Stellenweise (noch) recht gute Schneequalität (© LWD Tirol, 06.02.2025)

Allgemein recht günstige Lawinensituation – keine größeren Änderungen in Sicht

Seit den letzten ergiebigen Schneefällen am Dienstag, 28. Jänner und der darauffolgenden recht lawinenaktiven Zeit hat sich die Situation seither sukzessive gebessert. Schneebrettlawinen können nur mehr an wenigen Stellen im Altschnee ausgelöst werden. Denkbar ist dies v.a. noch an sehr steilen, wenig befahrenen und eher kammnahen Steilhängen, besonders im Sektor West über Nord bis Ost. Schattenhänge sind oberhalb etwa 2200m betroffen, West- und Osthänge oberhalb etwa 2800m. Mit starkem Südföhn entstehen in den nächsten Tagen kleine Triebschneeansammlungen – diese sollten besonders im absturzgefährdeten Gelände gemieden werden. Dort wo der Föhn in den nächsten Tagen nicht durchgreift, findet sich an geschützten Schattenhängen noch guter Pulverschnee. Neuschnee ist derzeit keiner in Aussicht.

Wenige Gefahrenstellen für Lawinenauslösungen im Altschnee

Im Westen sowie allgemein südlich des Inns herrscht in der Höhe noch mässige Lawinengefahr. Die Hauptgefahr geht dabei immer noch von Schwachschichten im Altschnee aus. Die aktuelle Gefahrenlage hat sich aber seit letzter Woche deutlich gebessert – diesen Schluss lassen die gemeldeten Personenauslösungen sowie allgemein Rückmeldungen aus dem Gelände zu. Dies hat damit zu tun, dass sich einerseits die kantig aufgebauten Schwachschichten etwas verfestigen konnten. Andererseits hat das Hochdruckwetter der vergangenen Tage dazu geführt, dass die Schneedecke von der Oberfläche her zusehends aufbauend umgewandelt wurde. Durch die aufbauende Umwandlung wurde Neu- und Triebschnee in kantige Formen umgewandelt. Diese kantigen Kristalle weisen weniger Bindungen zueinander auf und der Schnee ist dadurch locker und kohäsionslos. Naturgemäß verliert der Schnee damit auch seine (Schnee-)Bretteigenschaften zusehends und Brüche können dadurch immer schlechter fortgepflanzt werden.

An kammnahen Hängen findet man stellenweise aber noch Bereiche, wo über den Schwachschichten im unteren Teil der Schneedecke älterer, harter Triebschnee lagert. Dieser ist mitunter noch in der Lage, Brüche zu übertragen, wenngleich die Oberfläche bereits stark aufbauend umgewandelt ist. Gezeigt hat dies unter anderem ein glimpflich ausgegangenes Lawinenereignis am Mataunkopf (Glockturmgruppe) am Dienstag, 04.02. Derartige Gefahrenstellen sind eher selten und liegen besonders an sehr steilen (>35 Grad) West-, Nord- und Osthängen. Tendenziell am ungünstigsten sind die Gebiete entlang des Alpenhauptkamms sowie das Osttirol.

Die vergangene Woche an der Wetterstation Gampberg in der Westl. Verwallgruppe: die geringe Luftfeuchtigkeit hat dazu geführt, dass die Schneedecke Wärme gut abstrahlen konnte. Entsprechend kalt wurde auch die Schneeoberfläche (graue Linie in der zweiten Grafik von oben). Dies bewirkt einen großen Temperaturgradienten in Oberflächennähe und führt somit zu verstärkter aufbauender Umwandlung.
Die vergangene Woche an der Wetterstation Gampberg in der Westl. Verwallgruppe: die geringe Luftfeuchtigkeit hat dazu geführt, dass die Schneedecke Wärme gut abstrahlen konnte. Entsprechend kalt wurde auch die Schneeoberfläche (graue Linie in der zweiten Grafik von oben). Dies bewirkt einen großen Temperaturgradienten in Oberflächennähe und führt somit zu verstärkter aufbauender Umwandlung.
Die zusehends kohäsionslose Schneedecke kann Brüche nicht mehr so gut fortpflanzen und großflächige Auslösungen von Schneebrettlawinen – wie hier an einem am Silleskogel (Valsertal, Nord, 2400m) vergangenen Freitag, 31.01. – werden dadurch immer unwahrscheinlicher (©Wolfgang Holzhammer, 02.02.2025).
Die zusehends kohäsionslose Schneedecke kann Brüche nicht mehr so gut fortpflanzen und großflächige Auslösungen von Schneebrettlawinen – wie hier am Silleskogel (Valsertal, Nord, 2400m) vergangenen Freitag, 31.01. – werden dadurch immer unwahrscheinlicher (©Wolfgang Holzhammer, 02.02.2025).
Allerdings gibt es v.a. kammnah vereinzelt noch Bereiche, wo oberhalb der Schwachschichten alter, harter Triebschnee lagert, welcher Bruchfortpflanzungen noch möglich macht (©LWD Tirol, 05.02.2025)…
Allerdings gibt es v.a. kammnah vereinzelt noch Bereiche, wo oberhalb der Schwachschichten alter, harter Triebschnee lagert, welcher Bruchfortpflanzungen noch möglich macht (©LWD Tirol, 05.02.2025)…
…Am Mataunkopf in der Glockturmgruppe kam es am Dienstag, 04.02. zu einem Lawinenereignis, bei welchem dieser Schneedeckenaufbau eine Rolle gespielt haben dürfte. Eine Person einer Zweiergruppe löste in der Einzelabfahrt an einem sehr steilen Westhang auf rund 2800m eine große Schneebrettlawine aus. Die Person konnte ausfahren, wurde somit nicht mitgerissen und blieb unverletzt (©LWD Tirol, 05.02.2025).
…Am Mataunkopf in der Glockturmgruppe kam es am Dienstag, 04.02. zu einem Lawinenereignis, bei welchem dieser Schneedeckenaufbau eine Rolle gespielt haben dürfte. Eine Person einer Zweiergruppe löste in der Einzelabfahrt an einem sehr steilen Westhang auf rund 2800m eine große Schneebrettlawine aus. Die Person konnte ausfahren, wurde somit nicht mitgerissen und blieb unverletzt (©LWD Tirol, 05.02.2025).
Schneedeckenuntersuchungen mit Hilfe der Flugpolizei im Nahbereich der Lawine am Mataunkopf (©Lukas Ruetz, 05.02.2025).
Schneedeckenuntersuchungen mit Hilfe der Flugpolizei im Nahbereich der Lawine am Mataunkopf (©Lukas Ruetz, 05.02.2025).

