Eine Person löste diese nasse Lockerschneelawine im extrem steilen Gelände während der Abfahrt aus. (© Alois Mariacher, 22.02.2025)

Vereinzelte Gefahrenstellen

Während der vergangenen Woche herrschte meist geringe, gebietsweise mäßige Lawinengefahr. Vorherrschend waren ein überschaubares Triebschneeproblem und ein wenig ausgeprägtes Altschneeproblem. Ab Sonntag, den 02.03.2025 etabliert sich ein kräftiges Hochdruckgebiet. Bei frühlingshaften Temperaturen wird die häufig gering mächtige Schneedecke in besonnten Hängen zusehends feucht bzw. nass. Dort ist nach klaren Nächten bei guter Zeiteinteilung wohl mit „Firnverhältnissen“ zu rechnen.

Kleine Triebschneepakete v.a. im Südosten des Landes

Zwischen Dienstag, 25.02. und Donnerstag, 27.02.2025 hat es gebietsweise etwas geschneit. Häufig waren es weniger als 10cm. Am meisten Schnee ist im Osten und Südosten des Landes mit bis zu 25cm gefallen. Der Wind wehte schwach bis mäßig. Stellenweise bildeten sich somit eher kleine Triebschneepakete. Diese frischen, gut erkennbaren Triebschneepakete können allerdings (kurzfristig) recht leicht durch WintersportlerInnen ausgelöst werden. Solche Gefahrenstellen findet man v.a. im kammnahen, sehr steilen Gelände, sowie in sehr steilen Rinnen und Mulden. Beachtet v.a. auch die Mitreiß- und Absturzgefahr im extrem steilen Gelände.

48h-Niederschlagssumme von Donnerstag, 27.02.2025. Konzentration im Osten und Südosten des Landes (© GSA)
48h-Niederschlagssumme von Donnerstag, 27.02.2025. Konzentration im Osten und Südosten des Landes (© GSA)

Vereinzelte Gefahrenstellen im Altschnee

In den Regionen südlich des Inns haben wir es zudem noch an sehr wenigen Stellen mit einer störanfälligen Altschneedecke zu tun. Die Gefahrenstellen sind schwer zu erkennen und befinden sich v.a. oberhalb etwa 2200m vorwiegend in sehr steilen Schattenhängen. Dort, wo es mehr geschneit hat – insbesondere in den Nördlichen Zillertaler Alpen, der Venediger Gruppe und dem südlichen Osttirol – kann der Neuschnee die „Bretteigenschaft“ erhöhen. Dadurch steigt die Störanfälligkeit etwas an. Überdies können mit dem ab Ende dieser Woche vorhergesagten Hochdruckeinfluss mit Erwärmung und Sonneneinstrahlung – bei fortschreitender Durchnässung der Schneedecke – vermehrt auch West- und Osthänge in der Höhe gefährdet sein.

Die Abfolge von oberflächennahen weichen Schichten, einem mehr oder weniger härteren, mittleren Stock und wiederum bodennahen, weicheren Schichten ist in Nordhängen recht typisch. Stabilitätstests zeigen vereinzelt noch eine gute Bruchfortpflanzung. Dringt in die bodennahe Schwachschicht Wasser ein, erhöht dies die Störanfälligkeit der Schneedecke.
Die Abfolge von oberflächennahen weichen Schichten, einem mehr oder weniger härteren, mittleren Stock und wiederum bodennahen, weicheren Schichten ist in Nordhängen recht typisch. Stabilitätstests zeigen vereinzelt noch eine gute Bruchfortpflanzung. Dringt in die bodennahe Schwachschicht Wasser ein, erhöht dies die Störanfälligkeit der Schneedecke.
Profil im unmittelbaren Nahbereich des oben abgebildeten Profils. Hier fehlt inzwischen das Brett innerhalb der Schneedecke - eine notwendige Voraussetzung für Schneebrettlawinen.
Profil im unmittelbaren Nahbereich des oben abgebildeten Profils. Hier fehlt inzwischen das Brett innerhalb der Schneedecke – eine notwendige Voraussetzung für Schneebrettlawinen.

Rückblick auf die vergangene Woche

Wechselhaftes Wetter, anfangs warm, Durchfeuchtung, dann kälter

Die vergangene Woche war von eher wechselhaftem Wetter geprägt. Auffallend war die anfangs überdurchschnittlich warme Witterung. Die Schneedecke wurde in extrem steilen Sonnenhängen zumindest bis etwa 2500m hinauf feucht bzw. sogar tiefgründiger nass.

Typisch für die vergangene Woche: Sonne, Wolken, hie und da gebietsweise etwas Niederschlag. Silvretta (© LWD Tirol, 23.02.2025)
Typisch für die vergangene Woche: Sonne, Wolken, hie und da gebietsweise etwas Niederschlag. Silvretta (© LWD Tirol, 23.02.2025)
Ein während der Woche abfallender Temperaturtrend, immer wieder etwas Wind, Durchfeuchtung der Schneedecke. Letztere erkennt man an der Schneeoberflächentemperatur (erreicht immer wieder 0°C) und dem Taupunkt, der teilweise sogar über 0°C angestiegen ist (Schmelzprozess ist dann voll im Gange)
Ein während der Woche abfallender Temperaturtrend, immer wieder etwas Wind, Durchfeuchtung der Schneedecke. Letztere erkennt man an der Schneeoberflächentemperatur (erreicht immer wieder 0°C) und dem Taupunkt, der teilweise sogar über 0°C angestiegen ist (Schmelzprozess ist dann voll im Gange)
Isotherme Schneedecke (durchgängig 0°C) in einem sehr steilen Südhang auf 2405m in den Westlichen Lechtaler Alpen.
Isotherme Schneedecke (durchgängig 0°C) in einem sehr steilen Südhang auf 2405m in den Westlichen Lechtaler Alpen.

