Im Hochgebirge weiterhin winterlich

Eine regenanfällige und unterkühlte Woche steht bevor – im Hochgebirge kann es lokal zu starken Schneefällen kommen. Der Neuschnee wird meist auf eine nasse Altschneedecke abgelagert. Der schauerartige Charakter der vergangenen Niederschläge führte bereits zur Einlagerung einer ausgeprägten Graupelschicht im Neuschnee. Ähnliches kann für die vorhergesagten Niederschläge der Fall sein. Graupel dient als mögliche Schwachschicht. An sehr steilen Schattenhängen im Hochgebirge können deshalb frische Triebschneeansammlungen vereinzelt störanfällig sein. Zudem sind aus felsdurchsetztem Gelände mit diffuser Strahlung zahlreiche spontane kleine bis mittelgroße Lockerschneelawinen zu erwarten. Vereinzelt ist in Folge ein Mitreißen des nassen Altschnees denkbar Vereinzelt sind auch noch Gleitschneelawinen auf steilen Wiesenhängen möglich..

Aktuelle Wetter- und Lawinensituation

Neuschnee auf den Bergen mit Schwerpunkt am Alpenhauptkamm

Bereits seit heute Morgen (21.05.2024) regnet es vor allem entlang des Alpenhauptkammes sowie im südlichen Osttirol teils kräftig; im Unterland ist es dagegen noch meist trocken. Dort setzt der Niederschlag etwas später im Verlauf des Abends ein und hält hier und in Osttirol noch über die Nacht an. Die Schneefallgrenze sinkt dabei auf ca. 2000m, in Osttirol bleibt sie etwas höher. Am Mittwochvormittag ist es in Nordtirol dann zum Teil aufgelockert bewölkt, in Osttirol allerdings meist trüb. Nachmittags breiten sich wieder Schauer auf ganz Tirol aus. Kühl und unbeständig geht es auch die restliche Woche weiter – immer wieder sind gewitterartige Schauer möglich. Der Wind weht meist nur schwach bis mäßig, in Schauernähe kann der Wind allerdings stark aufleben.

Niederschlagssumme der letzten 24 Stunden. (Stand: 21.05.2024)
Niederschlagssumme der letzten 24 Stunden. (Stand: 21.05.2024)
In den nächsten 24 Stunden fallen entlang des Alpenhauptkamms verbreitet 10-20cm Neuschnee, lokal auch bis zu 30cm.
In den nächsten 24 Stunden fallen entlang des Alpenhauptkamms verbreitet 10-20cm Neuschnee, lokal auch bis zu 30cm.
Schneefallgrenze für Mittwoch, 22.05.2024 morgens um 08:00.
Schneefallgrenze für Mittwoch, 22.05.2024 morgens um 08:00.

Kurzfristig erhöhte Lawinengefährdung

Der Neuschnee der kommenden Tage wird an allen Expositionen und bis ins Hochgebirge auf eine nasse Altschneeoberfläche abgelagert. Durch den schauerartigen Charakter der Niederschläge können lokal die Bedingungen für Schneebrett-Lawinen gegeben sein: massive Graupeleinlagerungen sind als Schwachschicht denkbar. Der in Schauernähe zum Teil starke Wind kann zu frischen Triebschneeansammlungen führen und so das Brett bilden. Einzelne Gefahrenstellen liegen dabei v.a. an sehr steilen Schattenhängen bzw. in kammnahen, sehr steilen Hängen im Hochgebirge. Die Lawinen sind meist klein und nur kurzfristig auslösbar. Mit der (ebenfalls dem Schauercharakter geschuldeten) starken diffusen Strahlung verfestigen sich die Triebschneepakete rasch. Hingegen führt die (diffuse) Sonneneinstrahlung zu einem raschen Festigkeitsverlust des Neuschnees. Es sind deshalb zahlreiche spontane Lockerschneelawinen aus felsdurchsetztem Steilgelände aller Expositionen zu erwarten. Je nach Neuschneeauflage sind diese meist klein, können aber zum Teil auch mittlere Größe erreichen. Vereinzelt ist ein Durchreißen in tiefere Schichten denkbar. Vereinzelt können auch noch Gleitschneelawinen auf steilen Wiesenhängen abgehen.

Rückblick

Am Wochenende des 10.-12.05. überwogen in ganz Tirol mit Hochdruckeinfluss und recht trockener Luftmasse sonnige Verhältnisse. Die nächtliche Abstrahlung war gut und so fand man verbreitet noch einmal sehr gute Firnbedingungen. Eine längere stabile Phase stellte sich seither nicht mehr ein und so litt häufig auch die Schneequalität.

Während in Nordtirol am Mittwoch 15.05. noch der Föhn anhielt und trockene Verhältnisse mit sich brachte, kam es in Osttirol unter dem Einfluss einer Südströmung bereits zu ersten kräftigeren Niederschlägen. Die gewitterartigen Schauer griffen dann Donnerstagabend großteils auch auf Nordtirol über. Der Schwerpunkt der Niederschläge lag in Osttirol – dort kamen zum Teil bis zu 40cm Neuschnee dazu. Auch entlang des Alpenhauptkammes fiel noch einmal einiges an Neuschnee. Die Schneefallgrenze bewegte sich im Bereich von 2000-2500m.

