Weiterhin wenig Schnee / Abnahme der Gefahrenstellen

Derzeit herrscht in der Höhe meist mäßige Lawinengefahr. Die Schneedecke wird aktuell durch aufbauende Umwandlung immer lockerer, die Gefahrenstellen dadurch von Tag zu Tag weniger. Es liegt verbreitet immer noch wenig Schnee.

Die vergangene Woche war erneut niederschlagsarm, zudem eher kalt mit einer Inversionswetterlage. In der Höhe blies häufig Wind über Verfrachtungsstärke. So bildeten sich immer wieder frische Triebschneepakete. Diese konnten zum Teil recht leicht von Personen ausgelöst werden. Am vergleichsweise ungünstigsten waren die Verhältnisse in den Regionen entlang des Alpenhauptkammes vom Brenner ostwärts in höheren Lagen sowie lokal im südlichsten Osttirol am Karnischen Kamm.

Verbreitet unterdurchschnittliche Schneehöhen – Verletzungsgefahr beachten

In weiten Teilen Tirols liegt für die Jahreszeit zu wenig Schnee. Besser schaut es diesbezüglich nur im Nordwesten Nordtirols aus. Dies erklärt auch, dass nicht nur in tiefen und mittleren Höhenlagen wenig WintersportlerInnen im freien Gelände unterwegs sind.

Aktuell muss insbesondere auch auf die Verletzungsgefahr durch Stein- bzw. Bodenkontakt geachtet werden.

Bezeichnend für weite Teile Tirols: Es liegt wenig Schnee. Grieskogelgruppe (© Barbara Fink, 11.01.2025)
Bezeichnend für weite Teile Tirols: Es liegt wenig Schnee. Grieskogelgruppe (© Barbara Fink, 11.01.2025)
Ebenso schneearm: Samnaungruppe. (©LWD Tirol, 10.01.2025)
Ebenso schneearm: Samnaungruppe. (©LWD Tirol, 10.01.2025)
Beobachtergrafik Obertilliach: Bei der obersten Grafik erkennt man die deutlich unterdurchschnittliche Schneehöhe im Vergleich zur 65-jährigen Messreihe (angezeigt sind die bisherigen Maximal- und Minimalwerte sowie der Mittelwert und die Werte dieser Saison). In der mittleren Grafik sind die Neuschneemengen aufgezeichnet, ganz unten die Luft- und Schneeoberflächentemperatur.
Beobachtergrafik Obertilliach: Bei der obersten Grafik erkennt man die deutlich unterdurchschnittliche Schneehöhe im Vergleich zur 65-jährigen Messreihe (angezeigt sind die bisherigen Maximal- und Minimalwerte sowie der Mittelwert und die Werte dieser Saison). In der mittleren Grafik sind die Neuschneemengen aufgezeichnet, ganz unten die Luft- und Schneeoberflächentemperatur.
Schöne Schwünge im Arlberggebiet (©Marvin Kärle, 12.01.2025)
Schöne Schwünge im Arlberggebiet (©Marvin Kärle, 12.01.2025)

Eher kalt und windig und wenig Neuschnee

Einen raschen Überblick über das Wettergeschehen erlangt man neben den, auf unserer Seite (auch rückblickend) abrufbaren Wetterkarten, v.a. auch über unsere Wetterstationsgrafiken.

Wetterstationsgrafik Nachtweide in der Samnaungruppe: Die vergangene Woche war windig, etwas wechselhaft, eher kalt und meist sonnig.
Wetterstationsgrafik Nachtweide in der Samnaungruppe: Die vergangene Woche war windig, etwas wechselhaft, eher kalt und meist sonnig.
Ein ähnliches Bild im südlichen Osttirol. Markant ist auch die Winddrehung. Inzwischen überwiegt eine NO-Strömung.
Ein ähnliches Bild im südlichen Osttirol. Markant ist auch die Winddrehung. Inzwischen überwiegt eine O-Strömung.
WIndfahnen in den Lechtaler Alpen (© Elisabeth Zangerl, 10.01.2025)
WIndfahnen in den Lechtaler Alpen (© Elisabeth Zangerl, 10.01.2025)
Immer wieder windig, wie hier am westlichen Karnischen Kamm (© 12.01.2025)
WIndfahnen in den Lechtaler Alpen (© Elisabeth Zangerl, 10.01.2025)
72h Schneedifferenz zwischen dem 09.01. und dem 07.01.2025 in Tirol. Am meisten Schnee kam entlang des Alpenhauptkammes östlich des Brenners zusammen.
72h- Schneedifferenz zwischen dem 07.01. und dem 09.01.2025 in Tirol. Am meisten Schnee kam entlang des Alpenhauptkammes östlich des Brenners zusammen.
Wieder waren es nur bescheidene Neuschneemengen, die am 15.01. gefallen sind.
Wieder waren es nur bescheidene Neuschneemengen, die am 15.01. gefallen sind.

