Die Lawinensituation in Tirol ist günstig, die Verhältnisse für Touren sind aber aufgrund von Schneemangel noch sehr bescheiden. Zumindest bis Ende nächster Woche bleibt Hochdruckeinfluss wetterbestimmend, sodass sich an dieser Konstellation nur wenig ändert. Es bleibt für die Jahreszeit zu mild, trocken und sonnig.
Nur mehr wenige Gefahrenstellen für Lawinenauslösungen
Zusammenfassend haben wir es in Hinblick auf Lawinen aktuell mit zwei – der Gefahrenstufe 1 entsprechend nur schwach ausgeprägten – Problemen zu tun: (1) kleine Gleitschneelawinen aus steilen Grashängen können sich vereinzelt spontan lösen, (2) an extrem steilen Schattenhängen in der Höhe können in Rinnen und Mulden sehr vereinzelt noch kleine Schneebrettlawinen ausgelöst werden.
Wichtig in diesem Zusammenhang: Geringe Lawinengefahr bedeutet nicht keine Lawinengefahr. Die Gefahrenstellen sind bei Gefahrenstufe 1 zuallermeist selten und oft nur mehr im extremen Steilgelände (>40°) anzutreffen. In diesem extremen Steilgelände herrscht aber gleichzeitig meist auch Absturzgefahr – und eine kleine Lawine, welche in anderem Gelände unproblematisch wäre, kann hier fatal sein.


Generell rücken aktuell andere Gefahren in den Vordergrund: Weil noch herzlich wenig Schnee liegt, ist dies beim Skifahren oder Snowboarden abseits der Pisten die Gefahr von Stein- bzw. Bodenkontakt und infolgedessen Sturz. Auch sorgt die Regenkruste vom Montag bis zumindest 2600m hinauf für oft feinsten „Haxenbrecher“- Bruchharsch. Tendenziell am besten könnten skifahrerisch noch steile Sonnenhänge sein (sofern noch Schnee liegt), wo der Schmelzharschdeckel trägt und je nach Höhenlage im Tagesverlauf auffirnen kann.

Ausblick: Stabiles Hochdruckwetter – keine Änderung der Lawinensituation
Die schwache Kaltfront, welche heute Donnerstag, 11.12. v.a. nördlich des Hauptkamms für einen etwas trüben Wettercharakter gesorgt hat, ist morgen Freitag wieder passé. Stabiles Hochdruckwetter mit milden Temperaturen, viel Sonnenschein und wenig Wind begleitet uns über das Wochenende hinweg. Damit gibt’s kaum Änderung der Lawinengefahr, diese bleibt verbreitet gering. Gefahrenstellen mit Hinblick auf trockene Lawinen werden weniger, steile Südhänge apern immer mehr aus.


Rückblick auf die vergangene Woche
Kunstschnee- Schneebrett am Leppleskofel
Einen kurzen Exkurs wert ist eine spontane Schneebrettlawine, welche am vergangenen Samstag, 06. Dezember am Leppleskofel, im Skizentrum St. Jakob in Defereggen abgegangen ist.
Bei der Örtlichkeit handelt es sich um einen Teil der regulären Piste Nr. 11, einem nach Nordwest orientierten Steilhang mit etwa 30 bis 35 Grad auf 2550 m Höhe. Sowohl die Liftanlage auf den Leppleskofel, als auch die Piste waren zum Zeitpunkt des Lawinenabgangs nicht geöffnet. Auch waren keine Personen am Lawinenabgang beteiligt, einzig eine Schneekanone wurde von den Schneemassen erfasst, mitgerissen und beschädigt.
Interessant ist vor allem die Kombination von Schneebrett und Schwachschicht, welche zum Lawinenabgang führte. Das Schneebrett bestand vorwiegend aus Kunstschnee. In den Stunden und Tagen vor dem Abgang wurde dieser Bereich intensiv beschneit. Bodennah lagerte hingegen ein schwaches Fundament aus großen kantigen Kristallen, welches die Schwachschicht darstellte. Diese Schwachschicht entwickelte sich im Frühwinter, als die damals noch geringe (Natur-)Schneeauflage bei Hochdruckwetter aufbauend umgewandelt wurde. Die Beschneiung wurde aufgrund der hohen Temperaturen rund eine Stunde vor dem Abgang eingestellt. Auch hat in der Zwischenzeit eine Person den Hang bereits befahren, ohne das Schneebrett auszulösen.



Regen bis in hohe Lagen führte zu kurzzeitig hoher spontaner Lawinenaktivität
Die Warmfront, welche von Sonntagnachmittag, 7.12. bis Montagmittag, 8.12. übers Land zog, brachte im Norden und Westen Nordtirols zwischen 20 und 40 mm, südlich des Inns und in den Hohen Tauern zwischen 10 bis 20mm. Markant war der Anstieg der Schneefallgrenze. Montagvormittag regnete es bis auf 2600m hinauf. Mit feucht-warmer Luft bildete sich gebietsweise bis über 3000m hinauf ein dünner Schmelzharschdeckel an der Schneeoberfläche.
Mit der Erwärmung sowie insbesondere dem Regeneintrag kam es zu zahlreichen spontanen nassen Lockerschneelawinen, welche vor allem an Schattenhängen die weiche, aufgebaute Schneedecke bis zum Boden hin mitrissen und teils mittlere Größe erreichten. Auch meist oberflächennahe Schneebrettlawinen (nicht selten auf Oberflächenreif abgegangen) konnten beobachtet werden. Zudem nahm auch die Gleitschneeaktivität auf steilen Grashängen vorübergehend zu.








