Schneedecke mit Schwachschichten in den Zentralen Stubaier Alpen (Foto: 17.12.2024, © Stefan Ortner)

Neuschnee führt anfangs zu einem gebietsweisen Anstieg der Lawinengefahr. Ab 23.12. steigt die Lawinengefahr deutlich an!

Eine Kaltfront bringt von Donnerstag, den 19.12. auf Freitag, den 20.12. meist zwischen 15 und 30 cm Neuschnee. Ab Sonntag, den 22.12. folgen bis zum 25.12. drei Niederschlagsstaffeln. Dabei wird es im Norden und Nordwesten Nordtirols intensiv schneien. Vorsicht: Die Lawinengefahr wird deutlich ansteigen!

Mit Neuschnee und Wind werden sich vermehrt störanfällige Triebschneepakete bilden (13.12.2024, © Franz-Josef Tanzer)
Mit Neuschnee und Wind werden sich vermehrt störanfällige Triebschneepakete bilden (Foto: 13.12.2024, © Franz-Josef Tanzer)

Aktuelle Situation

Es liegt wenig Schnee

Die Schneehöhe ist in Tirol weiterhin unterdurchschnittlich. Selten findet man vernünftige Verhältnisse zum Skitourengehen und Variantenfahren. Die Gefahr, sich im Gelände aufgrund von Steinkontakt zu verletzten, ist aktuell (19.12.2024) meist höher einzustufen, als die Lawinengefahr. Im Westen des Landes sowie in hohen Lagen entlang des Alpenhauptkammes liegt vergleichsweise am meisten Schnee.

Karte der Gesamtschneehöhe in Tirol
Karte der Gesamtschneehöhe in Tirol
Wenig Schnee auf einem Westhang in der Silvretta (Foto: 11.12.2024, © LWD Tirol)
Wenig Schnee auf einem Westhang in der Silvretta (Foto: 11.12.2024, © LWD Tirol)
Wenig Schnee in den Südlichen Stubaier Alpen (Foto: 14.12.2024, © LWD Tirol)
Wenig Schnee in den Südlichen Stubaier Alpen (Foto: 14.12.2024, © LWD Tirol)
Wenig Schnee auch bei der Bodenalm oberhalb von Prägraten in Osttirol (Foto: 13.12.2024, ©Andreas Rainer)
Wenig Schnee auch bei der Bodenalm oberhalb von Prägraten in Osttirol (Foto: 13.12.2024, ©Andreas Rainer).
Vorsicht bei Abfahrten im freien Gelände. "Sharks", also versteckte Steine unter der Schneeoberfläche, können zu Stürzen und Verletzungen führen. Sellrainer Berge (Foto: 17.12.2024, © LWD Tirol)
Vorsicht bei Abfahrten im freien Gelände. „Sharks“, also versteckte Steine unter der Schneeoberfläche, können zu Stürzen und Verletzungen führen. Sellrainer Berge (Foto: 17.12.2024, © LWD Tirol)

Die Schneedecke ist meist schwach

Eigene Schneedeckenuntersuchungen sowie zahlreiche Rückmeldungen von unseren BeobachterInnen und von WintersportlerInnen bestätigen vielfach einen schwachen Schneedeckenaufbau. Dies trifft aktuell v.a. für Höhenbereiche oberhalb etwa 2000m zu. Anfangs sind v.a. die Schattenhänge betroffen, mit zunehmender Seehöhe gilt das auch für West-, Ost- sowie Südhänge. Aktuell, also heute am 19.12., fehlt häufig noch ein ausgeprägtes Brett oberhalb der von Schwachschichten geprägten, dünnen Altschneedecke.

