Wechselhaft: Wetter, Schneedecke, Lawinen

Die vergangene Woche stand im Zeichen wechselhaften Wetters mit Niederschlagsschwerpunkt im Süden. Schneebrettlawinen konnten kurzfristig v.a. in oberflächennahen Schichten ausgelöst werden. Zahlreiche Lockerschneelawinen lösten sich unmittelbar nach den Schneefällen aufgrund diffuser Strahlung und Erwärmung. Die Aktivität von Gleitschneelawinen stieg tendenziell etwas an. Die Schneequalität war meist bescheiden. In der Höhe gabs dennoch (kurzfristig) gebietsweise recht guten Pulverschnee. Es bleibt wechselhaft. Die Durchfeuchtung der Schneedecke schreitet voran. Weiterhin gilt das Hauptaugenmerk oberflächennahen Schichten der Schneedecke (neben der latenten Gefahr von Gleitschneelawinen).

Aktuelle Situation

Wetter

Eine schwache Kaltfront bringt in Nordtirol und im nördlichen Osttirol etwas Niederschlag, mit Schwerpunkt im Nordwesten Nordtirols. Oberhalb etwa 2000m fallen dort 10-20cm Neuschnee, lokal mitunter auch etwas mehr. Sonst sind es meist um 10cm mit abnehmender Tendenz Richtung Süden. Der Wind lebt auf und weht aus nordwestlichen Richtungen.

Am Abend des 15.03. hat es gebietsweise zu regnen bzw. in der Höhe zu schneien begonnen.
Wolkenaufzug in der Weißkugelgruppe (Foto: 15.03.2024, © foto.webcam.eu)

Schneedecke

Das wechselhafte Wetter spiegelt sich auch im Schneedeckenaufbau wieder. Oberflächennah findet man eine Abfolge von Krusten sowie weicheren Schichten. Immer wieder lagerte sich Graupel ein. In schattigen, v.a. kammnahen Steilhängen konnte sich in großen Höhen mancherorts auch Oberflächenreif halten (Nigg-Effekt). Graupel sowie Oberflächenreif waren während der vergangenen Woche (kurzfristig) bedeutsame Schwachschichten. Inzwischen haben sich die oberflächennahen Schichten untereinander recht gut miteinander verbunden. Vorsicht allerdings weiterhin v.a. in kammnahen, sehr steilen Schattenhängen in großen Höhen aufgrund des möglicherweise noch eingeschneiten Oberflächenreifs.

Bei Neuschnee muss immer wieder aufs Neue auf ev. eingeschneiten Oberflächenreif bzw. kurzfristigen Schwachschichten im Neuschnee geachtet werden. Die Altschneedecke ist meist recht homogen und stabil, ausgeprägte Schwachschichten sind selten.

Die Schneedecke wird von der Oberfläche her zunehmend feucht bzw. nähert sich in bestimmten Höhenlagen und Hangausrichtungen der 0°C-Isothermie. Letzteres trifft v.a. für Schattenhänge um 2000m sowie für sehr steile Sonnenhänge um 2700m und darunter zu.

Schneeprofil auf 1800m Nord in den Östlichen Kitzbüheler Alpen. Die Temperaturlinie (rote Linie) zeigt wenig Temperaturreserven. Erwärmung und Strahlungseinfluss können in näherer Zukunft rasch zu einer tiefgreifenden Durchnässung der Schneedecke führen.
Bei diesem Profil südseitig auf knapp 2900m in der Venedigergruppe ist die Schneedecke bereits bis zum Grund feucht.
Oberflächennahe Durchfeuchtung der Schneedecke. Bewusste Auslösung von Rutschen durch WintersportlerInnen. Silvretta (14.03.2024, © LWD Tirol)
Graupel an der Schneeoberfläche. Zentrale Stubaier Alpen. (Foto: 09.03.2024, © Stefan Ortner)
Oberflächenreif an der Schneeoberfläche. Gurgler Gruppe. (Foto. 09.03.2024 © Hugo Reindl)

Nur kurzfristig guter Pulverschnee – meist jedoch schlechte Schneequalität

Im Frühjahr haben kurzfristige meteorologische Einflüsse mitunter sehr große Auswirkungen auf die Schneedecke bzw. die Lawinengefahr. Dies trifft auch auf die Schneequalität zu. Schöner Pulverschnee von den Niederschlägen vom 10.03. wurde durch diffusen Strahlungseinfluss vielerorts (außer schattseitig in größeren Höhen) rasch feucht. Bruchharsch war dort das für den Skifahrer / die Variantenfahrerin traurige Ergebnis. Einer unserer Beobachter hat die Situation sehr treffend formuliert: „Wenn man nicht muss, geht man, auf Grund der Schneequalität, besser keine Skitour oder steigt auf Schneeschuhe um.“

Bruchharsch auf 2200m in der Silvretta (Foto: 14.03.2024, © LWD Tirol)
Ein Pulvertraum in der Grieskogelgruppe. (Foto: 09.03.2024, © Peter Taschler)

Lawinen

Der prognostizierte Neuschnee vom 15.03. auf den 16.03. wird bei Erwärmung bzw. (diffusem) Strahlungseinfluss feucht. Zahlreiche, meist kleine Lockerschneelawinen aus extrem steilem Gelände werden dann zu beobachten sein. Auch Gleitschneelawinen bleiben ein (in diesem Winter gut bekanntes) Thema. Schneebrettlawinen erwarten wir uns kaum – am ehesten, wie schon zuvor geschrieben, aufgrund eingeschneiten Oberflächenreifs in schattigen, sehr steilen, meist kammnahen Hängen in großen Höhen. Einzig in den niederschlagsreichen Gegenden im Nordwesten des Landes sind mitunter auch kurzlebige Schwachschichten (Graupel, Pulverschnee) im Neuschnee (bei entsprechender Überlagerung von frischem Triebschnee) bedeutsam.

Nach Neuschneefällen: Lockerschneelawinen. Silvretta (Foto: 14.03.2024, © LWD Tirol)
Gleitschneelawine im südlichen Osttirol (Foto: 14.03.2024, © Gerhard Figl)

Ein kurzer Rückblick

Zeitweise stürmische Verhältnisse samt Neuschnee in den südlichen Regionen waren die prägenden Wetterverhältnisse der vergangenen Woche.

Wolkenstauf von Süden. Silvretta. (Foto: 09.03.2024, © Christoph Stern)
Bedeutsamer Neuschnee am 10.03.2024 im südlichen Osttirol
Anfangs stürmisch am „Föhnberg“ Patscherkofel südlich von Innsbruck
24h Neuschnee vom 10.03.2024
Geringmächtige Schneebretter in den Nördlichen Zillertaler Alpen (Foto: 09.03.2024, © Stefan Wierer)
Karlsbader Hütte, Im Vordergrund sowie im Hintergrund (unterhalb der Felsen) frische Schneebrettlawinen (Foto: 11.03.2024, © Philipp Jelinek)
Lawinenauslösung Sidanjoch in den Östlichen Tuxer Alpen (Foto: 10.03.2024, © Alpinpolizei)
Am 13.03. „hats gerumpelt“: Diffuser Strahlungseinfluss schwächte die Schneedecke oberflächennah: Zahlreiche feuchte / nasse Lockerschneelawinen waren die Folge. Bielerhöhe (Foto: 13.03.2024, © LWD Tirol)