Die Lawinengefahr auf Tirols Bergen bewegt sich derzeit zwischen den Gefahrenstufen Gering und Mässig. Die Hauptgefahr geht von kleinräumigen Triebschneepaketen an sehr steilen, kammnahen Nord- und Osthängen aus. Gleichzeitig sind die Schneehöhen für die Jahreszeit im ganzen Land unterdurchschnittlich. Vielerorts besteht immer noch die Gefahr vor Stein- bzw. Bodenkontakt, Gletscherspalten sind kaum überdeckt. Mitte nächster Woche könnte eine Front aus Südwest für etwas Neuschneezuwachs sorgen.
Kleine, teils störanfällige Triebschneepakete in der Höhe
Die Kaltfront, welche heute Donnerstag, 23.01. übers Land gezogen ist, brachte – wie prognostiziert – eher vernachlässigbare Niederschlagsmengen. Zu Niederschlagsbeginn regnete es zumindest im Westen bis gegen rund 2000m hinauf.


Mit Eintreffen der Kaltfront brach auch der Südföhn zusammen. Der teils starke Wind auf den Bergen bläst jedoch weiterhin – wenngleich die Windrichtung mehr auf West gedreht hat.
Der Wechsel der Windrichtung hat zur Folge, dass gebietsweise lockerer Schnee von der Schneeoberfläche verfrachtet wird, welcher vom Südföhn der vergangenen Tage noch verschont blieb. Es bilden sich dadurch frische Triebschneeansammlungen, welche an sehr steilen Nord- und Osthängen (zumindest am Freitag, 24.01.) teils störanfällig sein dürften. Dies ist dort der Fall, wo der Triebschnee im Windschatten auf einer lockeren, aufgebauten Schneeoberfläche oder evtl. Neuschnee abgelagert wird. Mit der aktuell sehr variablen Schneeoberfläche sind solche Stellen nicht all zu häufig. Aufgrund der geringen Mengen an zu verfrachtendem Schnee bleiben die Triebschneeansammlungen klein. Auch sind sie recht gut zu erkennen und können dadurch v.a. im absturzgefährdeten Gelände gemieden werden.


Frühlingshaftes Wetter gefolgt von Südstau
Bereits am Freitag, 24.01. steigen im Tagesverlauf die Lufttemperaturen spürbar an. Am darauffolgenden Samstag steigt die Nullgradgrenze gegen 3000m. Die kleinen Triebschneeansammlungen verfestigen sich rasch und sind kaum mehr auszulösen.
Ab Sonntag gehen die Temperaturen dann wieder deutlich zurück und es etabliert sich ein feuchter Südstau. Damit kündigt sich in Nordtirol bis inklusive Montag auch wieder stark bis stürmischer Föhn an. In weiterer Folge sind aber bis Mittwoch, 29.01. auch ergiebigere Schneefälle möglich.
In den nächsten Tagen folgt ein Update zur Situation und eine genauere Betrachtung der zu erwartenden Gefahrenentwicklung. Fest steht: es wird Wetter-, Schnee- und Lawinentechnisch wieder etwas interessanter als zuletzt.


Wenig Schnee, bescheidene Schneequalität
Vor allem der oft starke Wind hat der Schneequalität seit dem letzten Wochenende stark zugesetzt. Die Schneeoberfläche ist meist sehr variabel und oft skifahrerisch wenig lohnend. Pulverschnee in Form von aufbauend umgewandelten, kantigen Kristallen oder Oberflächenreif konnte am ehesten an geschützten Schattenhängen unterhalb rund 2000m angetroffen werden. Steile Südhänge in allen Höhenlagen wurden mit Sonneneinstrahlung und milden Temperaturen angefeuchtet: vereinzelt wurde uns sogar recht passabler Firn rückgemeldet.








Neben der Schneequalität lässt derzeit auch die Schneemenge noch zu wünschen übrig. Abgeleitet von den relativen Schneehöhen, welche der Schweizer Lawinenwarndienst an unserer gemeinsamen Grenze im Bereich der Silvretta- und Samnaungruppe errechnet, liegen wir derzeit bei rund 60% im Vergleich zum langjährigen Mittel (1991- 2020). In Osttirol dürfte dieser Wert noch tiefer liegen.

