Kalkkögel (© Barbara Fink, 29.11.2024)

Mit Neuschnee und Wind Anstieg der Lawinengefahr – Start des täglichen Lawinenreports

Eine Warm- und nachfolgende Kaltfront bringen Niederschlag und recht windige Verhältnisse auf den Bergen. Trotz einer noch unterdurchschnittlichen Schneebedeckung sollte eine nicht zu unterschätzende Lawinengefährdung im Gelände beachtet werden. Ab morgen, 07.12.2024 starten wir mit der täglichen Ausgabe unseres Lawinenreports!

Turbulentes Wetter – noch unsichere Schneeprognose für Sonntag, 08.12.2024

Morgen am Freitag, den 06.12.2024 zieht rasch eine Warmfront durch Tirol. Anfangs kann es v.a. im Norden bis etwa 2000m hinauf regnen bei anschließend sinkender Schneefallgrenze. In der Höhe sollen etwa 5-15cm Schnee zusammenkommen. Auf den Bergen wird es gebietsweise stürmisch. Der Wind weht v.a. aus westlicher Richtung. Der Samstag, der 07.12.2024 bleibt anfangs trocken bei immer noch lebhaftem, jedoch auf SW drehenden Wind. Im Tagesverlauf erreicht uns eine Kaltfront, die Schnee bringen wird. Noch sind die Prognosen über die Neuschneemengen aufgrund der komplexen Wetterlage laut Geosphere Austria schwer abzuschätzen.

72 Neuschneeprognose bis 08.12.2024 00:00 Uhr.
72 Neuschneeprognose bis 08.12.2024 00:00 Uhr.
Neuschneeprognose für die Region Kühtai-Geigenkamm auf einer Seehöhe von 2465m. Man erkennt die zwei Niederschlagsstaffeln, jene von Sonntag wird die intensivere sein.
Neuschneeprognose für die Region Kühtai-Geigenkamm auf einer Seehöhe von 2465m. Man erkennt die zwei Niederschlagsstaffeln, jene von Sonntag wird die intensivere sein.

Auswirkung auf die Lawinengefahr

Anfangs Triebschneeproblem

Fest steht, dass die Lawinengefahr während der kommenden Tage sukzessive ansteigen wird. Morgen, am 06.12.2024 bilden sich in hohen Lagen frische Triebschneepakete, die die Hauptgefahr darstellen werden. Nicht nur des starken bis stürmischen Windes wegen, sondern auch der steigenden Temperatur wegen, handelt es sich dabei um gut gebundenen Trieb- oder Brettschnee. Ein „gut ausgebildetes“ Brett bedarf einer Schwachschicht, um als Schneebrett im Steilgelände abgehen zu können. Mögliche, bereits sogar recht ausgeprägte Schwachschichten findet man aktuell in einigen Schneeprofilen z.B. in Form von kantig aufgebauten Schneekristallen, sowohl an der Schneeoberfläche, als auch innerhalb der Schneedecke.

Die kantige Schicht auf etwa 45cm kann für die nächstfolgenden Schneefälle bedeutsam sein. Schneeprofil in einem NO-Hang auf 2570m in der Grieskogelgruppe
Die kantige Schicht auf etwa 45cm kann für die nächstfolgenden Schneefälle bedeutsam sein. Schneeprofil in einem NO-Hang auf 2570m in der Grieskogelgruppe
Ein aktuell ebenso typisches Schneeprofil. Ein oberflächennaher Harschdeckel umgeben von aufbauend umgewandelten Kristallen. Die Kruste stammte wohl auch vom Regeneinfluss vom 28.11.2024. Kleiner Seekopf am Allgäuer Hauptkamm.
Schneeprofil mit einem oberflächennaher Harschdeckel umgeben von aufbauend umgewandelten, kantigen Kristallen. Die Kruste stammte wohl auch vom Regeneinfluss vom 28.11.2024. Kleiner Seekopf am Allgäuer Hauptkamm.
Typisch für mittlere und hohe Lagen: Eine geringmächtige, großteils aufbauend umgewandelte Schneedecke. Zillertaler Alpen (© Christian Eder)
Typisch für mittlere und hohe Lagen: Eine geringmächtige, großteils aufbauend umgewandelte Schneedecke. Zillertaler Alpen (© Christian Eder)

Ebenso konnte man während der vergangenen Woche gebietsweise Oberflächenreif beobachten, vermehrt im Osten Nordtirols im Nordsektor in einem Höhenbereich zwischen etwa 1500m-2300m. Der Oberflächenreif sollte sich aufgrund der Warmfront vom 06.12. und des starken Windeinflusses nur mehr stellenweise in geschützten Schattenhängen oberhalb des Regeneinflusses halten können.

