Lawinenablagerung am Lackenweg nahe der Arzler Alm (©Walter Würtl, 17.09.2024).

Gleitschneelawinen weiterhin beachten

Wie erwartet sind seit den Schneefällen von vergangener Woche bereits zahlreiche Gleitschneelawinen auf steilen Wiesenhängen abgegangen. In den besonders schneereichen Regionen sollten FreizeitsportlerInnen weiterhin auf eine mögliche Gefährdung achten. Vorsicht: Lawinen können vereinzelt auch bis ins Grüne vorstoßen.

Die Gefahr durch Gleitschneelawinen betrifft v.a. Wanderer

Nachdem sich das letzte Wochenende sowie die Tage danach feucht- kühl und in Summe recht unangenehm zeigten, verspricht das Wetter in den kommenden Tagen mild und sonnig zu werden. Perfektes Wanderwetter! Dabei sollte weiterhin das Thema Lawinengefahr in der Tourenplanung – v.a. mit Hinblick auf Gleitschneelawinen – beachtet werden. Ein glimpflich ausgegangener Lawinenunfall am Bärenkopf im Karwendel gestern Mittwoch, 18.09. (siehe weiter unten) sowie ein tödlich verlaufener Lawinenunfall im benachbarten Salzburg am Dienstag, 17.09. bezeugen die weiterhin nicht zu unterschätzende Gefährdung.

Besonders in den Gebieten, in welchen es in den letzten rund 10 Tagen am meisten geschneit hat, sind auch übers Wochenende hinweg weiterhin einzelne spontane Gleitschneelawinen aus steilen Grashängen möglich. Sie können mitunter gefährlich groß werden. Aber auch kleine Gleitschneelawinen können Personen mitreißen oder anderweitig verletzen!


Aktuelle Schneehöhenkarte: Am meisten Schnee liegt derzeit in den Nordalpen sowie allgemein östlich des Wipptals sowie im nördlichen Osttirol. Besonders hier muss bei Unternehmungen am Wochenende die Gefahr von Gleitschneelawinen beachtet werden.
Aktuelle Schneehöhenkarte: Am meisten Schnee liegt derzeit in den Nordalpen sowie allgemein östlich des Wipptals sowie im nördlichen Osttirol. Besonders hier muss bei Unternehmungen am Wochenende die Gefahr von Gleitschneelawinen beachtet werden.

Bereits im Rahmen der Tourenplanung sollte überlegt werden, ob oberhalb von Wanderwegen mögliche Anrissgebiete für Gleitschneelawinen vorhanden sind. Um dies einschätzen zu können, helfen zum Beispiel Webcambilder, aber auch Informationen von Ansässigen (z.B. Hüttenwirten) und Kartematerial.

Auf der Wanderung selbst hilft es, die Augen nach Gleitschneerissen offen zu halten, damit Gefahrenbereiche darunter umgangen oder gemieden werden können. In steilen Runsen oder Rinnen können Lawinen vereinzelt auch bis ins Grüne vorstoßen!

Vereinzelt können spontane Gleitschneelawinen in steilen Runsen auch bis ins Grüne vorstoßen. Auf Wanderungen sollte bereits in der Tourenplanung diese mögliche Gefährdung mitbedacht werden. Im Bild eine Lawinenablagerung am Zillergrund (©Simon Stock, 15.09.2024).
Vereinzelt können spontane Gleitschneelawinen in steilen Runsen auch bis ins Grüne vorstoßen. Auf Wanderungen sollte bereits in der Tourenplanung diese mögliche Gefährdung mitbedacht werden. Im Bild eine Lawinenablagerung am Zillergrund (©Simon Stock, 15.09.2024).
Lawinenablagerung am Lackenweg nahe der Arzler Alm (©Walter Würtl, 17.09.2024).
Lawinenablagerung am Lackenweg nahe der Arzler Alm (©Walter Würtl, 17.09.2024).
Gleitschneelawinen und Gleitschneerisse im Karwendel. Wenngleich die Gleitaktivität im Vergleich zu den Tagen während und kurz nach der vergangenen Niederschläge deutlich abgenommen hat, sind einzelne Gleitschneelawinen auch am Wochenende möglich (©LWD Tirol, 15.09.2024).
Gleitschneelawinen und Gleitschneerisse im Karwendel. Wenngleich die Gleitaktivität im Vergleich zu den Tagen während und kurz nach der vergangenen Niederschläge deutlich abgenommen hat, sind einzelne Gleitschneelawinen auch am Wochenende möglich (©LWD Tirol, 15.09.2024).

