Turbulentes Wetter – frischer Triebschnee ist stellenweise störanfällig

Mit Neuschnee und Wind entstanden und entstehen bis hin zum Samstag, 11.01. frische Triebschneeansammlungen. Diese liegen in Rinnen, Mulden und hinter Geländekanten und können v.a. an steilen Nord- und Osthängen von einzelnen Personen ausgelöst werden. Im mittleren und unteren Teil der Schneedecke können zudem v.a. südlich des Inns kantig aufgebaute Schwachschichten vereinzelt noch angesprochen werden.

Ab Samstag setzt sich zunehmend Hochdruckwetter durch. Während sonniger, windschwacher aber kalter Tage verfestigen sich die Triebschneeansammlungen langsam – aber stetig.  

Mit der Höhe zunehmendes Triebschneeproblem

In der Nacht auf morgen Freitag, 10.01. bringt eine Kaltfront etwas Neuschnee und zeitweise starken Westwind. Bei kalten Temperaturen bilden sich mit Wind und Neuschnee oberhalb der Waldgrenze frische Triebschneeansammlungen. Vor allem an windgeschützten Nord- und Osthängen wird der Triebschnee stellenweise auf lockerem Neuschnee abgelagert und kann dort als Schneebrettlawine ausgelöst werden. Die Lawinengröße ist abhängig vom verfrachtbaren, lockeren Schnee: in den Gebieten wo es mehr schneit sind auch die Gefahrenstellen umfangreicher und Lawinen können mittlere Größe erreichen.

Bis Samstagvormittag, 11.01. kommt im ganzen Land noch etwas Neuschnee hinzu. Am meisten Niederschlag ist im Westen Nordtirols prognostiziert.
Bis Samstagvormittag, 11.01. kommt im ganzen Land noch etwas Neuschnee hinzu. Am meisten Niederschlag ist im Westen Nordtirols prognostiziert.
Mit Durchzug der Kaltfront in der Nacht auf Freitag, 10.01. nehmen auch die Temperaturen wieder deutlich ab, die Schneefallgrenze sinkt bis in die Tallagen (©Oberlandwetter).
Mit Durchzug der Kaltfront in der Nacht auf Freitag, 10.01. nehmen auch die Temperaturen wieder deutlich ab, die Schneefallgrenze sinkt bis in die Tallagen (©Oberlandwetter).
Mit der rasch durchziehenden Kaltfront lebt auch der Westwind vorübergehend stark bis stürmisch auf. Es bilden sich frische Triebschneeansammlungen.
Mit der rasch durchziehenden Kaltfront lebt auch der Westwind vorübergehend stark bis stürmisch auf. Es bilden sich frische Triebschneeansammlungen.

An Schattenhängen oberhalb von etwa 2400m sind auch die älteren Triebschneeansammlungen der letzten Tage teils noch auslösbar. Gefahrenstellen und Auslösebereitschaft nehmen entsprechend mit der Höhe zu. Unterhalb etwa 2400m sowie an Sonnenhängen haben recht milde Temperaturen, teils Regen sowie (z.T. diffuse) Sonneneinstrahlung seit Mittwoch, 08.01. zu einer Verfestigung älterer Triebschneeansammlungen geführt.

Die Sonneneinstrahlung führte an Südhängen bereits zu einer Anfeuchtung der Schneeoberfläche. Frischer Triebschnee wird sich hier gut mit der Schneeoberfläche verbinden. Im Aufstieg zur Seekarlspitze, Brandenberger Alpen (©LWD Tirol, 09.01.2025).
Die Sonneneinstrahlung führte an Südhängen bereits zu einer Anfeuchtung der Schneeoberfläche. Frischer Triebschnee wird sich hier gut mit der Schneeoberfläche verbinden. Im Aufstieg zur Seekarlspitze, Brandenberger Alpen (©LWD Tirol, 09.01.2025).

Vereinzelte Gefahrenstellen im Altschnee

Die Schneedecke ist in weiten Teilen Tirols nach wie vor unterdurchschnittlich. Im unteren und mittleren Teil der Schneedecke findet man vor allem südlich des Inns Schwachschichten in Form von kantigen Kristallen oder Tiefenreif. Vereinzelt können dort in Stabilitätstests Brüche erzeugt werden, welche sich fortpflanzen. Wir gehen derzeit von wenig Gefahrenstellen aus, wo Personen Schneebrettlawinen im Altschnee auslösen können. Am ungünstigsten sind Übergänge von wenig zu viel Schnee an sehr steilen Schattenhängen oberhalb von 2400m.

An der Basis der Schneedecke finden sich vor allem südlich des Inns Schwachschichten in Form von kantigen Kristallen. An diesem Osthang auf 2340m in den Westlichen Tuxer Alpen konnte hier beim ECT ein Bruch erzeugt werden, welcher sich fortzupflanzen vermochte (©Florian Wechselberger, 08.01.2025).
An der Basis der Schneedecke finden sich vor allem südlich des Inns Schwachschichten in Form von kantigen Kristallen. An diesem Osthang auf 2340m in den Westlichen Tuxer Alpen konnte hier beim ECT ein Bruch erzeugt werden, welcher sich fortzupflanzen vermochte. Link (©Florian Wechselberger, 08.01.2025).

Rückblick: Abwechslungsreiches Wettergeschehen

Eine Abfolge von Warm- und Kaltfronten führten in den vergangenen Tagen zu einem Auf und Ab der Temperaturen sowie gleichzeitig zu etwas Neuschneezuwachs auf den Bergen. Zeitweise regnete es bis in hohe Lagen. Der Wind blies teils stark bis stürmisch.

