Nochmals Schnee im Hochgebirge

Wir erwarten in den kommenden Tagen wieder einiges an Neuschnee auf den Bergen. Der Schwerpunkt liegt dieses Mal im Bereich des Zillertaler Hauptkammes und in Osttirol; dort vor allem in den Hohen Tauern. Oberhalb von 2500m werden es verbreitet 20-40cm an Neuschnee sein, lokal kann es auch gegen 50cm gehen. Für diese Jahreszeit liegt nach wie vor überdurchschnittlich viel Schnee im Hochgebirge. Kurzfristig wird die Lawinenaktivität v.a. oberhalb von 2500m ansteigen.

Da der Lawinenwarndienst derzeit nur wenig Informationen aus dem Gelände hat, muss die Lawinengefahr vor Ort besonders gründlich beurteilt werden.

Neuschnee auf den Bergen mit Schwerpunkt in den Hohen Tauern

Aufgrund von Tiefdrucksystemen über dem Nordatlantik werden weiterhin feucht-kühle Luftmassen zu uns geschickt. In der Folge erwarten uns ab Dienstag, 11.06., einige kalt-regnerische Tage mit Neuschnee auf den Bergen. Der Schwerpunkt der Niederschläge liegt im Tiroler Unterland und in Osttirol. Dabei prognostiziert die GeoSphere-Wetterdienststelle heute Dienstag, 11.06., und morgen Mittwoch, 12.06., eine Schneefallgrenze von 1900m im Norden. Zum Alpenhauptkamm hin liegt diese bei 2400m. In Osttirol ist sie mit 2500m etwas höher prognostiziert.

Ab heute Dienstag, 11.06, sind für die kommenden 72 Stunden vor allem entlang der Hohen Tauern bis zu 40cm Neuschnee prognostiziert. Lokal kann auch etwas mehr dazu kommen.

Kurzfristig erhöhte Lawinengefahr

Der Neuschnee der kommenden Tage wird an allen Expositionen und bis ins Hochgebirge auf einer nassen Altschneeoberfläche abgelagert. Durch den schauerartigen Charakter der Niederschläge können lokal die Bedingungen für Schneebrettlawinen gegeben sein. Der in schauernähe zum Teil starke Wind kann zu frischen Triebschneeansammlungen führen und so das Brett bilden. Einzelne Gefahrenstellen liegen dabei v.a. an sehr steilen Schattenhängen bzw. in kammnahen, sehr steilen Hängen im Hochgebirge. Die Lawinen sind meist klein und nur kurzfristig auslösbar. Mit diffuser Strahlung verfestigen sich die Triebschneepakete rasch. Hingegen führt die (diffuse) Sonneneinstrahlung zu einem raschen Festigkeitsverlust des Neuschnees, dies vor allem ab Freitag, 14.06. Es sind deshalb zahlreiche spontane Lockerschneelawinen aus felsdurchsetztem Steilgelände aller Expositionen zu erwarten. Je nach Neuschneeauflage sind diese meist klein, können aber zum Teil auch mittlere Größe erreichen. Vereinzelt ist ein Durchreißen in tiefere Schichten denkbar.

Rückblick

Seit dem letzten Blogeintrag erreichte uns von unseren weiterhin unermüdlichen Beobachtern einige wertvolle Rückmeldungen zur Schneedecke und Lawinenaktivität, die nach dem letzten großen Schneefall am Monatswechsel zwischen Mai und Juni 2024 doch recht beachtlich war.

Am 01.06. wurde diese beachtliche Lockerschneelawine im Bereich der Birnlücke beobachtet (Großvenediger Gruppe Alpenhauptkamm). Foto: © Stefan Zangerl, 01.06.2024.
Lockerschneelawine löst im sehr steilen Gelände eine Schnreebrettlawine aus (Pflerscher Niederjoch, Zentrale Stubaier Alpen). Ein Szenario, das wir auch nach diesem Niederschlag wieder erwarten. Foto: © Stefan Ortner, 07.06.2024.
Anderer Ort, gleicher Mechanismus: Lockerschneelawine löst im sehr steilen Gelände eine Schnreebrettlawine aus (Warnsdorfer Hütte, Großvenediger Gruppe Alpenhauptkamm). Interessant hier die durchscheinende Schicht mit Saharastaub, auf der die Lawine abgegangen ist. Diese Schicht konnte auch in einem der wenigen uns bekannten Schneeprofile aus der Gegend gefunden werden. Foto: © Stefan Zangerl, 08.06.2024.
Schneeprofil vom 02.06. aus der Glocknergruppe. Obwohl die Schneedecke isotherm und durchfeuchtet ist, kann man noch markante Schichten erkennen. Der Stabilitätstest schlug an einer Schwachschicht oberhalb einer Kruste an (roter Pfeil). In der Kruste konnte man noch den Saharastaub erkennen. Die Schwachschicht aus kantigen Kristallen war vermutlich auch relevant für die Schneebrettauslösungen in den vorangegangenen Bildern.

Es liegt nach wie vor für die Jahreszeit überdurchschnittlich viel Schnee im Hochgebirge. Dort wo es Schnee hat, gibt es auch Lawinen. Deshalb sollte man die lokalen Bedingungen derzeit gründlich beurteilen.

Pink is my favourite colour: Entlang des Alpenhauptkamms, der Hohen Tauern und im Ortlergebiet liegt in der Höhe noch sehr viel Schnee.