Die zunehmende Durchfeuchtung der Schneedecke bedingt auch eine erhöhte Gefahr des Durchbrechens in die Schneedecke.

Ablöse der günstigen Lawinenverhältnisse durch vermehrte Nassschneeproblematik

Die vergangene Woche war anfangs noch von einem tageszeitlichen Anstieg der Lawinengefahr aufgrund der fortschreitenden Durchfeuchtung der Schneedecke geprägt. Ein markanter Temperaturrückgang samt dem Eindringen trockener Luftmassen führte dann zu einer durchwegs günstigen Lawinensituation bei geringer Lawinengefahr. Nun beginnt sich die Großwetterlage wieder umzustellen. Es wird wärmer und sukzessive feuchter. Die Nassschneeproblematik wird wieder in der Vordergrund rücken.

Rückblick vergangene Woche

Schauen wir uns dazu vorab eine unserer zahlreichen Wetterstationsgrafiken, nämlich jene vom Kitzbüheler Horn, an:

Anfangs war es bei intensiver Sonneneinstrahlung sehr warm, die Schneedecke wurde entsprechend durchfeuchtet. Markante Abkühlung ab Sonntag, den 06.04.2025. Ab dann nur zögerlicher Anstieg der Temperatur bei meist mäßig starkem Windeinfluss.
Spontaner Lawinenabgang in den Sellrainer Bergen (© Raymond Roks, 05.04.2025)
Spontaner Lawinenabgang als Folge der Durchfeuchtung in den Sellrainer Bergen (© Raymond Roks, 05.04.2025)
Spontane Lockerschneelawine am Geigenkamm (© Ernst Kuen, 05.04.2025)
Spontane Lockerschneelawine am Geigenkamm (© Ernst Kuen, 05.04.2025)

Am Sonntag, den 06.04. hatten wir es dann kurzfristig mit einem interessanten Phänomen zu tun: Der über Nacht gebildete, tragfähige Harschdeckel, konnte in einem eher eng umgrenzten Höhenbereich in Sonnenhängen von WintersportlerInnen als Schneebrett ausgelöst werden. Als Schwachschicht diente die gerade eben durchnässte, lockere Altschneedecke.

Fernausgelöste Schneebrettlawine ohne Folgen unterhalb der Hohen Mut, Gurgler Gruppe, Süd, 2500m (© Alpinpolizei, 06.04.2025)
Fernausgelöste Schneebrettlawine ohne Folgen unterhalb der Hohen Mut, Gurgler Gruppe, Süd, 2500m (© Alpinpolizei, 06.04.2025)

Während der folgenden Tage bildete sich dann in Sonnenhängen ein immer dickerer Harschdeckel aus. Die Schneedecke war verbreitet stabil. Die Lawinengefahr gering. Die Schneequalität variierte der Jahreszeit entsprechend von gutem Pulver, bestem Firn bis zu Bruchharsch.

Gute Firnverhältnisse in den Sellrainer Bergen (© Barbara Fink, 06.04.2025)
Gute Firnverhältnisse in den Sellrainer Bergen (© Barbara Fink, 06.04.2025)
Mitunter auf engem Raum rasch wechselnde Schneequalität. Zentrale Stubaier Alpen (© LWD Tirol, 10.04.2025)
Mitunter auf engem Raum rasch wechselnde Schneequalität. Zentrale Stubaier Alpen (© LWD Tirol, 10.04.2025)
Typisch für das Frühjahr - ein Firnspiegel. Dieser entsteht immer durch die Kombination aus oberflächiger, strahlungs- und temperaturbedingter Anfeuchtung der Schneedecke und dem abkühlenden Effekt des Windes. Granatspitzgruppe (© Peter Fuetsch, 06.04.2025)
Typisch für das Frühjahr – ein Firnspiegel. Dieser entsteht immer durch die Kombination aus oberflächiger, strahlungs- und temperaturbedingter Anfeuchtung der Schneedecke und dem abkühlenden Effekt des Windes. Granatspitzgruppe (© Peter Fuetsch, 06.04.2025)
Starker Wind aus dem Nordsektor verfrachtete v.a. hochalpin etwas Schnee. Frische Triebschneeansammlungen waren - wenn überhaupt - nur kurzfristig störanfällig. Zentrale Stubaier Alpen (© Günter Chwojan, 06.04.2025)
Starker Wind aus dem Nordsektor verfrachtete v.a. hochalpin etwas Schnee. Frische Triebschneeansammlungen waren – wenn überhaupt – nur kurzfristig störanfällig. Zentrale Stubaier Alpen (© Günter Chwojan, 06.04.2025)
Die Gleitschneeaktivität nahm während der Woche stetig ab. Arlberg (© LWD Tirol, 06.04.2025)
Die Gleitschneeaktivität nahm während der Woche stetig ab. Arlberg (© LWD Tirol, 06.04.2025)
Sehr bezeichnend für diesen Winter: Allgemein wenig Schnee, sonnseitig häufig sogar aper. Zentrale Stubaier Alpen (©LWD Tirol, 10.04.2025)
Sehr bezeichnend für diesen Winter: Allgemein wenig Schnee, sonnseitig häufig sogar aper. Zentrale Stubaier Alpen (©LWD Tirol, 10.04.2025)
Trotz des schneearmen Winters sollte man die durch Wechtenbrüche mögliche Gefährdung nicht außer Acht lassen. Außerfern (© Stefan Zangerl, 04.04.2025)
Trotz des schneearmen Winters sollte man die durch Wechtenbrüche mögliche Gefährdung nicht außer Acht lassen. Außerfern (© Stefan Zangerl, 04.04.2025)

Ein schneller Blick in die Schneedecke:

Ein für Schattenseiten typisches Profil. Die Anfang April noch aktiven Schwachschichten (Graupel vom 29.03. und kantige Kristalle, die sich bis zum 10.03. gebildet hatten) konnten an diesem Standort gar nicht mehr angesprochen werden. Schattseitig gibt es in der Höhe noch etwas Temperaturreserven.
Ein für Schattenseiten typisches Profil. Die Anfang April noch aktiven Schwachschichten (Graupel vom 29.03. und kantige Kristalle, die sich bis zum 10.03. gebildet hatten) konnten an diesem Standort gar nicht mehr angesprochen werden. Schattseitig gibt es in der Höhe noch etwas Temperaturreserven.
Der aktuell teilweise noch sehr dicke Harschdeckel auf einer lockeren, feuchten bis nassen Altschneedecke, wird nun wohl wieder dünner, die Schneedecke störanfälliger werden.
Der aktuell teilweise noch sehr dicke Harschdeckel auf einer lockeren, feuchten bis nassen Altschneedecke, wird nun wohl wieder dünner, die Schneedecke störanfälliger werden.

Kurzer Ausblick

Es bahnt sich eine Wetterumstellung an. Die kommenden Tage wird es deutlich wärmer. Die Luft wird spätestens am Sonntag dann auch zunehmend feuchter. Es ist somit davon auszugehen, dass die Nassschneeproblematik von Tag zu Tag zunehmen wird. Da gerade im Frühjahr kleine Änderungen des Wettergeschehens mitunter große Auswirkungen auf die Schneedeckenstabilität und davon abgeleitet auf die Lawinengefahr haben können, möchten wir auf den jeweils aktuellen Lawinenreport hinweisen, der täglich um 17:00 Uhr publiziert wird.