Wechselhafte Woche an der Station Gampberg in der westlichen Verwallgruppe: Die blauen Balken markieren Kaltfronten, charakterisiert durch einen Rückgang der Temperaturen. Die roten Balken zeigen Warmfronten, während welcher die Temperaturen anstiegen. Auch die Schneefallgrenze stieg während dieser beiden Niederschlagsereignisse bis über 2000m an.
Wechselhafte Woche an der Station Gampberg in der westlichen Verwallgruppe: Die blauen Balken markieren Kaltfronten, charakterisiert durch einen Rückgang der Temperaturen. Die roten Balken zeigen Warmfronten, während welcher die Temperaturen anstiegen. Auch die Schneefallgrenze stieg während dieser beiden Niederschlagsereignisse bis über 2000m an.

Entsprechend der Wetterentwicklung zeigt sich auch die Schneedecke sehr abwechslungsreich. In der Höhe hat der Wind für eine sehr ungleichmäßige und variable Schneeverteilung gesorgt. Mit Regen bis lokal zumindest 2400m hinauf hat sich eine Schmelzkruste ausgebildet (welche auch im Hinblick auf die Ausbildung einer kantigen Schwachschicht unter der Kruste relevant werden könnte). In tiefen und mittleren Lagen sowie an Sonnenhängen wurde die Schneedecke bei milden Temperaturen (inkl. Regen) sowie Sonneneinstrahlung feucht bzw. nass.

Mit Neuschnee und Wind von Donnerstag, 02.01. auf Freitag, 03.01. bildeten sich frische Triebschneeansammlungen, welche sich während des Niederschlags im sehr steilen Gelände vereinzelt spontan lösten. Westliche Lechtaler Alpen (©Elisabeth Zangerl, 04.01.2025).
Mit Neuschnee und Wind von Donnerstag, 02.01. auf Freitag, 03.01. bildeten sich frische Triebschneeansammlungen, welche sich während des Niederschlags im sehr steilen Gelände vereinzelt spontan lösten. Westliche Lechtaler Alpen (©Elisabeth Zangerl, 04.01.2025).
Abseits der Kammlagen und in geschützten Bereichen konnte nach der Kaltfront oft lockerer Schnee angetroffen werden. Problematisch war und ist vielerorts noch die allgemein geringe Schneebedeckung. Seblaskreuz, Stubaier Alpen (©Barbara Fink, 03.01.2025).
Abseits der Kammlagen und in geschützten Bereichen konnte nach der Kaltfront oft lockerer Schnee angetroffen werden. Aus Skifahrerischer Sicht problematisch war und ist vielerorts noch die allgemein geringe Schneebedeckung. Seblaskreuz, Stubaier Alpen (©Barbara Fink, 03.01.2025).
In den Allgäuer und Lechtaler Alpen brachte die Warmfront am Sonntag, 05.01. mit 10 bis 20mm am meisten Niederschlag. Die Schneefallgrenze stieg während des Ereignisses an und es regnete bis gegen 2400m hinauf. Spontane, nasse Lockerschneelawinen aus extrem steilen Hängen waren die Folge (©Marvin Kärle, 05.01.2025).
In den Allgäuer und Lechtaler Alpen brachte die Warmfront am Sonntag, 05.01. mit 10 bis 20mm am meisten Niederschlag. Die Schneefallgrenze stieg während des Ereignisses an und es regnete gebietsweise bis gegen 2400m hinauf. Spontane, nasse Lockerschneelawinen aus extrem steilen Hängen waren die Folge (©Marvin Kärle, 05.01.2025).
Wenig Schnee und viel Windeinfluss zeigt dieses Foto in Blickrichtung Hintereisspitzen in den Ötztaler Alpen (©Foto-webcam.eu, 09.01.2025).
Wenig Schnee und viel Windeinfluss zeigt dieses Foto in Blickrichtung Hintereisspitzen in den Ötztaler Alpen (©Foto-webcam.eu, 09.01.2025).
Auch in der Samnaungruppe – hier rechts im Bild der Planskopf (2803m) oberhalb Serfaus - liegt noch wenig Schnee (©Martin Santeler, 09.01.2025).
Auch in der Samnaungruppe – hier rechts im Bild der Planskopf (2803m) oberhalb Serfaus – liegt noch wenig Schnee (©Martin Santeler, 09.01.2025).
Die Gleitschneeproblematik ist derzeit von untergeordneter Relevanz. Dennoch sind vereinzelte Abgänge v.a. an steilen, sonnigen Grashängen in den schneereichen Gebieten möglich. Bereiche unterhalb von Gleitschneerissen sollten möglichst gemieden werden (©Veronika Langguth, 08.01.2025).
Die Gleitschneeproblematik ist derzeit von untergeordneter Relevanz. Dennoch sind vereinzelte Abgänge v.a. an sehr steilen, sonnigen Grashängen in den schneereichen Gebieten möglich. Bereiche unterhalb von Gleitschneerissen sollten gemieden werden (©Veronika Langguth, 08.01.2025).

Ab Samstag zunehmender Hochdruckeinfluss

Mit Samstag, 11.01. beruhigt sich die Wetterlage. Ein kräftiges Hochdruckgebiet sorgt dann für anhaltend stabiles Winterwetter. Am Wochenende bleibt es dabei noch kalt, im Laufe der neuen Woche steigen die Temperaturen v.a. auf den Bergen dann kontinuierlich an.

In der nächsten Woche kündigen sich auf den Bergen frühlingshafte Temperaturen an (©Oberlandwetter, 09.01.2025).
In der nächsten Woche kündigen sich auf den Bergen frühlingshafte Temperaturen an (©Oberlandwetter, 09.01.2025).