Wetterrückblick an der Wetterstation Ulmerhütte. Rot markiert das Wochenende des 9.-11.5. mit guter nächtlicher Abstrahlung (die Oberflächentemperatur lag unter der Taupunkttemperatur), sowie das Niederschlagsereignis in der Nacht auf 17.5. (roter Pfeil). Mit dem Niederschlag hat auch der Wind kräftig zugelegt.
Wetterrückblick an der Wetterstation Ulmerhütte. Rot markiert das Wochenende des 9.-11.5. mit guter nächtlicher Abstrahlung (die Oberflächentemperatur lag unter der Taupunkttemperatur), sowie das Niederschlagsereignis in der Nacht auf 17.5. (roter Pfeil). Mit dem Niederschlag hat auch der Wind kräftig zugelegt.
Ein Archivbild von Mitte April 2024: Ähnlich gute Firnverhältnisse herrschten am zweiten Maiwochenende. Nach guter nächtlicher Abstrahlung sorgte sonniges Wetter für skifahrerischen Genuss. Foto: © LWD Tirol, 06.04.2024.
Ein Archivbild von Mitte April 2024: Ähnlich gute Firnverhältnisse herrschten am zweiten Maiwochenende. Nach guter nächtlicher Abstrahlung sorgte sonniges Wetter für skifahrerischen Genuss. Foto: © LWD Tirol, 06.04.2024.
24h Schneehöhendifferenz des Niederschlags von Donnerstag Nacht (16.05.)
24h Schneehöhendifferenz des Niederschlags von Donnerstag Nacht (16.05.) mit Niederschlagsschwerpunkt in Osttirol sowie entlang des Alpenhauptkammes.
Schneefallgrenze an den jeweiligen Wetterstationen, sowie Niederschlag (schwarz) in den östlichen Deferegger Alpen. Osttirol war der Niederschlagsschwerpunkt des Ereignisses, die Schneefallgrenze bewegte sich um 2000 - 2500m.
Schneefallgrenze an den einzelnen Wetterstationen, sowie Niederschlag (blau hinterlegt sind Zeiten in denen Niederschlag > 0.1mm verzeichnet wurde) in den östlichen Deferegger Alpen. Der Niederschlagsschwerpunkt des Ereignisses lag in Osttirol, die Schneefallgrenze bewegte sich um 2000 – 2500m.

Die Niederschläge brachten immer wieder massive Graupeleinlagerungen mit sich. Am Großen Möseler in den Zillertaler Alpen wurde uns auf ca. 3000m eine 5-10cm dicke Graupelschicht.

Graupel an der Schneeoberfläche war durch die Gewitter am Pfingstwochenende vielerorts ein Thema. Hier im hinteren Bruggeralmtal in den östlichen Dereregger Alpen. Foto: © Mark Kleinlercher, 20.05.2024.
Graupel an der Schneeoberfläche war durch die Gewitter am Pfingstwochenende vielerorts ein Thema. Hier im hinteren Bruggeralmtal in den östlichen Dereregger Alpen. Foto: © Mark Kleinlercher, 20.05.2024.
In der vergangenen Woche waren nach den teils starken Niederschlägen mit diffuser Strahlung zahlreiche nasse Lockerschneelawinen zu beobachten. Hier ein Bild aus einer der niederschlagsreichen Regionen, den östlichen Deferegger Alpen (Staller Sattel). Foto: © Mark Kleinlercher, 20.05.2024.
In der vergangenen Woche waren nach den teils starken Niederschlägen mit diffuser Strahlung zahlreiche nasse Lockerschneelawinen zu beobachten. Hier ein Bild aus einer der niederschlagsreichen Regionen, den östlichen Deferegger Alpen (Staller Sattel). Foto: © Mark Kleinlercher, 20.05.2024.
Lockerschneelawinen sind im felsdurchsetzen Gelände zu finden, vereinzelt können sie auch die Altschneedecke mitreißen. Foto: © Daniel Kleinlercher, 18.05.2024.
Lockerschneelawinen sind im felsdurchsetzen Gelände zu finden, vereinzelt können sie auch die Altschneedecke mitreißen. Foto: © Daniel Kleinlercher, 18.05.2024.
Ablagerung einer Gleitschneelawine im Arlberggebiet (Foto: 16.05.2024; © Markus Lorenz)
Ablagerung einer Gleitschneelawine im Arlberggebiet (Foto: 16.05.2024; © Markus Lorenz)

Die Schneedecke apert aus. Während sonnseitig in hohen Lagen wenig bis kein Schnee mehr zu finden ist, halten sich im Kammbereich noch beachtliche Wechten. Auch davon geht noch eine gewisse Gefährdung aus. Hier an der Elmer Kreuzspitze in den östlichen Lechtaler Alpen. Foto: © Stefan Zangerl, 19.05.2024.

Die Schneedecke apert aus. Während sonnseitig in hohen Lagen wenig bis kein Schnee mehr zu finden ist, halten sich im Kammbereich noch beachtliche Wechten. Auch davon geht noch eine gewisse Gefährdung aus. Hier an der Elmer Kreuzspitze in den östlichen Lechtaler Alpen. Foto: © Stefan Zangerl, 19.05.2024.