Großteils günstige Verhältnisse – schwacher tageszeitlicher Anstieg der Lawinengefahr

Entlang des Alpenhauptkamms sowie in den Föhngebieten Nordtirols sind frische Triebschneeansammlungen vereinzelt störanfällig. Die Gefahrenstellen liegen vor allem an sehr steilen Schattenhängen und sind gut zu erkennen. Im Tagesverlauf nimmt aufgrund der Durchfeuchtung der Schneedecke an extrem steilen Sonnenhängen die Auslösebereitschaft von nassen Gleitschnee- und Lockerschneelawinen etwas zu. Allgemein ist und bleibt die Lawinensituation hin zum Wochenende aber meist günstig. In der neuen Woche wird das Wetter deutlich wechselhafter – viel Niederschlag kündigt sich aber vorerst nicht an.

Vereinzelte Gefahrenstellen im extremen Steilgelände

In Hinblick auf die Lawinengefahr gibt es derzeit zwei tendenziell eher schwach ausgeprägte Gefahrenmomente: Einerseits haben sich mit starkem Südföhn entlang des Alpenhauptkamms und in den Föhngebieten Nordtirols in den vergangenen Tagen frische Triebschneeansammlungen gebildet. Diese wurden an Schattenhängen auf einer lockeren, kantig aufgebauten Schneeoberfläche abgelagert und sind dort vereinzelt durch Personen auslösbar. Die Triebschneepakete sind meist klein – am östlichen Alpenhauptkamm vereinzelt mittelgroß – und gut zu erkennen. Vorsicht vor allem im sehr steilen Gelände, hinter Geländekanten, in Rinnen und Mulden.

Wie an der Wetterstation am Hochgasser in der Granatspitzgruppe gut ersichtlich, setzte am Dienstag, 04.03. starker Südwind ein…
Wie an der Wetterstation am Hochgasser in der Granatspitzgruppe gut ersichtlich, setzte am Dienstag, 04.03. starker Südwind ein…
…dieser sorgte wie hier, an der Schwarzen Wand unterhalb des Großvenedigers, für umfangreiche Verfrachtung des lockeren Schnees an der Schneeoberfläche (©Peter Fuetsch, 05.03.2025).
…dieser sorgte wie hier, an der Schwarzen Wand unterhalb des Großvenedigers, für umfangreiche Verfrachtung des lockeren Schnees an der Schneeoberfläche (©Peter Fuetsch, 05.03.2025).
Die Prognose der Luftdruckdifferenz Bozen – Innsbruck gibt Auskunft über Richtung und Stärke des Föhns. Demnach verliert der Südföhn morgen Freitag, 07.03. und Samstag etwas ans Stärke, bevor der Wind am Sonntag wieder stärker bläst (©Landeswetterdienst Südtirol).
Die Prognose der Luftdruckdifferenz Bozen – Innsbruck gibt Auskunft über Richtung und Stärke des Föhns. Demnach verliert der Südföhn morgen Freitag, 07.03. und Samstag etwas ans Stärke, bevor der Wind am Sonntag wieder stärker bläst (©Landeswetterdienst Südtirol).
Frische Triebschneeansammlungen können v.a. im sehr steilen Gelände vereinzelt als meist kleine Lawine ausgelöst werden. Im Bild ein kleines Schneebrett, welches vergangenes Wochenende an der Kraspesspitze in den Stubaier Alpen durch eine Person ausgelöst wurde (©Barbara Fink, 02.03.2025).
Frische Triebschneeansammlungen können v.a. im sehr steilen Gelände vereinzelt als meist kleine Lawine ausgelöst werden. Im Bild ein kleines Schneebrett, welches vergangenes Wochenende an der Kraspesspitze in den Stubaier Alpen durch eine Person ausgelöst wurde (©Barbara Fink, 02.03.2025).

Zudem nimmt im Tagesverlauf durch die Durchnässung der Schneedecke an Sonnenhängen die Auslösebereitschaft von meist kleinen nassen Lockerschneelawinen zu. Hauptbetroffen ist aufgrund der geringen Luftfeuchtigkeit derzeit noch vorwiegend der Südsektor (SO-S-SW). Hier ist die Schneedecke bereits isotherm – viel spontane Lockerschneeaktivität hat sich bereits vor rund zwei Wochen abgespielt. Gleichzeitig ist an steilen Südhängen die Ausaperung vielerorts schon weit fortgeschritten – Gefahrenstellen sind also eher selten und der tageszeitliche Gang schwach ausgeprägt.

