Die vergangene Woche war von wechselhaftem Wetter und einer fortschreitenden Durchfeuchtung / Durchnässung der Schneedecke geprägt. Damit einhergehend lösten sich vermehrt Gleitschnee- und Lockerschneelawinen. Zudem haben wir es entlang des Alpenhauptkammes und in Osttirol stellenweise noch mit einem Altschneeproblem zu tun. Die kommenden Tage wird es v.a. im Norden Tirols in der Höhe winterlich. Frischer Triebschnee und zahlreiche Lockerschneelawinen (bei Auflockerungen nach den Schneefällen) werden dort das Hauptthema sein.
Wetterrückblick
Vergangene Woche kann mit typischem Aprilwetter charakterisiert werden. Sowohl Nordtirol als auch Osttirol bekamen immer wieder auch etwas Niederschlag ab, teilweise sogar bis in hohe Lagen in Form von Regen.

dadurch zügig voran. (© LWD Tirol, 27.03.2025)



Eine anfängliche Südströmung, bei der auch etwas Saharastaub dabei war, wurde von einer Nordostströmung abgelöst.

Auswirkung auf die Schneedecke
Durchfeuchtung bewirkt(e) eine Schwächung
Die feuchtwarme Witterung mit lokaler Schauertätigkeit und diffuser Einstrahlung förderte die Durchfeuchtung bzw. Durchnässung der Schneedecke. Bis Donnerstag, den 27.03. wurde die Schneedecke dadurch unterhalb von etwa 2200m in allen Hangausrichtungen isotherm (erreichte 0°C). In Sonnenhängen reichte die zumindest oberflächennahe Durchfeuchtung bis in hochalpine Lagen hinauf.


Die fortschreitende Durchfeuchtung der Schneedecke beeinflusste in Folge dann auch das Skifahrvergnügen, sodass man von Tag zu Tag immer öfter bis zum Boden durchbrach.

In der Höhe bzw. Anfang der Woche konnte man bei geschickter Geländewahl allerdings auch guten (Noppen-)Pulverschnee genießen. Ansonsten waren, wetterbedingt natürlich fast alle Schneearten vertreten, auch „perfekter“ Bruchharsch.


Altschneeproblem weiterhin zu beachten
Neben dem Festigkeitsverlust der Schneedecke aufgrund der Durchfeuchtung sollte man weiterhin stellenweise noch auf ein Altschneeproblem achten. Dies betrifft die Regionen entlang des Alpenhauptkammes, insbesondere von der Gurgler Gruppe ostwärts inklusive Osttirol und den Sektor W über N bis O, beginnend schattseitig bei etwa 2200m. Im Ost- und Westsektor sind Gefahrenbereiche dann eher erst beginnend von etwa 2600m aufwärts anzutreffen. Das angesprochene Altschneeproblem bezieht sich v.a. auf die ab 10.03. (insbesondere ab 14.03.) überschneite kantige Schwachschicht, die sich während langer Schönewetterphasen ausbilden konnte. Bodennahe Schwachschichten vom Frühwinter wurden hingegen vereinzelt insbesondere durch Regen- und Wärmeeintrag geschwächt. Ausführungen zum angesprochenen Altschneeproblem findet man auch in unserem Blogbeitrag zum Lawinenunfall am Schalfkogel vom 24.03.2025.
Lawinenaktivität
Im Vordergrund stand die neuerliche Aktivierung von Gleitschneelawinen auf steilen glatten Hängen, aber auch die zunehmende Aktivität von nassen Lockerschneelawinen im extrem steilen Gelände. Meist lösten sich die nassen Lockerschneelawinen durch externe Impulse, wie z.B. durch WintersporterInnen. Schattseitig – dort, wo die Schneedecke bisher noch trocken war und während der Woche nass wurde – lösten sich diese im extrem steilen Gelände auch spontan, vermehrt unterhalb etwa 2200m.




Hochalpin lösten WintersportlerInnen zudem (kleine) Lawinen im frischen Triebschnee aus. Gefahrenstellen gab es v.a. schattseitig und kammnah.



Während der Berichtswoche gab es einen tödlichen Lawinenunfall unterhalb des Schalfkogels. Ausführliche Infos dazu gibt es hier.
Weitere Entwicklung – Neuschnee in Sicht
Nach einem heute am Freitag, den 28.03. noch schönen Tag, gelangen wir zunehmend in eine kalte Nordströmung. Bereits heute abends wird es laut Geosphere Austria eintrüben und es kommt Niederschlag auf. Die 0°-Grenze sinkt von etwa 2400m auf etwa 1600m. Entsprechend fällt der Niederschlag zunehmend in Form von Schnee bis in mittlere Lagen hinunter. Der Wind dreht auf Nord und weht lebhaft, am Tauernhauptkammes vergleichsweise kräftiger. Der Niederschlag hält vorerst bis Sonntag in der Früh an. In Summe sollen in der Höhe in Nordtirol und im nördlichen Osttirol verbreitet 20-30cm fallen, in den Nordalpen, entlang der Osttiroler Tauern und in den Zillertaler Alpen auch um die 40cm.

Dann klart es auf, bevor es von Sonntag auf Montag neuerlich zu schneien beginnen wird. In den Nordalpen können dann nochmals 20-30cm Schnee dazu kommen. Es bleibt spätwinterlich kalt.
Für die Lawinengefahr bedeutet die Wetterentwicklung einerseits, dass die Nassschneeaktivität vorerst gestoppt ist. Vereinzelt sind allerdings noch Gleitschneelawinen denkbar. Mit dem Schneefall wird dann zunehmend auf ein kurzfristig ernst zu nehmendes Triebschneeproblem in der Höhe zu achten sein. Die Gefahrenstellen sollten jedoch für geschulte WintersportlerInnen (bei entsprechender Sicht) gut zu erkennen sein. Sobald nach den Schneefällen die Sonne zum Vorschein kommt oder diffuse Strahlung zum Thema wird, erwarten wir zahlreiche, meist kleine Lockerschneelawinen aus extrem steilem, vorwiegend besonnten Gelände. Das angesprochene, diffuse Altschneeproblem sollte zudem im Hinterkopf behalten werden (Durch die Schneefälle kann mitunter das Brett oberhalb der oberflächennahen Schwachschicht besser ausgebildet werden.)