Wechselhaft. (© LWD Tirol, 13.03.2025)

In den Hauptniederschlagsgebieten im Süden erhebliche Lawinengefahr

Nach einer außergewöhnlich langen, trockenen Witterungsperiode hat sich das Wetter im Verlauf des Sonntags, den 09.03. umgestellt. Seither ist auch die Lawinengefahr sukzessive angestiegen. Inzwischen herrscht in den Zentralen Stubaier Alpen, in den Nördlichen Zillertaler Alpen und in Osttirol oberhalb etwa 2000m erhebliche Lawinengefahr. Lawinen können insbesondere in den Hauptniederschlagsgebieten mitunter recht leicht von WintersportlerInnen ausgelöst werden. Kürzliche Lawinenabgänge, die glimpflich ausgegangen sind, bestätigen dies. Wir raten deshalb zu Vorsicht und Zurückhaltung.

Erstmals seit einer langen Phase mit recht günstigen Verhältnissen herrscht in einigen Regionen wieder erhebliche Lawinengefahr. Das letzte Mal wurde erhebliche Gefahr übrigens am 03.02.2025 ausgegeben.
Erstmals seit einer langen Phase mit recht günstigen Verhältnissen herrscht in einigen Regionen Tirols wieder erhebliche Lawinengefahr. Das letzte Mal wurde erhebliche Gefahr übrigens am 03.02.2025 ausgegeben.

Altschnee- und Triebschneeproblem

Wir haben es aktuell in den Hauptniederschlagsgebieten mit einem Altschnee- und einem Triebschneeproblem zu tun. Gefahrenstellen für das Altschneeproblem findet man vermehrt in steilen, den Winter über wenig verspurten Schattenhängen, beginnend von etwa 2000m aufwärts. Dort wurde eine lockere (aufbauend umgewandelte Schneeoberfläche) ab dem 09.03. von einem anfangs nur durch Windeinfluss, ab dem 10.03. dann durch Schneefall, Wind und Strahlungseinfluss gebildeten Brett überlagert. Rissbildungen und Setzungsgeräusche weisen auf die Gefahr hin. Ebenso langten heute am 13.03. Meldungen über spontane Lawinenaktivität ein (wohl mehrheitlich Lockerschneelawinen, vereinzelt Schneebrettlawinen). Weiters können zum Teil auch bodennahe Schwachschichten vom Frühwinter wieder gestört werden. Wir gehen aktuell vermehrt von sehr steilen Westhängen oberhalb etwa 2300m aus.

In den Nördlichen Zillertaler Alpen unmittelbar am Alpenhauptkamm im Bereich des Kleinen Löfflers wurde dieses Foto einer Lawinenablagerung aufgenommen. Das Einzugsgebiet liegt im Schatten. Es handelt sich wohl um eine spontane Lawine, die in der Sturzbahn einiges an nassen Schnee aufgenommen hat. (© N.N., 13.03.2025)
In den Nördlichen Zillertaler Alpen unmittelbar am Alpenhauptkamm im Bereich des Kleinen Löfflers wurde dieses Foto einer Lawinenablagerung aufgenommen. Das Einzugsgebiet liegt im Schatten. Es handelt sich wohl um eine spontane Lawine, die in der Sturzbahn einiges an nassen Schnee aufgenommen hat. (© N.N., 13.03.2025)

Das Triebschneeproblem hingegen betrifft frische, bei entsprechenden Sichtverhältnissen erkennbare Triebschneepakete. Anzahl, Größe sowie Auslösebereitschaft solcher Triebschneepakete nehmen mit zunehmender Seehöhe zu.

Umfangreiche Verfrachtungen im Bereich der Öfenspitze am Karnischen Kamm. Im Nahbereich dieses Fotos lösten WintersportlerInnen auf etwa 2300m im Aufstieg eine Schneebrettlawine aus. Niemand kam zu Schaden (© Alpinpolizei, 13.03.2025)
Umfangreiche Verfrachtungen im Bereich der Öfenspitze am Karnischen Kamm. Im Nahbereich dieses Fotos lösten WintersportlerInnen auf etwa 2300m im Aufstieg eine Schneebrettlawine aus. Niemand kam zu Schaden (© Alpinpolizei, 13.03.2025)

Wetterumstellung seit Sonntag abends, den 09.03.2025

Wie schon erwähnt, hat sich das Wetter seit dem 09.03. umgestellt. Wir befinden uns seither meist in einer mäßig starken bis starken SW-Strömung. Angefangen hat diese am Sonntag, den 09.03., als in der Höhe bei noch sonnigem Wetter zum Teil sehr starker Wind wehte. Stellenweise wurde in Schattenhängen in der Höhe der lockere Altschnee verfrachtet.

