Vorsicht vor frischem Triebschnee v.a. an Schattenhängen in der Höhe

Etwas Neuschnee und v.a. entlang des Alpenhauptkamms zeitweise starker Nordwind führen zur Bildung von frischen Triebschneepaketen. Die Triebschneepakete sind insbesondere in geschützten Karen und Mulden in der Höhe sowie im vergletscherten Gelände stellenweise störanfällig.

Mit dem Schönwetter in den kommenden Tagen sind die Gefahrenstellen für Geübte gut zu erkennen und sollten besonders oberhalb von Geländefallen gemieden werden.

Aktuelle Situation

Wetter: etwas Neuschnee und deutlicher Rückgang der Temperaturen

Der aktuelle Niederschlag bringt auf den Bergen Tirols recht verbreitet zwischen 15 und 25cm Neuschnee. Gleichzeitig wird kalte Luft aus dem hohen Norden Europas in unsere Breiten abgelenkt: Die Schneefallgrenze sinkt dadurch im Verlauf des Montags, 17.11. gebietsweise bis gegen 500m ab – in höhergelegenen Talschaften steht also der erste Schneefall der Saison vor der Tür.  

Seit Niederschlagsbeginn Sonntagnachmittag, 16.11. und bis zu dessen Ende in der Nacht auf Dienstag, 18.11. sind verbreitet 15 bis 25cm Neuschnee prognostiziert.
Seit Niederschlagsbeginn Sonntagnachmittag, 16.11. und bis zu dessen Ende in der Nacht auf Dienstag, 18.11. sind verbreitet 15 bis 25cm Neuschnee prognostiziert.
Prognostizierter Verlauf der Schneefallgrenze – exemplarisch für den Gitterpunkt St. Anton am Arlberg: Am Montagnachmittag, 17.11. sinkt die Schneefallgrenze von rund 1800m auf unter 500m ab (©GeoSphere Austria).
Prognostizierter Verlauf der Schneefallgrenze – exemplarisch für den Gitterpunkt St. Anton am Arlberg: Am Montagnachmittag, 17.11. sinkt die Schneefallgrenze von rund 1800m auf unter 500m ab (©GeoSphere Austria).
Gegenüberstellung der Temperaturen vom Sonntag, 16.11., um 20:00 Uhr und jenen vom darauffolgenden Montag zur gleichen Uhrzeit.
Gegenüberstellung der Temperaturen vom Sonntag, 16.11., um 20:00 Uhr und jenen vom darauffolgenden Montag zur gleichen Uhrzeit.
Der Wind bläst während des Niederschlags meist nur mäßig stark. In der Nacht auf Dienstag, 18.11. lebt entlang des Alpenhauptkammes sowie in Osttirol allerdings zeitweise starker Nordföhn auf.
Der Wind bläst während des Niederschlags meist nur mäßig stark. In der Nacht auf Dienstag, 18.11. lebt entlang des Alpenhauptkammes sowie in Osttirol allerdings zeitweise starker Nordföhn auf.
Schneefall im Bereich der Berliner Hütte in den Zillertaler Alpen (©foto-webcam.eu).
Schneefall im Bereich der Berliner Hütte in den Zillertaler Alpen (©foto-webcam.eu).

Schneedecke: Triebschneepakete sind stellenweise störanfällig

Mit mäßigem Nordwind bilden sich frische Triebschneeansammlungen v.a. an kammnahen Hängen, in Mulden und hinter Geländekanten.

In Zahl und Umfang etwas größere und auch kammfern abgelagerte Triebschneepakete können sich entlang des Alpenhauptkammes bilden, wo in der Nacht auf Dienstag der Wind vorübergehend etwas stärker blasen soll. Auch ist dort mit am meisten Neuschnee zu rechnen (vgl. Karte mit prognostizierten Neuschneemengen weiter oben).

