Die Ruderhofspitze in den Stubaier Alpen (© LWD Tirol, 28.11.2025)

Gefahrenstellen findet man v.a. noch im schattigen, sehr steilen Gelände oberhalb etwa 2400m

Die Lawinengefahr ist im Verlauf der vergangenen Woche zurückgegangen. Gebietsweise herrscht in Nordtirol oberhalb etwa 2400m noch mäßige Lawinengefahr, ansonsten ist die Gefahr gering. Vorsicht insbesondere noch in sehr steilen Schattenhängen in der Höhe.

Wenige Gefahrenstellen und häufig noch dürftige Schneelage

Die Schneedecke

Ein aktuell eher selten ansprechbares Altschneeproblem stellt unser Hauptproblem dar. Gefahrenstellen findet man v.a. in den vergleichsweise schneereicheren Regionen vom Alpenhauptkamm nordwärts. Vereinzelt können dort Schwachschichten aus kantigen Kristallen (angrenzend an Schmelzkrusten) durch die Belastung von WintersportlerInnen noch brechen und dadurch Schneebrettlawinen ausgelöst werden. Die dafür notwendige Kombination aus Schwachschicht und darüber gelagertem Brett ist inzwischen nicht mehr so häufig anzutreffen, das Brett wurde tendenziell lockerer, die Verbindungen der Kristalle innerhalb der Schwachschicht etwas stärker. Gefahrenstellen findet man v.a. in sehr steilen Hängen im Nordsektor oberhalb etwa 2400m (sehr vereinzelt auch in West- und Osthängen in größerer Höhe). Vorsicht v.a. im kammnahen Gelände sowie in Rinnen und Mulden.

Schneebrettlawinen der vergangenen Woche in den Kalkkögeln. (© Reinhold Oblak, 02.12.2025)
Schneebrettlawinen der vergangenen Woche in den Kalkkögeln. (© Reinhold Oblak, 02.12.2025)

Am vergleichsweise ungünstigsten ist die Situation unverändert im hochalpinen, vergletscherten, schattigen Gelände, wo ausgelöste Lawinen tendenziell größer werden können.

Spontane Schneebrettlawinen im Bereich des Windacher Daunkogels in den Stubaier Alpen, welche vermutlich am 26.11. abgegangen sein dürften. (© Patrick Ribis, 02.12.2025)
Spontane Schneebrettlawinen im Bereich des Windacher Daunkogels in den Stubaier Alpen, welche vermutlich am 26.11. abgegangen sein dürften. (© Patrick Ribis, 02.12.2025)
Aufbauend umgewandelte Kristalle (meist kantig, teilweise auch Schwimmschnee) in Bodennähe. Thurntaler in der Region Deferegger Alpen Ost (© Anton Riepler, 30.11.2025)
Aufbauend umgewandelte Kristalle (meist kantig, teilweise auch Schwimmschnee) in Bodennähe. Thurntaler in der Region Deferegger Alpen Ost (© Anton Riepler, 30.11.2025)
Ein typisches Schneeprofil im schattigen Gelände in hohen Lagen. Im unteren Bereich der Schneedecke findet man eine Abfolge von weicheren und härteren Schichten. Darüber ein meist nicht (mehr) allzu ausgeprägtes Brett. Stabilitätstests führen häufig nur mehr zu Teilbrüchen. Interessant ist zudem die dünne Schmelzkruste in Oberflächennähe, welche am 29.11. dort, wo die Berge in Wolken eingehüllt waren, durch leichten Nieselregen entstanden ist. Mattunjoch, Westliche Lechtaler Alpen. (2480m / Nord / 30 Grad) (© LWD Tirol, 03.12.2025)
Ein typisches Schneeprofil im schattigen Gelände in hohen Lagen. Im unteren Bereich der Schneedecke findet man eine Abfolge von weicheren und härteren Schichten. Darüber ein meist nicht (mehr) allzu ausgeprägtes Brett. Stabilitätstests führen häufig nur mehr zu Teilbrüchen. Interessant ist zudem die dünne Schmelzkruste in Oberflächennähe, welche am 29.11. dort, wo die Berge in Wolken eingehüllt waren, durch leichten Nieselregen entstanden ist. Mattunjoch, Westliche Lechtaler Alpen. (2480m / Nord / 30 Grad) (© LWD Tirol, 03.12.2025)
Webcam-Bild vom 29.11. vom Arlberggebiet. Aus den Wolken nieselte es gebietsweise etwas heraus. Am Nachmittag des 29.11. klarte es dann auf. In Folge bildete sich eine dünne Schmelzkruste an der Schneeoberfläche. (© foto-webcam.eu)
Webcam-Bild vom 29.11. vom Arlberggebiet. Aus den Wolken nieselte es gebietsweise etwas heraus. Am Nachmittag des 29.11. klarte es dann auf. In Folge bildete sich eine dünne Schmelzkruste an der Schneeoberfläche. (© foto-webcam.eu)

