Rückgang der Gefahr von trockenen Lawinen – Nassschneeproblem im Tagesgang

Die Schneedecke hat sich in den vergangenen Tagen mit milden Temperaturen gesetzt und verfestigt. Gefahrenstellen für trockene Schneebrettlawinen sind nur mehr vereinzelt anzutreffen. Mit Sonneneinstrahlung und milden Temperaturen unterliegt die Gefahr von Nassschneelawinen einem tageszeitlichen Gang. Im Ausblick bleibt das derzeitige Hoch über das Wochenende hinaus wetterbestimmend.

Einzelne Gefahrenstellen v.a. an sehr steilen Schattenhängen

Das windschwache Schönwetter mit milden Temperaturen der vergangenen Tage hat für einen recht raschen Rückgang der Lawinengefahr gesorgt. Schwachschichten innerhalb des Neu- und Triebschneepakets in Form von filzigem Schnee oder Graupel haben sich verfestigt. Sie sind kaum mehr auszulösen.

Hauptgefahr für trockene Schneebrettlawinen geht von kantigen Schwachschichten im mittleren und unteren Teil der Altschneedecke aus. Aber auch diese Gefahrenstellen sind nur mehr vereinzelt anzutreffen. Dies an sehr steilen (>35° Grad) West-, Nord- und Osthängen oberhalb etwa 2400m in den südöstlichen Landesteilen. Ungünstig sind insbesondere Schattenhänge, welche im Winterverlauf bisher nur wenig verspurt wurden. In solchem Gelände ist noch eine etwas größere Sicherheitsreserve im Risikomanagement angebracht, denn wenn Lawinen ausgelöst werden, können diese mittlere Größe erreichen und somit Personen mitreißen und ganzverschütten.

Mittelgroße, von Personen am Mittwoch, 02.04. ausgelöste Schneebrettlawine an einem extrem steilen Westhang auf rund 2500m an der Grauen Spitze in den Östlichen Tuxer Alpen. Hier war eine aufgebaute Schwachschicht im unteren Teil der Altschneedecke für den Lawinenabgang maßgeblich (©Daniel Geisler, 02.04.2025).
Mittelgroße, von Personen am Mittwoch, 02.04. ausgelöste Schneebrettlawine an einem extrem steilen Westhang auf rund 2500m an der Grauen Spitze (2552m) in den Östlichen Tuxer Alpen. Hier war eine kantig aufgebaute Schwachschicht im unteren Teil der Altschneedecke für den Lawinenabgang maßgeblich (©Daniel Geisler, 02.04.2025).
Von einem Skitourengeher im Aufstieg am 02.04. ausgelöste Schneebrettlawine an einem sehr steilen Osthang auf rund 2700m unterhalb des Rosskirpls im Nahbereich des Skigebiets Sölden. Auch diese mittelgroße Schneebrettlawine wurde im schwachen Altschnee ausgelöst (©Florian Wechselberger, 02.04.2025).
Von einem Skitourengeher im Aufstieg am 02.04. ausgelöste Schneebrettlawine an einem sehr steilen Osthang auf rund 2700m unterhalb des Rosskirpls (2942m) im Nahbereich des Skigebiets Sölden. Auch diese mittelgroße Schneebrettlawine wurde im schwachen Altschnee ausgelöst (©Florian Wechselberger, 02.04.2025).
Eine Person wurde von der Lawine am Rosskirpl rund 80m mitgerissen und teilverschüttet. Sie erlitt Verletzungen unbestimmten Grades (©Florian Wechselberger, 02.04.2025).
Eine Person wurde von der Lawine am Rosskirpl (2942m) rund 80m mitgerissen und teilverschüttet. Sie erlitt Verletzungen unbestimmten Grades (©Florian Wechselberger, 02.04.2025).
Am Mittwoch, 02.04. konnten wir uns im Zuge einer umfangreichen Geländeerkundung mit der Flugpolizei im östlichen Nordtirol unser Bild der Situation schärfen. Schwachschichten im Neu- und Triebschnee zeigten sich nur mehr bedingt reaktiv – es konnten in Stabilitätstests, wenn überhaupt, nur mehr Teilbrüche erzeugt werden. Schwachschichten im Altschnee hingegen waren teils noch störanfällig und zeigten Potenzial zur Bruchfortpflanzung.
Am Mittwoch, 02.04. konnten wir uns im Zuge einer umfangreichen Geländeerkundung mit der Flugpolizei im östlichen Nordtirol unser Bild der Situation schärfen. Schwachschichten im Neu- und Triebschnee zeigten sich nur mehr bedingt reaktiv – es konnten in Stabilitätstests, wenn überhaupt, nur mehr Teilbrüche erzeugt werden. Schwachschichten im Altschnee hingegen waren teils noch störanfällig und zeigten auch Potenzial zur Bruchfortpflanzung. Nördl. Zillertaler Alpen, 2780m, W (LWD Tirol, 02.04.2025)
Die Profis der Flugpolizei unterstützen uns in wichtigen Situationen immer wieder einen raschen Überblick über die Situation zu gewinnen. Sie helfen uns somit im Hintergrund maßgeblich, unsere Lawinengefahrenprognosen zu schärfen (©LWD Tirol, 02.04.2025)
Die Profis der Flugpolizei unterstützen uns in wichtigen Situationen immer wieder, einen raschen Überblick über die Situation zu gewinnen. Sie helfen uns somit im Hintergrund maßgeblich, unsere Lawinengefahrenprognosen zu schärfen (©LWD Tirol, 02.04.2025)

Tagesgang der Gefahr von Nassschneelawinen

In klaren Nächten, welche zumindest bis Samstag, 05.04. prognostiziert sind, gefriert die Schneeoberfläche an Sonnenhängen meist tragfähig. Sonniges und mildes Wetter (die Frostgrenze liegt bei rund 2800m) bewirkt, dass der Schmelzharschdeckel am Vormittag allmählich aufweicht. Bei gutem Timing dürfte dabei recht guter Firn angetroffen werden können.