Schneedeckenuntersuchungen schärfen unser Bild über die Lawinengefahr. Tuxer Alpen (Foto: 17.12.2024, © LWD Tirol)
Schneedeckenuntersuchungen schärfen unser Bild über die Lawinengefahr. Tuxer Alpen (Foto: 17.12.2024, © LWD Tirol)
Schneeprofil in den Tuxer Alpen. Nord, 2415m, 36°.. Oberflächenreif und kantige Kristalle als potentielle Schwachschichten (Profil vom 17.12.2024)
Schneeprofil in den Tuxer Alpen. Nord, 2415m, 36°. Oberflächenreif und kantige Kristalle als potentielle Schwachschichten (Profil vom 17.12.2024).
Dank der Unterstützung der Alpinpolizei konnten wir am 17.12. über Nordtirol verteilt zahlreiche Schneedeckenuntersuchungen machen. (Foto: 17.12.2024, © LWD Tirol)
Dank der Unterstützung der Flugpolizei konnten wir am 17.12. über Nordtirol verteilt zahlreiche Schneedeckenuntersuchungen machen. (Foto: 17.12.2024, © LWD Tirol)

Als nicht unwesentlich für die kommenden Schneefälle sind auch die Niederschläge während der Warmfront in der Nacht auf Montag, 16.12. zu werten: Im Osten und Norden des Landes regnete es damals etwa 5-10mm, im übrigen Land weniger bis gebietsweise etwa 2200m bis 2400m hinauf.

Auf den ersten Blick unbedeutend. Der Regen vom 15.12. auf den 16.12. könnte zukünftig Auswirkungen auf die Schneedeckenstabilität haben. Ca. 5-15mm Niederschlag im Osten und Norden, sonst meist Spuren.
Auf den ersten Blick unbedeutend. Der Regen vom 15.12. auf den 16.12. könnte zukünftig Auswirkungen auf die Schneedeckenstabilität haben. Ca. 5-10mm Niederschlag im Osten und Norden, sonst meist Spuren.

In Folge entstand eine Eislamelle bzw. eine dünne Schmelzkruste an der Schneeoberfläche. Diese wird demnächst überschneit werden. In Folge steigt die Wahrscheinlichkeit einer großflächigeren Bruchfortpflanzung.

Eislamelle in den Westlichen Kitzbüheler Alpen aufgrund des Regens vom 15.12. auf den 16.12. Darunter ist die Schneedecke schwach. (Profil vom 17.12.2024)
Eislamelle in den Westlichen Kitzbüheler Alpen aufgrund des Regens vom 15.12. auf den 16.12. Darunter ist die Schneedecke schwach. (Profil vom 17.12.2024)

Unterhalb etwa 2000m wurde die Schneedecke aufgrund des Temperaturanstieges ab dem 16.12. in allen Hangrichtungen feucht, in Sonnenhängen war die Durchfeuchtung entsprechend tiefgreifender.

Schneeprofil im  Mieminger Gebirge, 1960m, SO, 32°. Die Schneedecke ist bis zum Boden feucht. (Profil vom 17.12.2024)
Schneeprofil im Mieminger Gebirge, 1960m, SO, 32°. Die Schneedecke ist bis zum Boden feucht. (Profil vom 17.12.2024)

Weitere Profile findet ihr unter diesem Link.

Ausblick – (Deutlicher) Anstieg der Lawinengefahr

Von heute, 19.12. auf morgen, 20.12. bringt eine Kaltfront verbreitet etwa 15-30cm Neuschnee bei anfangs starkem, dann tendenziell nachlassendem Nordwestwind.