Kleine Triebschneeansammlungen beachten

Die Alpen geraten ab morgen Freitag, 07.02. in eine föhnige Südströmung. Nördlich des Alpenhauptkamms macht sich dies mit Südföhn bemerkbar. Dieser verfrachtet etwas lockeren Schnee von der Oberfläche und lagert diesen an Schattenhängen auf der aufgebaut umgewandelten Schneeoberfläche ab. Diese Triebschneeansammlungen sind nur klein, können aber von einzelnen Personen ausgelöst werden. Die Triebschneepakete sind aber gut erkennbar. Vorsicht vor allem im absturzgefährdetem Gelände.

Starker Südföhn sorgt ab morgen Freitag, 07.02. für etwas Schneeverfrachtung.
Starker Südföhn sorgt ab morgen Freitag, 07.02. für etwas Schneeverfrachtung.
Es werden sich kleine, störanfällige Triebschneeansammlungen bilden. Vorsicht in sehr steilen Rinnen und Mulden und besonders im absturzgefährdetem Gelände. Gefahrenbereiche sollten aber für das geübte Auge anhand von Windzeichen gut erkannt werden können. Im Bild das Ferwalltal mit bereits etwas älteren Windzeichen (©Lukas Ruetz, 05.02.2025).
Es werden sich kleine, störanfällige Triebschneeansammlungen bilden. Vorsicht v.a. in schattigen sehr steilen Rinnen und Mulden und besonders im absturzgefährdeten Gelände. Gefahrenbereiche sollten aber für das geübte Auge anhand von Windzeichen gut erkannt werden können. Im Bild das Ferwalltal mit bereits etwas älteren Windzeichen (©Lukas Ruetz, 05.02.2025).

Guter (recycelter) Pulverschnee

Abseits oben genannter Gefahrenmomente sind die Bedingungen derzeit recht gut. Skifahrerisch sind besonders windgeschützte, schattige Kare lohnend, wo der aufgebaute Schnee an der Oberfläche feinste Schwünge erlaubt. Der Föhn könnte sich in den nächsten Tagen hier allerdings etwas negativ auf die Schneequalität auswirken…

Sonnenhänge haben bis ins Hochgebirge bereits einen Schmelzharschdeckel an der Oberfläche. Tragfähig ist dieser vermutlich nur an Steilhängen im reinen Südsektor unterhalb etwa 2400m.

Feinster Pulver und recht gute Toruenverhältnisse im Bereich der Hohen Tauern in Osttirol. Im Hintergrund grüßt der Großvenediger (©Peter Fuetsch, 03.02.2025).
Feinster Pulver und recht gute Toruenverhältnisse im Bereich der Hohen Tauern in Osttirol. Im Hintergrund grüßt der Großvenediger (©Peter Fuetsch, 03.02.2025).
Auch in Stubaier Alpen kann in gut geschützten Mulden feiner Pulverschnee genossen werden. Mitunter muss allerdings auch noch auf Steinkontakt geachtet werden… (©LWD Tirol, 06.02.2025).
Auch in Stubaier Alpen kann in gut geschützten Mulden feiner Pulverschnee genossen werden. Mitunter muss allerdings auch noch auf Steinkontakt geachtet werden… (©LWD Tirol, 06.02.2025).
Während an Schattenhängen der Schnee mit dem aktuellen Hochdruckwetter recht gut „konserviert“ wird, apern Sonnenhänge vor allem unterhalb der Waldgrenze wieder aus… (©LWD Tirol, 05.02.2025).
Während an Schattenhängen der Schnee mit dem aktuellen Hochdruckwetter recht gut „konserviert“ wird, apern Sonnenhänge vor allem unterhalb der Waldgrenze wieder aus… (©LWD Tirol, 05.02.2025).

Der Blick in die Zukunft verspricht wenig Neues…

Laut Meteorologen behält das derzeitige wetterbestimmende Hoch über Europa zumindest bis Monatsmitte seine blockierende Funktion bei. Für uns heißt das: Neuschnee gibt es vorerst keinen, das Wetter bleibt – trotz zwischenzeitlicher Eintrübung – allgemein recht freundlich, die Temperaturen bleiben ebenfalls recht konstant. An der Situation ändert sich somit nur wenig.

Am Stubaier Gletscher ist man sich über die „trockene“ Wetterentwicklung in den nächsten Wochen bewusst (©LWD Tirol, 06.02.2025).
Am Stubaier Gletscher ist man sich über die „trockene“ Wetterentwicklung in den nächsten Wochen bewusst (©LWD Tirol, 06.02.2025).