Mit zunehmender Wärmeeinwirkung im Tagesverlauf wird der Schmelzharschdeckel komplett aufgeweicht und es folgt eine weitere Durchnässung der Schneedecke. Die Schneedecke verliert somit an Festigkeit und die Auslösewahrscheinlichkeit von Nassschneelawinen an sehr steilen v.a. Süd- und Westhängen nimmt zu – die Lawinengefahr steigt an. Ein frühes Aufstehen lohnt sich also auf jeden Fall!

Eine Prognosekarte der Bewölkung, zum Abschätzen der nächtlichen Abstrahlung findet sich übrigens auf der Homepage der GeoSphere Austria.

An Wetterstationsgrafiken kann die nächtliche Abstrahlung anhand der Schneeoberflächentemperatur gut analysiert werden. In der vergangenen Nacht, vom 02.04. auf den 03.04. konnte die Schneedecke im Bereich der Franz-Senn-Hütte gut Wärme abstrahlen – die Temperatur der Schneeoberfläche fiel in zweistellige Minusbereiche.
An Wetterstationsgrafiken kann die nächtliche Abstrahlung anhand der Schneeoberflächentemperatur gut analysiert werden. In der vergangenen Nacht, vom 02.04. auf den 03.04. konnte die Schneedecke bspw. im Bereich der Franz-Senn-Hütte gut Wärme abstrahlen – die Temperatur der Schneeoberfläche fiel in zweistellige Minusbereiche.
Im Tagesverlauf nimmt mit der Durchfeuchtung und dem damit einhergehenden Festigkeitsverlust der Schneedecke die Auslösewahrscheinlichkeit von nassen Lockerschneelawinen aus sehr steilem, besonnten Gelände zu (©Franz Josef Tanzer, 03.04.2025)
Im Tagesverlauf nimmt mit der Durchfeuchtung und dem damit einhergehenden Festigkeitsverlust der Schneedecke die Auslösewahrscheinlichkeit von nassen Lockerschneelawinen aus sehr steilem, besonnten Gelände zu (©Franz Josef Tanzer, 03.04.2025)
Auslösegebiete spontaner nasser Lockerschneelawinen findet sich häufig im felsdurchsetzten Steilgelände. Charakteristisch für Lockerschneelawinen ist der Punktförmige Anriss und die Birnenförmige Lawinenbahn (©LWD Tirol, 02.04.2025)
Auslösegebiete spontaner nasser Lockerschneelawinen finden sich häufig im felsdurchsetzten Steilgelände. Charakteristisch für Lockerschneelawinen ist der punktförmige Anriss und die birnenförmige Lawinenbahn (©LWD Tirol, 02.04.2025)

Zudem sind weiterhin einzelne Gleitschneelawinen von kleiner bis mittlerer Größe möglich. Dies an sehr steilen, v.a. besonnten Grashängen. Die Aktivität lässt aber im Vergleich zu den Vortagen etwas nach. Dennoch sollten Bereiche unterhalb und im Bereich von Gleitschneerissen gemieden werden.

Der Spitze der Gleitschneeaktivität dürfte bereits überschritten sein. Dennoch sind auch in den kommenden Tagen noch vereinzelte Abgänge aus sehr steilen Grashängen zu erwarten (©LWD Tirol, 02.04.2025)
Der Spitze der Gleitschneeaktivität dürfte bereits überschritten sein. Dennoch sind auch in den kommenden Tagen noch vereinzelte Abgänge aus sehr steilen Grashängen zu erwarten (©LWD Tirol, 02.04.2025)

Schwache Störung am Wochenende         

Ab Samstag kommt es zu einer nördlichen Anströmung, wodurch der Tauernwind in Osttirol etwas aufleben wird und sich etwas mehr Wolken ins Wettergeschehen mischen werden. Die Temperaturen gehen zum Sonntag hin deutlich zurück. Der sonnige Charakter bleibt in Summe allerdings bestehen. Mit Hinblick auf die Lawinengefahr wird sich nur wenig ändern: Der Wind bildet in der Höhe vereinzelt frische Triebschneepakete in Kamm- und Passlagen, mit den sinkenden Temperaturen wird das Nassschneeproblem etwas zurückgehen.

Samstag, 05.04. und Sonntag, 06.04. lebt auf den Bergen des Alpenhauptkamms und in Osttirol der Nordwind auf. In der Höhe wird etwas Schnee verfrachtet, es bilden sich kleine Triebschneeansammlungen (©Landeswetterdienst Südtirol).
Samstag, 05.04. und Sonntag, 06.04. lebt auf den Bergen des Alpenhauptkamms und in Osttirol der Nordwind auf. In der Höhe wird etwas Schnee verfrachtet, es bilden sich kleine Triebschneeansammlungen (©Landeswetterdienst Südtirol).
Aus derzeitiger Sicht sieht es zeitnah nicht nach weiteren Schneefällen aus (©GeoSphere Austria).
Aus derzeitiger Sicht sieht es zeitnah nicht nach weiteren Schneefällen aus (©GeoSphere Austria).