Stabile Schneedecke in einem 38° steilen Westhang auf 2300m am Hafelekar (Westliches Karwendel) oberhalb von Innsbruck (© Leo Schneider, 01.12.2025)

Stabile Schneedecke in einem 38° steilen Westhang auf 2300m am Hafelekar (Westliches Karwendel) oberhalb von Innsbruck (© Leo Schneider, 01.12.2025)
Während der vergangenen Woche gingen bei uns immer wieder Meldungen über Oberflächenreif ein. Schaut man sich die Wetterprognose an, so dürfte dieser mit hoher Wahrscheinlichkeit kommenden Sonntag, den 07.12. durch Regen und Wärmeeinfluss zerstört werden. Kirchspitze - Gerlos - Zillertal (© Stefan Wierer, 04.12.2025)
Während der vergangenen Woche gingen bei uns immer wieder Meldungen über Oberflächenreif ein. Schaut man sich die Wetterprognose an, so dürfte dieser mit hoher Wahrscheinlichkeit kommenden Sonntag, den 07.12. durch Regen und Wärmeeinfluss zerstört werden. Kirchspitze – Gerlos – Zillertal (© Stefan Wierer, 04.12.2025)

Die Schneelage

Auch wenn wir nach den Schneefällen zwischen dem 17.11. und 26.11. gebietsweise einiges an Neuschnee erhalten hatten, nahm die Schneehöhe seither kontinuierlich ab, u.a. auch durch Wärmeeinfluss ab dem 29.11.2025. Ebenso bearbeitete Wind insbesondere in den Regionen entlang des Alpenhauptkammes die Schneedecke, was sich auf die Schneeverteilung auswirkte. Tirolweit muss man deshalb im freien Gelände aktuell meist von einer eher dürftigen Schneelage ausgehen.