Ausblick

Allmählicher Rückgang der Gleitaktivität und fortschreitende Ausaperung

Bis am Montag, 23.09. bleibt uns der freundliche Wettercharakter erhalten, wenngleich am Montag selbst der Südföhn etwas auffrischt und einen Wetterumschwung ankündigt. Aus heutiger Sicht erwartet uns in weiter Folge wechselhaftes Wetter, ein erneuter Vorbote des Winters nach dem Muster der vergangenen Tage ist vorerst aber nicht in Sicht. Die Temperaturen bleiben mild mit einer Frostgrenze deutlich über 2500m.

Damit gehen wir davon aus, dass die Gleitschneeaktivität in den nächsten Tagen weiter zurückgehen wird und mittlere Lagen sowie Südhänge bis weiter hinauf wieder zusehends ausapern werden.

Mittig im Bild erkennt man einen frischen Abgang einer Gleitschneelawine, nachdem zuvor bereits viel Schnee abgeglitten ist. Vorsicht: Auch die einzelnen Schollen inmitten des Hanges können jederzeit spontan abgleiten. Östliches Karwendel (© Alpinpolizei, 17.09.2024)
Mittig im Bild erkennt man einen frischen Abgang einer Gleitschneelawine, nachdem zuvor bereits viel Schnee abgeglitten ist. Vorsicht: Auch die einzelnen Schollen inmitten des Hanges können jederzeit spontan abgleiten. Östliches Karwendel (© Alpinpolizei, 17.09.2024)

Rückblick

Zum Teil hohe Lawinenaktivität, besonders durch Gleit- und Lockerschneelawinen

Die (vorübergehende) Wetterbesserung am Sonntag, 15.09. erlaubte uns im Rahmen der Unfallerhebung des Lawinenereignisses im Bereich der Binsalm (siehe unten) zusammen mit der Flugpolizei einen Blick auf die Lawinensituation aus der Luft zu erlangen. In Summe hat sich die erwartete bzw. auch im Blog angekündigte Lawinensituation bestätigt. Vor allem die hohe Gleitschneelawinenaktivität war eindrücklich, wenngleich aufgrund der großen Schneemengen und des warm eingeschneiten Bodens nicht überraschend.

Frische Gleitschneelawinen im Karwendel (©LWD Tirol, 15.09.2024).
Frische Gleitschneelawinen im Karwendel (©LWD Tirol, 15.09.2024).
Eindrückliche Gleitschneerisse im Bereich Stripsenjoch im Kaisergebirge. Entsprechend der Neuschneemengen kann hier eine Anrissmächtigkeit von 70- 100cm angenommen werden (©Thomas Müllauer, 15.09.2024).
Eindrückliche Gleitschneerisse im Bereich Stripsenjoch im Kaisergebirge. Entsprechend der Neuschneemengen kann hier eine Anrissmächtigkeit von 70- 100cm angenommen werden (©Thomas Müllauer, 15.09.2024).
Spontaner Lawinenabgang im Östlichen Karwendel (© LWD Tirol, 15.09.2024)
Spontaner Lawinenabgang im Östlichen Karwendel (© LWD Tirol, 15.09.2024)
Monatsrückblick an der Wetterstation Hochhörndl in den Kitzbüheler Alpen. Bis zum 11. September zeigte sich das Wetter sehr warm, windschwach und überwiegend sonnig. Danach markiert das Eintreffen der Kaltfront einen schlagartigen Wandel: Die Temperaturen fielen unter Null und es schneite über ein Meter.
Monatsrückblick an der Wetterstation Hochhörndl in den Kitzbüheler Alpen. Bis zum 11. September zeigte sich das Wetter sehr warm, windschwach und überwiegend sonnig. Danach markiert das Eintreffen der Kaltfront einen schlagartigen Wandel: Die Temperaturen fielen unter Null und es schneite über ein Meter.