Diese Triebschneeansammlungen sollten in der Höhe gemieden werden. Dort werden diese auf einer schwachen Altschneedecke abgelagert. Ungünstig sind geschützte Bereiche wie Mulden oder Kare beginnend von etwa 2200m aufwärts (und mit der Höhe zunehmend), wo potenzielle Triebschneeansammlungen eine gleichmäßige und geschlossene Altschneedecke überlagern. Dies betrifft in erster Linie Schattenhänge, mit zunehmender Höhe vermehrt auch West- und Osthänge.

Modellierte Schneehöhe sowie Messwerte der automatischen Wetterstationen. Am unmittelbaren Hauptkamm und entlang der Grenze zu Vorarlberg hat sich am meisten Schnee von den Herbstschneefällen halten können.
Modellierte Schneehöhe sowie Messwerte der automatischen Wetterstationen. Am unmittelbaren Hauptkamm und entlang der Grenze zu Vorarlberg hat sich am meisten Schnee von den Herbstschneefällen halten können.
Blick in die nach Nordwesten orientierten Hänge der Deferegger Alpen oberhalb des Staller Sattels: hier lag vor den aktuellen Schneefällen kaum Schnee. Schwachschichten im Altschnee spielen in diesen Bereichen kein Thema (©Mark Kleinlercher, 15.11.2025).
Blick in die nach Nordwesten orientierten Hänge der Deferegger Alpen oberhalb des Staller Sattels: hier lag vor den aktuellen Schneefällen kaum Schnee. Schwachschichten im Altschnee spielen in diesen Bereichen keine Rolle (©Mark Kleinlercher, 15.11.2025).
Entlang des Alpenhauptkammes, aber auch im unmittelbaren Grenzgebiet zu Vorarlberg liegt gebietsweise bereits mehr Schnee: hier findet man besonders auf Gletschern, aber auch in geschützten Karen und Mulden eine zusammenhängende Schneedecke (©LWD Tirol, 11.11.2025).
Entlang des Alpenhauptkammes, aber auch im unmittelbaren Grenzgebiet zu Vorarlberg liegt gebietsweise bereits mehr Schnee: hier findet man besonders auf Gletschern, aber auch in geschützten Bereichen der Expositionen West, Nord und Ost eine zusammenhängende Schneedecke (©LWD Tirol, 11.11.2025).
Der Schnee, welcher v.a. in der zweiten Oktoberhälfte und Anfang November gefallen ist, hat sich bei Schönwetter aufbauend umgewandelt und zeigt Schwachschichten in Form von kantigen Kristallen, Becherkristallen, mitunter auch Oberflächenreif – oft eingelagert zwischen Schmelzkrusten. Wenn dieses schwache Fundament von einem Schneebrett überlagert wird, sind Auslösungen von Schneebrettlawinen möglich.
Der Schnee, welcher v.a. in der zweiten Oktoberhälfte und Anfang November gefallen ist, hat sich bei Schönwetter aufbauend umgewandelt und zeigt Schwachschichten in Form von kantigen Kristallen, Becherkristallen, mitunter auch Oberflächenreif – oft eingelagert zwischen Schmelzkrusten. Wenn dieses schwache Fundament von einem Schneebrett überlagert wird, sind Auslösungen von Schneebrettlawinen möglich.
Der Neuschnee fällt abhängig von Höhe und Exposition auf eine geringmächtige Schneedecke oder aber auf aperen Boden. Samnaungruppe (© LWD Tirol, 11.11.2025).
Der Neuschnee fällt abhängig von Höhe und Exposition auf eine geringmächtige Schneedecke oder aber auf aperen Boden. Samnaungruppe (© LWD Tirol, 11.11.2025).
Diese mittelgroße Schneebrettlawine am Windacher Ferner im Skigebiet Stubaier Gletscher wurde am ersten Schönwettertag (4.11.) nach den letzten Schneefällen von Wintersportlern fernausgelöst. Der Neuschnee bildete das Schneebrett auf dem kantig aufgebauten Altschneefundament (©Barbara Fink, 05.11.2025).
Diese mittelgroße Schneebrettlawine am Windacher Ferner im Skigebiet Stubaier Gletscher wurde am ersten Schönwettertag (4.11.) nach den letzten Schneefällen von Wintersportlern fernausgelöst. Der Neuschnee bildete das Schneebrett auf dem kantig aufgebauten Altschneefundament (©Barbara Fink, 05.11.2025).