Die Karte zeigt die Verteilung der Gesamtschneehöhe.
Die Karte zeigt die Verteilung der Gesamtschneehöhe.
In den typischen Föhnstrichen war es auf den Bergen für ein paar Tage recht windig. Windkarte vom 01.12.2025 um 23:00 Uhr.
In den typischen Föhnstrichen war es auf den Bergen für ein paar Tage recht windig. Windkarte vom 01.12.2025 um 23:00 Uhr.
Die Wetterstation Hahnenkamm bei Reutte. Wetterverlauf der vergangenen Woche: Die Schneeoberfläche wurde dort am 29.11. und 30.11. feucht. Am 01.12. schneite es ein wenig (Dieser Schneefall betraf damals v.a. den Norden Nordtirols).
Die Wetterstation Hahnenkamm bei Reutte. Wetterverlauf der vergangenen Woche: Die Schneeoberfläche wurde dort am 29.11. und 30.11. feucht. Am 01.12. schneite es ein wenig (Dieser Schneefall betraf damals v.a. den Norden Nordtirols).
Die Elferspitze, eine Wetterstation, die bei einer Südföhnlage besonders gut anspricht. Windzunahme ab dem 01.12.2025)
Die Elferspitze, eine Wetterstation, die bei einer Südföhnlage besonders gut anspricht. Windzunahme ab dem 01.12.2025)
Ein Bild vom südlichen Osttirol zeigt die ungleichmäßige Schneeverteilung bei einer gering mächtigen Schneedecke (© Anton Riepler)
Ein Bild vom südlichen Osttirol zeigt die ungleichmäßige Schneeverteilung bei einer gering mächtigen Schneedecke (© Anton Riepler)
In den Tuxer Alpen am 27.11.2025. Inzwischen schaut es dort auch aufgrund von Windeinfluss nicht mehr so schön winterlich aus. Steinkontakt häuft sich inzwischen wieder. (© Stefano Morettini)
In den Tuxer Alpen am 27.11.2025. Inzwischen schaut es dort auch aufgrund von Windeinfluss nicht mehr so schön winterlich aus. Steinkontakt häuft sich inzwischen wieder. (© Stefano Morettini)
Vom Wind aper gefegte Flächen neben eingewehten Rinnen und Mulden. Westliche Tuxer Alpen (© Marco Knoflach, 03.12.2025)
Vom Wind aper gefegte Flächen neben eingewehten Rinnen und Mulden. Westliche Tuxer Alpen (© Marco Knoflach, 03.12.2025)
Während im Tal und auf den Schattenhängen etwas Schnee liegt, schmilzt dieser in Sonnenhängen zunehmend dahin. Hochfilzen in der Region Waidringer Alpen (© LWD Tirol, 03.12.2025)
Während im Tal und auf den Schattenhängen etwas Schnee liegt, schmilzt dieser in Sonnenhängen zunehmend dahin. Hochfilzen in der Region Waidringer Alpen (© LWD Tirol, 03.12.2025)
Vergangene Woche konnte man gebietsweise - wie hier am Stubaier Gletscher - Pulverschnee genießen. Dennoch musste man auch dort auf "sharks", knapp unterhalb der Schneedecke verborgene Steine achten. (© LWD Tirol, 28.11.2025)
Vergangene Woche konnte man gebietsweise – wie hier am Stubaier Gletscher – Pulverschnee genießen. Dennoch musste man auch dort auf „sharks“, knapp unterhalb der Schneedecke verborgene Steine achten. (© LWD Tirol, 28.11.2025)

Vereinzelt noch Gleitschneeabgänge

Der Wärmeeintrag in die Schneedecke hat die Abgangsbereitschaft von Gleitschneelawinen (meist waren es Rutsche) ab dem 29.11. etwas erhöht. Inzwischen sollten Gleitschneelawinen nur mehr selten auftreten.

Der Schnee gleitet auf Grashängen ab. Defereggental (© 02.12.2025)
Der Schnee gleitet auf Grashängen ab. Defereggental (© Mark Kleinlercher, 02.12.2025)
Viele Gleitschneerutsche in den Lechtaler Alpen im Nahbereich des Hahntenjochs (© Stefan Zangerl, 30.11.2025)
Viele Gleitschneerutsche in den Lechtaler Alpen im Nahbereich des Hahntenjochs (© Stefan Zangerl, 30.11.2025)

Wie gehts weiter?

Laut GSA (Geosphere Austria) „sorgt schwacher Tiefdruckeinfluss in der Nacht auf Freitag, den 05.12.2025 zusammen mit einer Störungszone für Zufuhr feuchter Luftmassen und leichte Abkühlung. Am Wochenende Übergang in eine Westströmung mitsamt milder Luftmassen. Sonntag auf Montag Warmfront mit Regen und stark steigender Schneefallgrenze.“ Die Niederschlagsmengen sollen sich in Grenzen halten. Der Wind soll anfangs schwach aus Südost bis Süd wehen. Gegen Wochenende soll sich dann eine straffe Westströmung einstellen.

Ab Samstag, den 06.12.2025 gehts mit den Temperaturen bergauf.
Ab Samstag, den 06.12.2025 gehts mit den Temperaturen bergauf.

An der Lawinengefahr ändert sich vorerst wenig. Mit Erwärmung und (etwas) Regen bis in hohe Lagen kann die Gleitschneeaktivität leicht ansteigen. In großen Höhen werden sich frische Triebschneepakete bilden.