Hochdruckwetter und trockene Luft sorgt dafür, dass die Ausaperung sehr stark von der Sonneneinstrahlung und somit von Hangausrichtung und Hangsteilheit abhängt. Entsprechend markant zeigen sich auch die Ausaperungsmuster (©LWD Tirol, 06.03.2025).
Hochdruckwetter und trockene Luft sorgt dafür, dass die Ausaperung sehr stark von der Sonneneinstrahlung und somit von Hangausrichtung und Hangsteilheit abhängt. Entsprechend markant zeigen sich auch die Ausaperungsmuster (©LWD Tirol, 06.03.2025).
In Tallagen sowie an Sonnenhängen liegt nur noch sehr wenig Schnee (©Rudi Mair, 03.03.2025).
In Tallagen sowie an Sonnenhängen liegt nur noch sehr wenig Schnee (©Rudi Mair, 03.03.2025).

Auch verursacht der durch die Schmelze provozierte Wassereintrag in die Schneedecke eine etwas erhöhte Gleitaktivität auf steilem, glatten Untergrund. Auch hier sind die Sonnenhänge vermehrt betroffen. Gefahrenbereiche können durch das Vorhandensein von Gleitschneerissen erkannt werden. Diese sollten möglichst gemieden oder schnell passiert werden.

Der vermehrte Wassereintrag aufgrund von oberflächennahen Schmelzprozessen – hin zur Grenzfläche zwischen Boden und Schneedecke, sorgt für verringerte Reibung und somit erhöhte Gleitaktivität. Dies naturgemäß vermehrt an Sonnenhängen. Bild vom Stanskogel in Richtung St. Anton am Arlberg (©Kristian Rath, 05.03.2025).
Der vermehrte Wassereintrag aufgrund von oberflächennahen Schmelzprozessen – hin zur Grenzfläche zwischen Boden und Schneedecke, sorgt für verringerte Reibung und somit erhöhte Gleitaktivität. Dies naturgemäß vermehrt an Sonnenhängen. Bild vom Stanskogel in Richtung St. Anton am Arlberg (©Kristian Rath, 05.03.2025).
Während steile Südhänge bis weit hinauf durchfeuchtet und bis zum Boden hin 0- Grad isotherm sind...
Während steile Südhänge bis weit hinauf durchfeuchtet und bis zum Boden hin 0- Grad isotherm sind…
…ist die Schneedecke an Ost- und Westhängen oft noch kalt. Dies hat damit zu tun, dass die Schneeoberfläche gerade bei geringer Luftfeuchtigkeit und wolkenlosem Himmel Wärme sehr gut abstrahlen kann und damit kalt bleibt.
…ist die Schneedecke an Ost- und Westhängen oft noch kalt. Dies hat damit zu tun, dass die Schneeoberfläche gerade bei geringer Luftfeuchtigkeit und wolkenlosem Himmel Wärme sehr gut abstrahlen kann und damit kalt bleibt.

Ab Anfang nächster Woche wechselhafter

Am Sonntag zieht im Tagesverlauf erstmals wieder dichtere Bewölkung auf und mit Wochenbeginn steht wechselhaftes Wetter ins Haus. Im Detail ist die Prognose noch sehr unsicher, allzu viel Niederschlag darf man sich laut Meteorologen vorerst jedoch nicht erhoffen. Zumindest bis Wochenmitte bleibt es zudem recht mild.

Akkumulierte Neuschneeprognose für die Region Kühtai-Geigenkamm auf rund 2500m. Die Unsicherheit der Modellprognose ist mit den blau hinterlegten Bereichen dargestellt (©GeoSphere Austria).
Akkumulierte Neuschneeprognose für die Region Kühtai-Geigenkamm auf rund 2500m. Die Unsicherheit der Modellprognose ist mit den blau hinterlegten Bereichen dargestellt (©GeoSphere Austria).

