Vieles spricht derzeit dafür, dass die Schneedecke während der bevorstehenden Weihnachtsfeiertage störanfällig bleibt.
In den neuschneereichen Gebieten können Lawinen v.a. im Neu- und Triebschneepaket ausgelöst werden. Inneralpin lagern frische, teils umfangreiche Triebschneepakete auf ausgeprägten, persistenten (lang anhaltenden) Schwachschichten in der Altschneedecke. Lawinen können leicht von einzelnen Wintersportlern ausgelöst werden und groß werden. Setzungsgeräusche können auf die Gefahr hinweisen, Fernauslösungen sind möglich. Die Gefahrenbereiche sind nicht zu erkennen – die Situation fordert viel Zurückhaltung.
Hochdruckwetter trifft auf störanfällige Schneedecke
Ab Mittwoch setzt sich vom Westen her Hochdruckwetter durch. Ferienzeit, frisch verschneite Berge und strahlend blaues Winterwetter. Dazu kommt, dass in weiten Teilen Tirols überhaupt erstmals in dieser Saison genügend Schnee für Touren und Variantenabfahrten liegt. Das lockt – zu Recht – viele WintersportlerInnen auf die Berge.
Es gibt jedoch einen Party-Crasher: die Schneedecke. Diese ist gezeichnet vom vielerorts zaghaften, niederschlagsarmen Winterstart. Es hat auf den Bergen zwar immer wieder etwas geschneit, aber meist nur unergiebig. Mitunter hat es auch weit hinauf geregnet, insbesondere am 16.12., dies vermehrt in den östlichen Landesteilen Nordtirols. Während niederschlagsfreier Zeiten war es oft kalt und schön: Dadurch hat sich die Schneedecke in allen Hangrichtungen, vermehrt jedoch an Schattenhängen aufbauend umgewandelt. An Sonnenhängen wiederum bildeten sich dünne Schmelzkrusten oberhalb möglicher Schwachschichten aus. Auch wissen wir von gebietsweise eingeschneitem Oberflächenreif, der sich Mitte Dezember gebildet hat. Vermehrt war dies im Bereich der damals vorhandenen Nebelobergrenze der Fall. In Summe ist die Altschneedecke also für die Jahreszeit bereits sehr komplex aufgebaut. Jedenfalls ist diese schwach, mit mehreren möglichen persistenten, also über längere Zeit anhaltenden Schwachschichten.





Das Altschneeproblem im Detail
Wir wissen: Persistente, störanfällige Schwachschichten (kantige Kristalle, Oberflächenreif, Schwimmschnee) in der Schneedecke sind eine der beiden Zutaten für ein Altschneeproblem. Wir gehen derzeit davon aus, dass diese an Schattenhängen beginnend von etwa 2000m, vermehrt dann oberhalb etwa 2200m, an Sonnenhängen beginnend von etwa 2200m, vermehrt dann oberhalb etwa 2400m anzutreffen sind. In den Nordwest- und Nordstaulagen – also von der Verwallgruppe über die Lechtaler und Allgäuer Alpen bis hin zum Karwendel – haben Beobachtungen gezeigt, dass die Schneedecke (aufgrund größerer Niederschläge Mitte November) tendenziell etwas besser verfestigt erscheint. Inneralpin – also gegen Süden Richtung Alpenhauptkamm sowie in den Hohen Tauern – ist der Schneedeckenaufbau deutlich schwächer.
Die zweite Zutat ist das darüber liegende Schneebrett. Das hat bis am Freitag, den 21.12. vielfach noch gefehlt. Mit den Schneefällen samt starkem Wind in den letzten Tagen hat sich dies aber geändert. Am meisten geschneit hat es neuerlich im Norden und Westen. Also dort, wo die Altschneedecke tendenziell besser scheint. Hier denken wir, dass sich Neu- und Triebschnee an den nächsten Tagen bei zunehmend milden Temperaturen allmählich setzen und verfestigen wird. Schwachschichten im Altschnee dürften dann weniger häufig auszulösen sein. Südlich vom Inn hat es weniger geschneit, aber dennoch genug, so dass sich nun über den Schwachschichten (v.a. an Triebschneehängen) ein gut ausgebildetes Brett befindet. Mit der Setzung der Schneedecke bei zunehmend milden Temperaturen werden sich die Bretteigenschaften nochmals verbessern.





Lawinengefahr und Risiko
Die angespannte Lawinensituation wird uns während der Weihnachtsfeiertage begleiten. Kammnah bilden sich mit Wind aus östlichen Richtungen frische Triebschneepakete. Vor allem aber ist das Altschneeproblem kritisch. Die Situation erfordert in den kommenden Tagen Zurückhaltung und einen kühlen Kopf. Zumindest an den ersten schönen Tagen raten wir dazu, sehr konservativ unterwegs zu sein, bis sich das Bild der Gefahrensituation schärft. Komplexes Lawinengelände mit Geländefallen bzw. große Steilhänge bergen ein hohes Risiko.
Zudem sind mit der Sonneneinstrahlung zahlreiche kleine bis mittelgroße spontane Lockerschneelawinen aus extrem steilen Sonnenhängen zu erwarten. Und auch Gleitschneelawinen werden an steilen Grashängen zusehends wieder ein Thema. Bereiche unterhalb von Gleitschneerissen sollten gemieden werden.

In Osttirol liegt derzeit leider noch sehr wenig Schnee. Skitouren sind hier derzeit nur sehr eingeschränkt möglich.

Das Team vom Lawinenwarndienst des Landes Tirol wünscht feine Feiertage mit Familie und Freunden.
Wir melden uns am Donnerstag, den 26.12. mit einem Update zur Lawinensituation.