Prognostizierter Windeinfluss am 09.03.2025
Prognostizierter Windeinfluss am 09.03.2025
Wetterstation der GSA am Pitztaler Gletscher: Anfangs dominierte noch Schönwetter, ab dem 09.03. abends begann es einzutrüben. Der meiste Feuchteeintrag in die Schneedecke erfolgte am 10.03. Ab dann langsam abnehmende Temperaturen bei überwiegend stärkerer Windtätigkeit und etwas Niederschlag.
Wetterstation der GSA am Pitztaler Gletscher: Anfangs dominierte noch Schönwetter, ab dem 09.03. abends begann es einzutrüben. Der meiste Feuchteeintrag in die Schneedecke erfolgte am 10.03. Ab dann langsam abnehmende Temperaturen bei überwiegend stärkerer Windtätigkeit und etwas Niederschlag.
Prognostizierte Neuschneemengen zwischen dem 12.03. und 14.03.2025
Prognostizierte Neuschneemengen zwischen dem 12.03. und 14.03.2025
Tatsächlich gemessene 72h-Differenz der Niederschlagsmengen zwischen dem 11.03. und dem 13.03. abends. (© Hydro Online)
Tatsächlich gemessene 72h-Differenz der Niederschlagsmengen zwischen dem 11.03. und dem 13.03. abends. Am meisten Niederschlag ist in Grenznähe zu Südtirol südlich der Gurgler Gruppe mit ca. 40mm gefallen. (© Hydro Online)
Es ist mit weiteren Niederschlägen zu rechnen. Am ergiebigsten sollen diese in den östlichen Regionen des Alpenhauptkammes sowie in Osttirol ausfallen. Der Wind wird tendenziell etwas schwächer. (© GSA)
Es ist mit weiteren Niederschlägen zu rechnen. Am ergiebigsten sollen diese in den östlichen Regionen des Alpenhauptkammes sowie in Osttirol ausfallen. Der Wind wird tendenziell etwas schwächer. (© GSA)

Auswirkung auf die Lawinengefahr

Wie schon angesprochen, ist die Lawinengefahr seit der Wetterumstellung sukzessive angestiegen.

Am Sonntag, den 09.03. wurde stellenweise der lockere Altschnee in Schattenhängen in der Höhe verfrachtet. Es bildeten sich v.a. kleine Triebschneepakete, die jedoch relativ leicht zum Auslösen waren.

Kleines Schneebrett  rechts neben der Hütte infolge kürzlicher Windverfrachtung in den Sellrainer Bergen (© Barbara Fink, 09.03.2025)
Kleines Schneebrett rechts neben der Hütte infolge kürzlicher Windverfrachtung in den Sellrainer Bergen (© Barbara Fink, 09.03.2025)

Am Montag, den 10.03. spielte mit Regen bis knapp 2000m hinauf v.a. der Festigkeitsverlust aufgrund der Durchfeuchtung der Schneedecke die wesentliche Rolle. Nasse Lockerschneelawinen (v.a. durch WintersportlerInnen im extrem steilen Gelände auslösbar) sowie eine Zunahme an Gleitschneelawinen waren die Hauptthemen.