Verschüttete Person im Bereich der Binsalm konnte heute am 19.09. 2024 nur mehr tot geborgen werden

Wie schon im letzten Blogbeitrag berichtet, musste die Suche nach der vermissten Person aufgrund der Gefährdung von Rettungskräften anfangs verschoben werden. Nach einer genauen Situationsanalyse wurde heute, 19.09. die Suche fortgesetzt. Die vermisste Person konnte am frühen Vormittag nur mehr tot geborgen werden.

Übersicht tödlicher Lawinenunfall Binsalm: Rechts im Bild erkennt man den Forstweg zur Binsalm. Die Personengruppe befand sich im Abstieg, als eine Person von der Lawine erfasst und mitgerissen wurde. Der rote Kreis symbolisiert die Stelle, an welcher die Person heute am 19.09. nur mehr tot geborgen werden konnte (©LWD Tirol, 15.09.2024).
Übersicht tödlicher Lawinenunfall Binsalm: Rechts im Bild erkennt man den Forstweg zur Binsalm. Die Personengruppe befand sich im Abstieg, als eine Person von der Lawine erfasst und mitgerissen wurde. Der rote Kreis symbolisiert die Stelle, an welcher die Person heute am 19.09. nur mehr tot geborgen werden konnte (©LWD Tirol, 15.09.2024).
In Bildmitte die Unfalllawine. Die Ellipsen symbolisieren Bereiche, wo weitere Lawinen den Zustieg zur Binsalm verschütteten. Ebenso kann im Graben eine braungefärbte Ablagerung einer weiteren Gleitschneelawine (nach dem Lawinenunfall) erkannt werden (©LWD Tirol, 15.09.2024).
In Bildmitte die Unfalllawine. Die Ellipsen symbolisieren Bereiche, wo weitere Lawinen den Zustieg zur Binsalm verschütteten. Ebenso kann im Graben eine braungefärbte Ablagerung einer weiteren Gleitschneelawine (nach dem Lawinenunfall) erkannt werden (©LWD Tirol, 15.09.2024).

Lawinenereignis Bärenkopf

Gestern Mittwoch, 18.09. wurden unterhalb des Bärenkopfes (1991 m) im östlichen Karwendel zwei Personen von einer spontanen Gleitschneelawine erfasst, etwa 10 bis 15 Meter mitgerissen und in weiterer Folge teilverschüttet. Sie blieben unverletzt. Das Lawinenereignis ereignete sich im selben Hang, wo am 09. April diesen Jahres eine junge Person von einer Gleitschneelawine erfasst und getötet wurde (Blogeintrag).

Übersichtsbild der Gleitschneelawine beim Bärenkopf (Foto: © Alpinpolizei vom 18.09.2024)
Übersichtsbild der Gleitschneelawine beim Bärenkopf nordseitig orographisch rechts des Gipfels (© Alpinpolizei, 18.09.2024)
Während des Lawinenabgangs befanden sich mehrere Personen im Aufstieg, teilweise bereits oberhalb des Lawinenanrisses, teilweise noch im Lawinenanrissgebiet. Am Bild eingezeichnet ist die Aufstiegsspur (Pfeile) sowie der Bereich der Gleitschneelawine. Am Bild ist eine allgemein hohe Gleitschneeaktivität ersichtlich. (© Alpinpolizei, 18.09.2024)
Während des Lawinenabgangs befanden sich mehrere Personen im Aufstieg, teilweise bereits oberhalb des Lawinenanrisses, teilweise noch im Lawinenanrissgebiet. Am Bild eingezeichnet ist die Aufstiegsspur (Pfeile) sowie der Bereich der Gleitschneelawine. Am Bild ist eine allgemein hohe Gleitschneeaktivität ersichtlich. (© Alpinpolizei, 18.09.2024)