48h Neuschneeprognose. Der intensive Schneefall ab Sonntag, den 22.12. ist hier noch nicht abgebildet.
48h Neuschneeprognose. Der intensive Schneefall ab Sonntag, den 22.12. ist hier noch nicht abgebildet.
Kaltfront vom 19.12. auf den 20.12., dann ab Sonntag, 22.12. Intensivierung der Niederschläge samt deutlicher Windzunahme.
Kaltfront vom 19.12. auf den 20.12., dann ab Sonntag, 22.12. Intensivierung der Niederschläge samt deutlicher Windzunahme.
Die Kaltfront hat am Abend Tirol erreicht. Juifenalm in den Sellrainer Bergen (Foto: 19.12.2024, © LWD TIrol)
Die Kaltfront hat am Abend Tirol erreicht. Juifenalm in den Sellrainer Bergen (Foto: 19.12.2024, © LWD TIrol)

Ab Sonntag wird dann in drei Niederschlagsstaffeln zum Teil viel Schnee in Nordtirol fallen. Nähere Details dazu werden wir spätestens am Montag, den 23.12. in einem neuen Blog veröffentlichen.

Es steht wechselhaftes Wetter bevor. Eine Abfolge von Nord- und Südföhnlagen.
Es steht wechselhaftes Wetter bevor. Eine Abfolge von Nord- und Südföhnlagen.

Fix ist, dass die Lawinengefahr in den neuschneereichen Regionen deutlich ansteigen wird.

Rückblick

Etwas wechselhafter Wetterverlauf

Die vergangene Woche war etwas wechselhaft. Anfangs Hochdruckeinfluss bei kühleren Temperaturen, dann wenig Niederschlag bei steigenden Temperaturen gefolgt von weiterem Hochdruckeinfluss bei vermehrtem Windeinfluss. Die Schneedecke wurde in allen Hangrichtungen bis etwa 2000m feucht, in Sonnenhängen entsprechend höher.

Wetterstation Kapall im Arlberggebiet. Die Pfeile zeigen auf die Schneeoberflächentemperatur. Die Schneedecke wurde in tiefen und mittleren Lagen angefeuchtet.
Wetterstation Kapall im Arlberggebiet. Die Pfeile zeigen auf die Schneeoberflächentemperatur. Die Schneedecke wurde in tiefen und mittleren Lagen aufgrund der warmen Temperaturen und der Strahlung angefeuchtet.

Lawinenabgänge v.a. wegen Altschneeproblems

Während der vergangenen Woche wurden wir über ein paar Lawinenabgänge informiert. Unmittelbare Personenbeteiligung ist uns nicht bekannt. Den Lawinenabgängen lag meist ein Altschneeproblem zugrunde. Aufgrund der steigenden Temperaturen und der Anfeuchtung der geringmächtigen Schneedecke in tiefen und mittleren Höhenlagen stieg auch die Aktivität von Gleitschneerutschen etwas an.

Lawinenabgang am Linken Fernerkogel in der Weißkugelgruppe. (Foto: 14.12.2024, Lukas Pössl)
Lawinenabgang am Linken Fernerkogel in der Weißkugelgruppe. (Foto: 14.12.2024, Lukas Pössl)
Gesprengte Schneebrettlawinen in der Schlick in den Kalkkögeln. Förderlich für die Auslösung war die leichte nächtliche Anfeuchtung und dadurch vermehrte Bindung der Schneedecke durch Regeneinfluss. (Foto: 16.12.2024, © Dominik Jenewein)
Gesprengte Schneebrettlawinen in der Schlick in den Kalkkögeln. Förderlich für die Auslösung war die leichte nächtliche Anfeuchtung und dadurch vermehrte Bindung der Schneedecke durch Regeneinfluss. (Foto: 16.12.2024, © Dominik Jenewein)
Fernauslösung am Pfaffenjoch im Nahbereich des Zuckerhütls - ein Indiz für einen sehr schwachen Schneede kenaufbau (Foto: 16.12.2024, Andreas Gastl)
Fernauslösung am Pfaffenjoch im Nahbereich des Zuckerhütls – ein Indiz für einen sehr schwachen Schneedeckenaufbau (Foto: 16.12.2024, © Andreas Gastl)
Gleitschneerutsche in den Zillertaler Alpen (Foto: 17.12.2024, © LWD Tirol)
Einzelne Gleitschneerutsche in den Zillertaler Alpen (Foto: 17.12.2024, © LWD Tirol)