Vergangene Woche in Bildern

Der Neuschnee Mitte letzter Woche fiel verbreitet mit nur wenig Wind. Im Bild kammnahe Windzeichen am Kärlskopf in den Deferegger Alpen (©Alois Mariacher, 28.02.2025).
Der Neuschnee Mitte letzter Woche fiel verbreitet mit nur wenig Wind. Im Bild kammnahe Windzeichen am Kärlskopf in den Deferegger Alpen (©Alois Mariacher, 28.02.2025).
Gefahrenstellen für trockene Schneebrettlawinen waren in den darauffolgenden Tagen nur vereinzelt, in Form von kammnahen, meist kleinen Triebschneepaketen anzutreffen (© Stefan Ortner, 28.02.2025).
Gefahrenstellen für trockene Schneebrettlawinen waren in den darauffolgenden Tagen nur vereinzelt, in Form von kammnahen, meist kleinen Triebschneepaketen anzutreffen (© Stefan Ortner, 28.02.2025).
Zudem konnte der lockere, ungebundene Neuschnee im extremen Steilgelände auf teils harter Unterlage als trockene Lockerschneelawine (oder Sluff) ausgelöst werden. Stubaier Gletscher (©Günter Chwojan, 28.02.2025).
Zudem konnte der lockere, ungebundene Neuschnee im extremen Steilgelände auf teils harter Unterlage als trockene Lockerschneelawine (oder Sluff) ausgelöst werden. Stubaier Gletscher (©Günter Chwojan, 28.02.2025).
Im besonnten extrem steilen Gelände lösten sich mit der Sonneneinstrahlung spontane feuchte Lockerschneerutsche. Östliche Tuxer Alpen (©Stefan Leo, 01.03.2025).
Im besonnten extrem steilen Gelände lösten sich mit der Sonneneinstrahlung spontane feuchte Lockerschneerutsche. Östliche Tuxer Alpen (©Stefan Leo, 01.03.2025).
Vielerorts konnten schattseitig – dort wo Steinkontakt kein Thema war, wie hier am Gepatschgletscher – feine Schwünge im Pulverschnee mit bestem Wetter genossen werden (©Martin Santeler, 01.03.2025).
Vielerorts konnten schattseitig – dort wo Steinkontakt kein Thema war, wie hier am Gepatschgletscher – feine Schwünge im Pulverschnee bei bestem Wetter genossen werden (©Martin Santeler, 01.03.2025).

Klimabilanz: Trocken aber sonnig

Im Monat Februar fiel in Tirol laut GeoSphere Austria um 74% weniger Niederschlag als im langjährigen Mittel. Die Sonne schien dafür um 20% länger. Kaum verwunderlich also, dass sich auch die Lawinengefahr seit nunmehr über einen Monat in ganz Tirol zwischen gering und mäßig bewegt.

Im Übrigen wurde mit Ende des meteorologischen Winters auch der Winterbericht der GeoSphere Austria veröffentlicht. Der Winter 2024/25 gehört österreichweit zu den 10 trockensten Wintern seit Messbeginn 1858 (Tirol: -28% vom Mittel).  

Aufgrund der Starkschneefälle Mitte September lag im Herbst in Seehöhen oberhalb 1500m in Österreich noch überdurchschnittlich viel Schnee. Seit Mitte Januar liegen die gemessenen Schneehöhen am Minimum der vergangenen 60 Jahre (©GeoSphere Austria).
Aufgrund der Starkschneefälle Mitte September lag im Herbst in Seehöhen oberhalb 1500m in Österreich noch überdurchschnittlich viel Schnee. Seit Mitte Januar liegen die gemessenen Schneehöhen am Minimum der vergangenen 60 Jahre (©GeoSphere Austria).
Auch unser Beobachter in Boden in den Lechtaler Alpen hat seit Messbeginn 1960 Anfang März noch nie eine geringere Schneehöhe aufgezeichnet, als jene in diesen Tagen.
Auch unser Beobachter in Boden in den Lechtaler Alpen hat seit Messbeginn 1960 Anfang März noch nie eine geringere Schneehöhe aufgezeichnet, als jene in diesen Tagen.