Nasse Lockerschneelawine in den Lechtaler Alpen (© Verena Langguth, 10.03.2025)
Nasse Lockerschneelawine in den Lechtaler Alpen (© Verena Langguth, 10.03.2025)
Gleitschneelawinen im Kaisertal (© Marvin Kärle, 11.03.2025)
Gleitschneelawinen im Kaisertal (© Marvin Kärle, 11.03.2025)
Erhöhte Gleitschneeaktivität durch neuerlichen Wassereintrag. Saile (© Karin Suttner, 09.03.2025)
Erhöhte Gleitschneeaktivität durch neuerlichen Wassereintrag. Saile (© Karin Suttner, 09.03.2025)

Ab dem 11.03. stellte die Herausforderung v.a. der sehr wechselhafte Wettercharakter dar. Konvektive Niederschläge führten mitunter kleinräumig und eher kurzfristig zu einer hohen Niederschlagsintensität. In den Hauptniederschlagsgebieten nahm, wie in der Einleitung beschrieben, die Bretteigenschaft zu. Eine Rolle spielten dabei auch kurzfristige Temperaturschwankungen, die trotz der tendenziell fallenden Temperaturen Regen mitunter wieder bis 2000m hinauf brachten. Mit den gewitterartigen Niederschlägen (mitunter auch mit Blitz und Donner) lagerte sich teilweise eine mehrere Zentimeter dicke Graupelschicht ab. Diese kann bei entsprechender Schneeauflage zum Teil als Schwachschicht für oberflächennahe Schneebrettlawinen dienen.

Graupel an der Schneeoberfläche. Schafkar im Außerfern (© Marvin Kärle, 12.03.2025)
Graupel an der Schneeoberfläche. Schafkar im Außerfern (© Marvin Kärle, 12.03.2025)

Zudem von Interesse

Der schneearme Winter bringt auf Gletschern eine teilweise unzureichende Überdeckung von Spalten mit sich. So wurden am Schlatenkees in der Venedigergruppe während der vergangenen Woche zwei Personen aus Spalten geborgen. Beide Personen kamen mit eher leichten Verletzungen davon.

Geringe Überdeckung von Gletscherspalten, wie hier am Olperer in den Nördlichen Zillertaler Alpen. (© Barbara Fink, 08.03.2025)
Geringe Überdeckung von Gletscherspalten, wie hier am Olperer in den Nördlichen Zillertaler Alpen. (© Barbara Fink, 08.03.2025)
Neben der Zunahme der Gleitschneeaktivität (durch bodennahen Wassereintrag, aber auch durch vermehrte Auflast durch Neuschnee) können Wechten eine ernst zu nehmende Gefahr darstellen. Zwickspite im Außerfern (© Marvin Kärle, 12.03.2025)
Neben der Zunahme der Gleitschneeaktivität (durch bodennahen Wassereintrag, aber auch durch vermehrte Auflast durch Neuschnee) können Wechten eine ernst zu nehmende Gefahr darstellen. Zwickspite im Außerfern (© Marvin Kärle, 12.03.2025)
Vom 10.03. auf den 11.03. gab es aufgrund des Wechselspiels von nächtlicher Ausstrahlung und noch vorhandener Wolken ein erhöhtes Potential für die Bildung von Oberflächenreif. Der Oberflächenreif dürfte jedoch vor dem Einscheien durch diffusen Strahlungseinfluss meist zerstört worden sein.
Vom 10.03. auf den 11.03. gab es aufgrund des Wechselspiels von nächtlicher Ausstrahlung und noch vorhandener Wolken ein erhöhtes Potential für die Bildung von Oberflächenreif. Der Oberflächenreif dürfte jedoch vor dem Einscheien durch diffusen Strahlungseinfluss meist zerstört worden sein.
An der im Nahbereich des oben aufgenommenen Fotos bestehenden Wetterstation erkennt man ebenso das erhöhte Potential zur Oberflächenreifbildung. Die Schneeoberflächentemperatur sinkt unter den Taupunkt ab.
An der im Nahbereich des oben aufgenommenen Fotos bestehenden Wetterstation erkennt man ebenso das erhöhte Potential zur Oberflächenreifbildung. Die Schneeoberflächentemperatur sinkt unter den Taupunkt ab.
Die Waldbrandgefahr war bis zu Beginn der Niederschläge gebietsweise sehr hoch. Hier erkennt man im Hintergrund die von einem Brand im Vinschgau Richtung Norden transportierten Rauchschwaden anhand der dünkleren Färbung. (© fotowebcam.eu, 06.03.2025)
Die Waldbrandgefahr war bis zu Beginn der Niederschläge gebietsweise sehr hoch. Hier erkennt man im Hintergrund die von einem Brand im Vinschgau Richtung Norden transportierten Rauchschwaden anhand der dünkleren Färbung. (© fotowebcam.eu, 06.03.2025)