Ein Krustensandwich samt Oberflächenreif in einem Nordhang auf 1666m. Dieser Oberflächenreif wird sich nicht halten können.
Ein Krustensandwich samt Oberflächenreif in einem Nordhang auf 1666m. Dieser Oberflächenreif wird sich nicht halten können.
Oberflächenreif in den Tuxer Alpen (© Stefan Wierer, 01.12.2024)
Oberflächenreif in den Tuxer Alpen (© Stefan Wierer, 01.12.2024)

Im Hochgebirge ist die Schneedecke sehr unregelmäßig aufgebaut: Ein meist solider, kompakter Stock von den herbstlichen Schneefällen, oberflächennah, dann vermehrt weichere Schichten. Tendenziell weicher und mehr aufbauend umgewandelt ist die Schneedecke in Schattenhängen.

Bei diesem Profil in der Weißkugelgruppe auf 2880m konnte keine Störung der Schneedecke erreicht werden. An der Schneeoberfläche findet sich jedoch lockerer Schnee - in windabgewandten Steilhängen eine mögliche Schwachschicht.
Bei diesem Profil in der Weißkugelgruppe auf 2880m konnte keine Störung der Schneedecke erreicht werden. An der Schneeoberfläche findet sich jedoch lockerer Schnee – in windabgewandten Steilhängen eine mögliche Schwachschicht.

Aktuell ist die Schneehöhe für die Jahreszeit unterdurchschnittlich. Auch findet man eine zusammenhängende Schneedecke erst in größeren Höhen. Dennoch ist von einer zumindest eher kleinräumig recht hohen Störanfälligkeit der Schneedecke in hohen Lagen auszugehen. Am meisten gefährdet erscheinen demnächst Steilhänge im Sektor NW über N bis O. Die Gefahrenstellen werden mit zunehmender Seehöhe tendenziell zunehmen.

Ab Sonntag in den neuschneereichen Gebieten dann zusätzlich ein Gleitschneeproblem

Unterhalb von etwa 2400m erwarten wir ab Sonntag in den neuschneereichen Gebieten vermehrt Gleitschneerutsche und -lawinen auf steilen Wiesenhängen. In Gebieten mit anfangs mehr Regen wird die Gleitschneelawinenaktivität etwas ausgeprägter sein.

Ein Blick zurück…

Wetterentwicklung seit dem letzten Blogeintrag: Wenig Niederschlag
Wetterentwicklung seit dem letzten Blogeintrag: Wenig Niederschlag
48h-Schneehöhendifferenz: Die vergangenen Niederschläge brachten meist um 10cm Neuschnee
48h-Schneehöhendifferenz: Die vergangenen Niederschläge brachten meist um 10cm Neuschnee

Trotz geringer Schneelage bereits einige Lawinenabgänge

Uns erreichten bereits einige Rückmeldungen über Lawinenabgänge. Auffallend waren nicht nur die der Schneelage geschuldeten geringen Anrissmächtigkeiten, sondern auch die hohe Störanfälligkeit der Schneedecke.

Kleines Schneebrett in der Axamer Lizum. (© Manuela Oberauer, 01.12.2024)
Kleines Schneebrett in der Axamer Lizum. (© Manuela Oberauer, 01.12.2024)
Schneebrett auf der Stubaier Wildspitze (© Günter Chwojan, 30.11.2024)
Schneebrett auf der Stubaier Wildspitze (© Günter Chwojan, 30.11.2024)
Lawinenauslösung am Palinkopf in der Samnaungruppe (© Markus Kienbacher)
Lawinenauslösung am Palinkopf in der Samnaungruppe (© Markus Kienbacher)

Abseits der beschneiten Pisten meist zu wenig Schnee für Wintersportaktivitäten

Schneeverteilung in den Villgrater Bergen vom 01.12.2024 (© Toni Riepler)
Schneeverteilung in den Villgrater Bergen vom 01.12.2024 (© Toni Riepler)
Unterwegs im Valsertal. (© Felix Erlacher, 01.12.2024)
Unterwegs im Valsertal. (© Felix Erlacher, 01.12.2024)
Die für Wintersport vergleichsweise besten Bedingungen waren im Arlberggebiet zu finden (© Barbara Fink, 30.11.2024)
Die für Wintersport vergleichsweise besten Bedingungen waren im Arlberggebiet zu finden (© Barbara Fink, 30.11.2024)