Lawinenunfall am 26.12. 2024 am Rosskopf in den Östlichen Tuxer Alpen. (© LWD Tirol, 27.12.2024)

Lawinenunfallanalyse Rosskopf (26.12.2024)

Am Donnerstag, den 26.12.2024 verstarben zwei Personen bei einem Lawinenunfall am Rosskopf in den Östlichen Tuxer Alpen. Unfallkausal war ein Altschneeproblem samt kürzlich darüber abgelagertem Triebschnee.

Unfallhergang

Am 26.12.2024 befanden sich zwei, voneinander unabhängige Gruppen am Gipfel des Rosskopfes in den Östlichen Tuxer Alpen. Eine Gruppe bestand aus 2 WintersportlerInnen, die andere Gruppe aus 4 WintersportlerInnen. Die Zweiergruppe fuhr zuerst vom 2576m hohen Rosskopf einzeln den 35° steilen Osthang unterhalb des Gipfels ab, ohne dass sich eine Lawine gelöst hätte. Die Vierer-Gruppe folgte den zwei WintersportlerInnen. Sie fuhren von der obersten Hangkante in denselben Hang ein und warteten bei einer Verflachung im Steilhang aufeinander. Von dort setzten sie ihre Abfahrt fort. Während der Abfahrt löste sich eine Schneebrettlawine. Eine der Personen befand sich bereits außerhalb des Lawineneinflussbereiches, einer weiteren Person gelang eine Schussflucht, die anderen zwei Personen wurden zur Gänze verschüttet.

Blick vom Hubschrauber auf die Schneebrettlawine. Der Pfeil in türkis zeigt entgegen der Erstannahme die Einfahrtsspuren der Zweiergruppe in den sehr steilen O-Hang, jene Pfeile in rot jeweils zwei Spuren der Vierergruppe. (© Alpinpolizei, 26.12.2024)
Blick vom Hubschrauber auf die Schneebrettlawine. Der Pfeil in türkis zeigt (entgegen der Erstannahme) die Einfahrtsspuren der Zweiergruppe in den sehr steilen O-Hang, jene Pfeile in rot jeweils zwei Spuren der Vierergruppe. (© Alpinpolizei, 26.12.2024)

Die zwei komplett verschütteten Personen, Vater und Sohn, konnten aufgrund fehlender Notfallausrüstung erst während einer organisierten Rettungsaktion durch Sondieren nur mehr tot geborgen werden.

Schneedeckenanalyse

Wir waren heute am 27.12. gemeinsam mit der Alpinpolizei und dem Einsatzleiter vor Ort, um uns ein Bild von der Unfalllawine zu machen. Unsere Schneedeckenuntersuchungen bestätigten das für diese Region ausgegebene Altschneeproblem. In Bodennähe konnten bis zu zwei Schwachschichten aus lockeren, kantigen Kristallen als unfallkausal identifiziert werden. Darüber lagerte im Wesentlichen der ab dem 19.12. unter zumindest anfangs starkem Windeinfluss gefallene, dichtere Schnee. Dieser Schnee bildete das für die Schneebrettlawine notwendige Brett.

Eines der im Bereich der Unfalllawine aufgenommene Schneeprofile: Die Pfeile zeigen auf zwei Schwachschichten aus kantigen Kristalle. Das Profil wurde an einer schneearmen Stelle orographisch links der Unfalllawine aufgenommen.
Eines der im Bereich der Unfalllawine aufgenommene Schneeprofile: Die Pfeile zeigen auf zwei Schwachschichten aus kantigen Kristalle. Das Profil wurde an einer schneearmen Stelle orographisch links der Unfalllawine aufgenommen.
Hier ein Profil, welches etwas oberhalb des Lawinenanrisses aufgenommen wurde. Man erkennt eine ausgeprägte, bodennahe Schwachschicht. Bei etwas größerer Belastung konnten hier Brüche initiiert werden, die sich auch entsprechend fortpflanzten.
Hier ein Profil, welches etwas oberhalb des Lawinenanrisses aufgenommen wurde. Man erkennt eine ausgeprägte, bodennahe Schwachschicht. Bei etwas größerer Belastung konnten hier Brüche initiiert werden, die sich auch entsprechend fortpflanzten.

Weitere Schneeprofile, nicht nur vom Unfallort, finden sich hier.

Die Unfalllawine

Bei der Lawine handelt es sich um eine Schneebrettlawine. Diese löste sich in einem sehr steilen, nach Osten ausgerichteten Hang auf 2500m. Die Schneebrettlawine weist eine Länge von 300m und eine Breite von 60m auf. Die Anrissmächtigkeit variiert zwischen etwa 30cm und 130cm. Durch den Abgang der Schneebrettlawine löste sich orographisch links eine sekundäre Schneebrettlawine – ein Indiz für eine, in diesem Bereich zusammenhängende Schwachschicht.

Übersichtsbild der Unfalllawine: Die roten Pfeile zeigen die Einfahrtsspuren der Vierergruppe, der Pfeil in türkis die Einfahrtsspur der Zweiergruppe. Im Bereich der roten Ellipse sammelte sich die Vierergruppe. Die zwei roten Kreise zeigen die Verschüttungsstellen. Rechts im Bild erkennt man die Sekundärlawine. (© LWD Tirol, 27.12.2024)
Übersichtsbild der Unfalllawine: Die roten Pfeile zeigen die Einfahrtsspuren der Vierergruppe, der Pfeil in türkis die Einfahrtsspuren der Zweiergruppe. Im Bereich der roten Ellipse sammelte sich die Vierergruppe. Die zwei roten Kreise zeigen die Verschüttungsstellen. Rechts im Bild erkennt man die Sekundärlawine. (© LWD Tirol, 27.12.2024)
Der Lawinenanriss (© LWD Tirol, 27.12.2024)
Der Lawinenanriss (© LWD Tirol, 27.12.2024)
Blick von der Verflachung im Steilhang in Richtung Anrissgebiet (© LWD Tirol, 27.12.2024)
Blick von der Verflachung im Steilhang in Richtung Anrissgebiet (© LWD Tirol, 27.12.2024)
Blick von der Hangverflachung in Richtung Ablagerungsbereich. Das Bild wurde während der Suchaktion aufgenommen. Man erkennt im Ablagerungsbereich Sondierketten. (© Alpinpolizei, 26.12.2024)
Blick von der Hangverflachung in Richtung Ablagerungsbereich. Das Bild wurde während der Suchaktion aufgenommen. Man erkennt im Ablagerungsbereich Sondierketten. (© Alpinpolizei, 26.12.2024)
Die zwei Verschüttungsstellen. Eine der Personen wurde 0,7m tief, die andere 1,8m tief verschüttet. Auf der Lawinenablagerung erkennt man die Spuren der Sondierketten (© LWD Tirol, 27.12.2024)
Die zwei Verschüttungsstellen. Eine der Personen wurde 0,7m tief, die andere 1,8m tief verschüttet. Auf der Lawinenablagerung erkennt man die Spuren der Sondierketten (© LWD Tirol, 27.12.2024)