Gefahrenstellen für trockene Schneebrettlawinen sind nur mehr sehr vereinzelt anzutreffen. Diese liegen v.a. an extrem steilen Schattenhängen oberhalb rund 2400m. Mit milden Temperaturen und Sonneneinstrahlung nimmt die Auslösebereitschaft von nassen Lockerschneerutschen und Gleitschneelawinen etwas zu. Allgemein herrschen günstige Bedingungen – die Verletzungsgefahr infolge von Steinkontakt überwiegt derzeit die Lawinengefahr.
Wenige Gefahrenstellen im extremen Steilgelände
Recht beständiges Hochdruckwetter hat seit der Niederschläge Ende letzter Woche dazu geführt, dass der (meist wenige) Neuschnee aufbauend umgewandelt und entsprechend bindungsarm wurde. In diesem wenig gebundenen Schnee können sich Brüche in Schwachschichten nicht mehr gut fortpflanzen, da das notwendige „Brett“ fehlt. Schneebrettlawinen werden in der Folge immer unwahrscheinlicher.


[ Exkurs: Der Prozess der aufbauenden Umwandlung ist besonders während Hochdruckwetter ausgeprägt, weil die Schneeoberfläche hier Wärme in Form von langwelliger Strahlung abgeben kann, welche zu einer starken Abkühlung der Schneeoberfläche führt. Bei bewölktem Himmel reflektieren hingegen die Wolken die langwellige Strahlung und werfen sie auf die Erdoberfläche zurück – die Schneeoberflächentemperatur gleicht sich dadurch der Lufttemperatur an. Aufgrund der starken Abkühlung der Schneeoberfläche entsteht ein starker Temperaturgradient in den obersten 10 bis 20 cm der Schneedecke – welcher bekanntlich zu verstärkter aufbauender Umwandlung und der Bildung von kantigen Kristallen führt. ]
Die Gefahrenstellen für trockene Schneebrettlawinen sind in den vergangenen Tagen aufgrund dieser Entwicklung immer seltener geworden:
Einzelne Gefahrenstellen finden sich vor allem im extrem steilen Gelände (>40°) und vorwiegend in Kammlagen, wo gut sichtbare, teils harte Triebschneepakete noch als kleine Lawine ausgelöst werden können. Hier ist v.a. die Absturzgefahr infolge von Geländefallen (z.B. darunter befindliche Felsabbrüche) zu beachten.

Mit Hinblick auf das Altschneeproblem haben uns seit den Personenauslösungen am vergangenen Wochenende (siehe unten) keine Rückmeldungen mehr über weitere Abgänge erreicht. Auch hier dürften Gefahrenstellen kaum mehr anzutreffen sein. Am ungünstigsten sind hier ebenfalls kammnahe, extrem steile und wenig befahrene Hänge in West-, Nord- und Ostausrichtung oberhalb 2400m.
Mit den milden Temperaturen – die Nullgradgrenze steigt morgen Freitag, 21.02. vorübergehend gegen 3000m an – und Sonneneinstrahlung wird die Schneedecke an Südhängen aufgeweicht und verliert dadurch oberflächlich an Festigkeit. Dadurch steigt die Auslösebereitschaft von kleinen nassen Lockerschneelawinen an extrem steilen Südhängen etwas an. Mit dem Wassereintrag in die Schneedecke nimmt an steilen Grashängen v.a. im Nordwesten Nordtirols auch die Gleitaktivität wieder etwas zu. Bereiche unterhalb von Gleitschneerissen sollten gemieden werden.


Rückblick: Kurzzeitig erhöhte Störanfälligkeit am vergangenen Wochenende
Der Neuschnee von Ende letzter Woche fiel nördlich des Alpenhauptkamms meist bei recht windschwachen Verhältnissen. Entsprechend gut war auch die Schneequalität am darauffolgenden sonnigen Wochenende. Viele WintersportlerInnen waren unterwegs, um die meist recht günstigen Bedingungen auszukosten. Der Neuschnee war Abseits von Kamm- und Passlagen locker und ungebunden – es wurden viele auch sehr steile Abfahrten unternommen.


Neben einigen Auslösungen von kleineren, kammnahen Triebschneepaketen, wurden am Samstag, 15.02. in den Stubaier Alpen auch zwei mittelgroße Schneebrettlawinen im bodennahen Altschnee von Personen ausgelöst. Hier reichte die Neuschneeauflast offensichtlich, um die Bretteigenschaften oberhalb der bodennahen Schwachschichten kurzzeitig wieder etwas zu verbessern. Alle an den Lawinenereignissen beteiligten Personen blieben unverletzt.




In Osttirol wurde der Schneefall von teils starkem Wind begleitet. Es bildeten sich Triebschneeansammlungen, welche auf einer allgemein geringmächtigen, teils schwachen Schneedecke abgelagert wurden. Auch hier wurde uns am Samstag eine Personenauslösung einer mittelgroßen Schneebrettlawine rückgemeldet.



Zunehmender Störungseinfluss ab Mitte nächster Woche
Während es am kommenden Wochenende bei einem Mix aus Sonne und Wolken recht freundlich und trocken bleibt, kündigt sich ab Dienstag etwas Niederschlag an. Damit steigt dann aller Voraussicht auch die Gefahr von trockenen Lawinen wieder etwas an.
