In den vergangenen Tagen hat es besonders im Norden und Osten des Landes viel geschneit. Der Niederschlag wurde dabei zeitweise von stürmischen Winden begleitet. Mit Hochdruck beruhigt sich das Wetter fortan, ab Mittwoch setzt sich verbreitet sonniges und ruhiges Wetter durch. Die Lawinensituation bessert sich jedoch nur langsam: einzelne Personen können stellenweise leicht Schneebrettlawinen auslösen, vereinzelt auch große. Solche Gefahrenstellen sind besonders in den neuschneereicheren Gebieten schwer zu erkennen. Zudem sind mit der Sonneneinstrahlung zahlreiche Lockerschneelawinen aus extrem steilen Gelände zu erwarten. Und auch die Gleitaktivität an steilen Grashängen nimmt wieder etwas zu. Die Situation erfordert also eine geschickte Geländewahl und Zurückhaltung.
Ergiebige Neuschneemengen und stürmischer Nordwestwind
Mit einer Nord- bis Nordwestströmung wurden seit Freitag, 28.03. feuchte Luftmassen an die Berge Tirols herangeführt, welche besonders in den nördlichen und östlichen Landesteilen für ergiebigen Neuschneezuwachs sorgten. Der Niederschlag wurde zeitweise von stark bis stürmischen Wind aus nördlichen Richtungen begleitet. Die Schneefallgrenze bewegte sich anfänglich bei rund 2000m, fiel aber rasch in tiefe bis mittlere Lagen ab.
Der viele Neuschnee wurde besonders südlich des Inns auf eine geringmächtige und teils ungünstig aufgebaute Altschneedecke abgelagert. Diese wurde während langer Hochdruckphasen während des Winters v.a. an Schattenhängen oberhalb rund 2200m aufbauend umgewandelt. Besonders an wenig befahrenen Hängen finden sich dort Schwachschichten in Form von kantigen Kristallen, welche mitunter zwischen Krusten eingebettet sind. Ähnlich gestaltet sich die Situation auch an Ost- und Westhängen oberhalb von rund 2600m.
Mit Einzug der Kaltfront am Freitagabend, 28.03. und dem raschen Absinken der Schneefallgrenze erscheint zudem eine Ausbildung einer Schicht aus kleinen kantigen Kristallen an der alten Schneeoberfläche als Folge des Gefahrenmusters 4, kalt auf warm denkbar. Dies besonders an West-, Nord- und Osthängen zwischen etwa 2200m und 2400m.
In diesem Profil von der Hohen Warte in den Tuxer Alpen konnte im Stabilitätstest ein Bruch in einer kantigen Schwachschicht initiiert werden, welcher sich in der Folge auch fortpflanzte. Diese Schwachschicht hat sich aufgrund des Gefahrenmusters 4, kalt auf warm – zwischen der angefeuchteten, warmen Altschneeoberfläche und dem darauf abgelagerten, kalten Neuschnee – ausgebildet.
Nicht persistente – kurzlebige Schwachschichten
Als kurzlebige Schwachschichten innerhalb des Neu- und Triebschneepakets kommen weichere Schichten in Form von Graupel oder während kurzzeitig schwächerem Windeinfluss gefallenem Neuschnee in Frage. Diese werden sich in den kommenden Tagen mit Sonneneinstrahlung und den ansteigenden Temperaturen recht schnell verfestigen und dürften dann kaum mehr störanfällig sein.
Am ersten Schönwettertag ist Zurückhaltung angebracht
Morgen Mittwoch, 02.04. zeichnet sich der erste Schönwettertag nach einer recht ergiebigen Niederschlagsphase ab. Die Berge locken tief verschneit, besonders an etwas windgeschützten schattigen Hängen kann guter Pulverschnee angetroffen werden. Die Lawinensituation erfordert an diesem ersten Tag jedoch Vorsicht. Wie im Frühjahr nicht unüblich, werden gleich mehrere Lawinenprobleme und Lawinenarten schlagend.
Besonders oberhalb 2200m und vor allem an Schattenhängen – oberhalb etwa 2600m auch an Sonnenhängen – können Schneebrettlawinen von einzelnen WintersportlerInnen noch leicht ausgelöst werden und mittelgroß, vereinzelt auch groß werden. Die Gefahrenstellen sind oft überschneit und schwer zu erkennen, zudem sind vorhin erwähnte Schwachschichten im Altschnee wieder vermehrt störanfällig. Wir raten dazu, die Situation mit allen Sinnen wahrzunehmen und sich langsam heranzutasten, bevor Gelände mit ernsthaften Konsequenzen in Angriff genommen wird.
Besonders in den neuschneereichen Regionen ist zudem die Gefahr von spontanen Lockerschneelawinen aus extremem besonnten Steilgelände eine ernstzunehmende Gefahr. Solche Lawinen können vereinzelt auch tiefere, bereits durchnässte Schichten der Altschneedecke mitreißen und dadurch gefährlich groß werden.
In den neuschneereichen Gebieten ist davon auszugehen, dass mit der Setzung in den kommenden Tagen auch die Gleitaktivität wieder zunehmen wird. Vor allem dort, wo der Schnee auf bereits aperen Boden gefallen ist, sind zahlreiche kleine bis mittlere spontane Gleitschneelawinen zu erwarten. Bereiche unterhalb und um Gleitschneerissen sollten möglichst gemieden werden.