr vereinzelt gemeldet worden. Eine davon war die Unfalllawine beim Rappenkopf bzw. Rofelewand am Geigenkamm, von der eine Person verschüttet wurde. Die Suchaktion ist aktuell noch im Gange. (Mehr dazu weiter unten.)
Auffallend waren die gegen Ende des Niederschlags teilweise sehr guten Sprengerfolge in größeren Höhen. Dort, wo während der noch stürmischen Phase nicht unmittelbar gesprengt werden konnte, also wo noch zumindest einen Tag gewartet wurde, konnten hingegen nur mehr vereinzelt gute Erfolge erzielt werden.
Die Gleitschneeproblematik besteht weiterhin und wurde durch die neuerliche Schneeauflast und den Regen zumindest kurzfristig nochmals verstärkt. Zudem beobachtete man ab dem Zeitpunkt der Wetterbesserung samt Erwärmung vermehrt feuchte bis nasse Lockerschneelawinen aus extrem steilem, besonnten Gelände.
Vorsorglich wurden am 22.12. abends einige Straßen in Tirol aufgrund der drohenden Lawinengefahr gesperrt, wie z.B. Straßen im hinteren Ötztal.
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Lawinenunfall Rofelewand vom 23.12.2023
Kurzer Sachverhalt
Am Samstagvormittag, 23.11. stieg ein Skitourengeher von Scheibe in der Gemeinde St. Leonhard im Pitztal über die Arzleralm in Richtung Rappenkopf auf. Im Bereich eines ausgeprägten, flachen Bodens westlich des Rappenkopfes auf rund 2200m wurde der Tourengeher von einer spontanen Lawine erfasst und total verschüttet.
Ein weiterer einzelner Skitourengeher, welcher in den Spuren des vorangegangenen Wintersportlers aufstieg, gelangte in den Nachmittagsstunden in den Bereich des Lawinenkegels. Er bemerkte, dass die Aufstiegsspur von der Lawinenablagerung überdeckt war und konnte keine Ausfahrtspuren feststellen. In weiterer Folge wurde die Bergrettung alarmiert und eine Suchaktion eingeleitet, welche nach Einbruch der Dunkelheit abgebrochen und am darauffolgenden Sonntag, 24.12. fortgesetzt wurde. Aufgrund der großen Dimensionen des Lawinenkegels blieb die Suche bisher ergebnislos.
Aufgrund einer eingegangenen Vermisstenmeldung ist davon auszugehen, dass es sich bei der von der Lawine erfassten Person um einen 46- jährigen Einheimischen handelt.
Analyse
Ab Donnerstagabend, 21.12. und bis am Morgen des Lawinenabgangs schneite es im Bereich des Kaunergrats zwischen 50 und 70cm. Das markante Niederschlagereignis wurde von stürmischem W/NW- Wind begleitet, welcher auch nach Ende der intensiven Schneefälle noch anhielt. Während dieses Ereignisses wurden große Mengen an Neu- und Triebschnee in den in Richtung Nordwest etwas geschützten Bereich unterhalb der Rofelewand eingetragen und dort abgelagert. Unserer Vermutung nach, löste sich zunächst ein vergleichsweise kleines Triebschneebrett aus dem Wandbereich der Rofelewand. Diese Schneemassen lösten beim Aufprall auf den darunter befindlichen Hang im oberen Bereich des Plösmesferners in weiterer Folge ein größeres Schneebrett aus, welches mit viel Energie in der Sturzbahn noch große Mengen an Schnee mitriss (und z.T. weitere Schneebrettlawinen auslösen konnte). Als Schwachschichten dienten vermutlich weichere Schichten innerhalb des Neu- und Triebschneepaketes bzw. lockerer Neuschnee am Übergang zur Altschneeoberfläche.

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Wie geht es weiter?
Wir befinden uns inmitten des Weihnachtstauwetters mit überdurchschnittlichen Lufttemperaturen. In der Nacht vom 24.12. auf den 25.12. regnete es gebietsweise bis etwa 2600m leicht. Die Schneedecke ist zumindest in tiefen und mittleren Lagen Nullgrad- isotherm.
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Gleitschneelawinen als Hauptproblem
Die Störanfälligkeit der kürzlich gebildeten Triebschneepakete geht deutlich zurück. Was bleibt: Gleitschneelawinen, die auf steilen, glatten Flächen – bevorzugt Wiesenhängen – abgleiten. Gleitschneelawinen können aufgrund der in der Höhe überdurchschnittlichen Schneehöhen groß werden. Meidet deshalb Bereiche, wo sich Risse in der Schneedecke aufgetan haben.
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