Einige, meist kleine Lawinenabgänge

Die angesprochene Durchnässung der Schneedecke bewirkte eine Schwächung der Schneedecke. Insbesondere zwischen Freitag , dem 21.02. und Sonntag, dem 24.02. beobachtete man vermehrt, meist kleine Gleitschneelawinen oder Lockerschneelawinen. Letztere konnten von WintersportlerInnen im extrem steilen Gelände immer wieder ausgelöst werden.

Kleine Gleitschnee- und Lockerschneelawinen in den Östlichen Tuxer Alpen (© Stefan Pichlsberger)
Kleine Gleitschnee- und Lockerschneelawinen in den Östlichen Tuxer Alpen (© Stefan Pichlsberger, 24.02.2025)
Lockerschneerutsche neben einer kürzlich abgegangenen Gleitschneelawine, Gurgler Gruppe (© LWD Tirol, 22.02.2025)
Lockerschneerutsche neben einer kürzlich abgegangenen Gleitschneelawine, Gurgler Gruppe (© LWD Tirol, 22.02.2025)
Eine 3-er Gruppe befand sich im Aufstieg Richtung Löffelspitze in den Nördlichen Zillertaler Alpen (Skier wurden aufgrund der Steilheit abgeschnallt). Dabei löste sich dieses Schneebrett. 1 Person wurde mitgerissen und verletzt und musste in das Krankenhaus geflogen werden. (© Alpinpolizei, 22.02.2025)
Eine 3-er Gruppe befand sich im Aufstieg Richtung Löffelspitze in den Nördlichen Zillertaler Alpen (Skier wurden aufgrund der Steilheit abgeschnallt). Dabei löste sich dieses Schneebrett. 1 Person wurde mitgerissen und verletzt und musste in das Krankenhaus geflogen werden. (© Alpinpolizei, 22.02.2025)

Weiterhin zu wenig Schnee für die Jahreszeit

Der schneearme Winter hält an. Schaut man sich die Stationen unserer langjährigen Beobachter an, so verzeichnet man dort meist (deutlich) unterdurchschnittliche Schneehöhen für diese Jahreszeit.

Beobachterstation Boden im Lechtal. (Messreihe seit 1960). Die aktuelle Schneehöhe liegt nur geringfügig über dem bisherigen Minimalwert.
Beobachterstation Boden im Lechtal. (Messreihe seit 1960). Die aktuelle Schneehöhe liegt nur geringfügig über dem bisherigen Minimalwert.
Sonnenhänge sind in tiefen und mittleren Lagen häufig aper. Defereggental (© Daniel Kleinlercher, 23.02.2025)
Sonnenhänge sind in tiefen und mittleren Lagen häufig aper. Defereggental (© Daniel Kleinlercher, 23.02.2025)

Sonstiges

Im freien Gelände müssen SkitourengeherInnen weiterhin auf eine erhöhte Verletzungsgefahr durch Steinkontakt achten. Guten Schnee findet man aktuell noch in den neuschneereichen Gebieten oder aber in windgeschützten Schattenhängen in größeren Höhen. Ansonsten variiert die Schneequalität auf kleinem Raum recht stark. Ebenso sind viele Skitourenziele inzwischen stark verspurt.

Intensiv verspurtes Tourengelände, wie hier im Bieltal (© LWD Tirol, 24.02.2025)
Intensiv verspurtes Tourengelände, wie hier im Bieltal (© LWD Tirol, 24.02.2025)
Die glänzende Schneeoberfläche bezeichnet man als "Firnspiegel". Dieser hat nichts mit guten "Firnverhältnissen" zu tun. Die Schneedecke wurde dort durch Strahlungs- und Wärmeeinfluss oberflächig feucht und anschließend durch etwas Windeinfluss oberflächig gefroren. An der Schneeoberfläche befindet sich dort somit eine dünne Eislamelle. Gurgler Gruppe (© LWD Tirol, 22.02.2025)
Die glänzende Schneeoberfläche bezeichnet man als „Firnspiegel“. Dieser hat nichts mit guten „Firnverhältnissen“ zu tun. Die Schneedecke wurde dort durch Strahlungs- und Wärmeeinfluss oberflächig feucht und anschließend durch etwas Windeinfluss oberflächig gefroren. An der Schneeoberfläche befindet sich dort somit eine dünne Eislamelle. Gurgler Gruppe (© LWD Tirol, 22.02.2025)
An der Windstation des Hochgassers in der Venedigergruppe hat sich kürzlich Anraum gebildet. (© Peter Fuetsch, 27.02.2025)
An der Windstation des Hochgassers in der Venedigergruppe hat sich kürzlich Anraum gebildet. (© Peter Fuetsch, 27.02.2025)