Weitere Entwicklung

Bei den weiterhin kalten Temperaturen ist anzunehmen, dass sich die Triebschneepakete nur langsam verfestigen. Vorsicht und Zurückhaltung ist besonders im Bereich von Geländefallen (Mulden bzw. Absturzgelände in der möglichen Lawinensturzbahn) empfohlen. Lawinen können nur vereinzelt in den schneereichen Gebieten mittlere Größe erreichen. Aber auch schon eine kleine Lawine kann einen folgenschweren Absturz verursachen.

Ab Donnerstag, 20.11. herrscht neuerlich Tiefdruckeinfluss. Es trübt ein und beginnt leicht zu schneien. Über das nächste Wochenende hinweg sind vorerst jedoch keine erheblichen Neuschneemengen prognostiziert.
Ab Donnerstag, 20.11. herrscht neuerlich Tiefdruckeinfluss. Es trübt ein und beginnt leicht zu schneien. Über das nächste Wochenende hinweg sind vorerst jedoch keine erheblichen Neuschneemengen prognostiziert.
Ein Blick in die Ötztaler Alpen vor dem Wetterumschwung: warme Luft und Staub aus der Sahara. Mit der Nordströmung sind die milden Temperaturen von Ende der vergangenen Woche vorerst Geschichte (©Günter Chwojan, 14.11.2025).
Ein Blick in die Ötztaler Alpen vor dem Wetterumschwung: warme Luft und Staub aus der Sahara. Mit der Nordströmung sind die milden Temperaturen von Ende der vergangenen Woche vorerst Geschichte (©Günter Chwojan, 14.11.2025).
Bild der Woche: Skitraining und Wintervorbereitung am Stubaier Gletscher (©LWD Tirol, 11.11.2025).
Bild der Woche: Skitraining und Wintervorbereitung am Stubaier Gletscher (©LWD Tirol, 11.11.2025).
Mit der Flugpolizei konnten wir uns in der vergangenen Woche einen Überblick über die Schneeverteilung und den Schneedeckenaufbau entlang des westlichen Alpenhauptkamms verschaffen. Gute Bedingungen im freien Gelände waren kaum anzutreffen. Im Verhältnis am besten zeigten sich die Skibedingungen von der Schneegrenze aufwärts, wo im unteren Teil der Schneedecke eine tragfähige Kruste Bodenkontakt verhinderte. Das Bild stammt aus den Lechtaler Alpen, an der Grenze zu Vorarlberg (©LWD Tirol, 11.11.2025)
Mit der Flugpolizei konnten wir uns in der vergangenen Woche einen Überblick über die Schneeverteilung und den Schneedeckenaufbau entlang des westlichen Alpenhauptkamms verschaffen. Gute Ski-Bedingungen im freien Gelände waren kaum anzutreffen. Im Verhältnis am besten zeigten sich diese von der Schneegrenze aufwärts. Dort lagerte auf einem kompakten Fundament aufbauend umgewandelter Schnee. Das Bild stammt aus den Lechtaler Alpen, an der Grenze zu Vorarlberg (©LWD Tirol, 11.11.2025).

Wir freuen uns über Rückmeldungen aus dem Gelände

Wie immer zu dieser Jahreszeit erreichen uns noch wenige Informationen aus dem Gelände. Ihr könnt uns aber über euer Feedback helfen, die Schnee- und Lawinensituation besser zu erfassen und so unsere Lawinenberichte verbessern!

Wenn ihr also bereits mit Brettern an den Füßen, zu Fuß oder mit Schneeschuhen im Gelände unterwegs seid: Wir freuen uns über Fotos und Rückmeldungen via SNOBS.LIVE. Zur Schneelage, beobachteten Alarm- oder Gefahrenzeichen oder einfach nur zur Schneebeschaffenheit und Qualität! Danke!