Die Schneedecke: Zunehmend aufbauend umgewandelt. Hohe Variabilität

Die kalte, niederschlagsarme Periode fördert zumindest die oberflächennahe, aufbauende Umwandlung der Schneedecke. D.h. die Schneedecke wird tendenziell lockerer. Dies bedingt einen Abbau eines ev. vorhandenen Bretts und vermindert somit die Wahrscheinlichkeit von Lawinenauslösungen. Zusätzlich findet man vermehrt eine Abfolge von Krusten und lockeren Schichten. Dies nicht nur strahlungsbedingt in Sonnenhängen, sondern auch in Schattenhängen zumindest bis in mittlere Lagen hinauf. Dort lag die trockene Schneefallgrenze im Westen und Nordwesten Nordtirols am 05.01. um etwa 2400m. Am 08.01. und 09.01. lag diese in den, etwas von Regen beeinflussten Gebieten in Nord- und Osttirol um etwa 1800m.

Interessant ist auch die sehr hohe Variabilität der Schneedecke. Man findet oberflächennah beispielsweise vereiste Stellen, Wildschnee, harte Windkrusten oder Schmelzkrusten.

Schöne Neuschneekristalle auf dem Schneeraster. Waidringer Alpen (©LWD Tirol, 12.01.2025)
Schöne Neuschneekristalle auf dem Schneeraster. Waidringer Alpen (©LWD Tirol, 12.01.2025)

Die Schneedecke variiert zudem recht stark in Hinblick auf die Schneehöhe: von aper bis eingewehte, schneereichere Mulden ist alles vorhanden.

Ein recht typisches Profil: Oberfläche mit etwas windbeeinflusstem Neuschnee. Darunter Triebschnee (das Brett), übergehend zu einer Schmelzkruste. Darunter sehr locker und schwach. Die kalten Temperaturen begünstigen den Abbau des Bretts
Ein recht typisches Profil: Oberfläche mit etwas windbeeinflusstem Neuschnee. Darunter Triebschnee (das Brett), übergehend zu einer Schmelzkruste. Darunter sehr locker und schwach. Die kalten Temperaturen begünstigen den Abbau des Bretts

Wenige Lawinenabgänge

Uns sind während der vergangenen Woche nur wenige Meldungen über Lawinenabgänge gemeldet worden. Interessant waren v.a. Lawinenabgänge in Osttirol. Dort lösten sich insbesondere am 10.01. unter starkem Windeinfluss vereinzelt spontane Lawinen aus sehr steilem, leeseitigen Gelände.

In Bildmitte erkennt man den Staubanteil einer spontanen Lawine in den Osttiroler Tauern (© Rene Steiger, 10.01.2025)
In Bildmitte erkennt man den Staubanteil einer spontanen Lawine in den Osttiroler Tauern (© Rene Steiger, 10.01.2025)

Unmittelbar am Karnischen Kamm wiederum meldete uns eine Skitourengeherin kleine, fernausgelöste Schneebrettlawinen. Die tendenziell etwas größeren Neuschneemengen samt kurzfristig starkem Wind scheinen dort für eine Brettbildung offensichtlich ausgereicht zu haben. Als Schwachschicht diente hierbei der wenige, aber stark aufbauend umgewandelte Altschnee.

Eine kleine, fernausgelöste Lawine am Karnischen Kamm (©Christina Wurzacher, 10.01.2025)
Eine kleine, fernausgelöste Lawine am Karnischen Kamm (©Christina Wurzacher, 10.01.2025)
Ein spontaner Rutsch weist auf eine ausgeprägte Schwachschicht hin. Franz-Senn-Hütte (© Horst Fankhauser, 11.01.2025)
Ein spontaner Rutsch weist auf eine ausgeprägte Schwachschicht hin. Franz-Senn-Hütte (© Horst Fankhauser, 11.01.2025)

Ausblick

Aktuell herrscht in weiten Teilen Tirols oberhalb etwa 2200m mäßige, darunter geringe Lawinengefahr. Die Wetteraussichten versprechen sonniges, teils windiges Wetter mit einer ausgeprägten Inversionslage (Frühtemperaturen in den Tälern um -10°C, Anstieg der Temperatur im Tagesverlauf im Mittelgebirge auf etwa +10°C.

Die Lawinengefahr wird sich langsam bessern. Vorsicht v.a. vor frischen Triebschneepaketen. Schwacher Altschnee ist in größeren Höhen und vermehrt in den Regionen entlang des Alpenhauptkamms vom Brenner ostwärts noch ein Thema. Auch dort gilt: Erst wenn ein ausgeprägtes Brett über einer Schwachschicht lagert, sind die Voraussetzungen für Schneebrettauslösungen gegeben.