Nach einem „goldenen Herbst“ wurde das Wetter ab dem 12.11. wechselhafter. Mit einer markanten Kaltfront und dem anschließenden Sturmtief „Renate“ fiel ab dem 20.11.2024 v.a. im Westen des Landes 30-50cm Neuschnee, lokal auch etwas mehr. Starker Höhenwind verfrachtet in der Höhe gerade viel Schnee. Beachtet frischen Triebschnee im Steilgelände. Ebenso wird während der kommenden Tage in den neuschneereichen Regionen Tirols vermehrt mit Gleitschneerutschen und -lawinen auf steilen Grashängen zu rechnen sein.
Auf den Bergen Schnee, teils stürmisch und kalt – Störanfälliger Triebschnee in der Höhe
Als sich ab dem 12.11. nach einer außergewöhnlich langen, herbstlichen Schönwetterphase das Wetter umzustellen begann, schneite es anfangs immer wieder unergiebig auf den Bergen. Erst seit Eintreffen der Kaltfront von Dienstag, den 19.11. auf Mittwoch, den 20.11. samt dem darauffolgenden Sturmtief „Renate“ kam mehr Neuschnee zusammen. Am ergiebigsten schneite es im Westen und Nordwesten Nordtirols sowie im nördlichsten Osttirol. Häufig waren es 30-50cm Neuschnee, gebietsweise auch etwas mehr. Der Schneefall wurde von sehr wechselhaftem Wind unterschiedlicher Stärke und Richtung begleitet. Dadurch bildeten sich in der Höhe umfangreiche und zudem störanfällige Triebschneepakete.




Die Schneedecke
Die herbstlichen Schneefälle – u.a. die ergiebigen Schneefälle von Mitte September (sh. Blog) – konnten sich nur in großen Höhen halten. Eine diesbezüglich noch geschlossene Schneedecke findet man grob im schattigen Gelände oberhalb etwa 2700m-2800m sowie im hochalpinen, vergletscherten Gelände aller Hangrichtungen.






Schneedeckenaufbau
Einfach ist es in den angesprochenen Gebieten, wo kürzlich noch kein oder wenig Schnee lag. Dort kommt für die Auslösung frischer Triebschneepakete nur kürzlich gefallener (noch lockerer) Neuschnee, vereinzelt leicht aufbauend umgewandelter Schnee seit 12.11. als mögliche Schwachschicht von kleinen bis mittleren Schneebrettlawinen in Betracht.
Dort, wo sich der September- und Oktoberschnee halten konnte, findet man hingegen v.a. im hochalpinen Gelände bereits eine etwas komplexere Altschneedecke. Meist handelt es sich dort um eine Abfolge von härteren Schmelzkrusten und weicheren, meist kantigen Schichten. Letztere stellen mancherorts eine mögliche Schwachschicht für Schneebrettlawinen dar.




Wie geht es weiter?
Die Prognosen der Geosphere Austria sagen heute noch windiges und kaltes Wetter mit etwas Niederschlag v.a. im Nordwesten des Landes voraus. Ab morgen stellt sich trockenes Wetter mit beginnendem Föhneinfluss und deutlich steigenden Temperaturen ein.

Was bedeutet das für die Lawinengefahr?
Mit dem Temperaturanstieg wird in den neuschneereichen Gebieten kurzfristig die Gefahr von Gleitschneerutschen und -lawinen ansteigen. Frische Triebschneeansammlungen dürften ab Sonntag nur mehr dort zu beachten sein, wo vor diesen Schneefällen bereits eine zusammenhängende Schneedecke lag. (Vorsicht auch in Rinnen und Mulden mit Altschneeresten). Dies hat damit zu tun, dass die für Schneebrettlawinen bedeutsame Schwachschicht sowohl aus lockerem Neuschnee, als auch aus bereits aufbauend umgewandeltem Altschnee bestehen kann. In ersterem Fall wird sich der lockere (von Triebschnee überlagerte) Neuschnee rasch zu filzigem bzw. rundkörnigem Schnee umgewandelt haben. Deshalb gibt es dort auch keine Schwachschicht mehr.
Vorsicht hingegen weiterhin in großen Höhen: Bereits kleinere Triebschneeansammlungen im sehr steilen Gelände können mitunter sehr störanfällig sein. Meist überwiegt aktuell die Verletzungs- und Mitreißgefahr gegenüber der Verschüttungsgefahr.
Allgemein noch ein Hinweis: Häufig liegt noch zu wenig Schnee zum Skifahren. Manchmal trügt der Schein einer zusammenhängenden Schneedecke. Passt dort auch auf verborgene Steine („sharks“) unter der Schneeoberfläche auf. Diese können zu bösartigen Stürzen führen.