Der oft noch lockere Neuschnee von Mitte der Woche wird mit dem auflebenden Südföhn umfangreich verfrachtet. Es entstehen zahlreiche Triebschneeansammlungen, welche vor allem an steilen Schattenhängen von einzelnen Personen als Lawine ausgelöst werden können. Die Triebschneepakete sind bei guter Sicht erkennbar und sollten gemieden werden.
Aktuelle Situation
Eine Südstaulage sorgt in Nordtirol für auflebenden Südföhn, welcher zum Wochenende hin noch an Stärke zunehmen wird. In Osttirol sorgt die feuchte Luft für Bewölkung und etwas Niederschlag. Die Schneefallgrenze liegt aus derzeitiger Sicht zwischen etwa 1200 und 1400m.



Der Neuschnee vom vergangenen Mittwoch, 06.03. ist verbreitet mit wenig Wind gefallen. An steilen Sonnenhängen sowie allgemein bis auf rund 2200m hinauf hat Sonne, Wärme und diffuse Strahlung bereits für eine Anfeuchtung der Schneedecke gesorgt. Im Bereich der Oberfläche konnte sich dort bereits ein Schmelzharschdeckel ausbilden.
An Schattenhängen sowie mit zunehmender Höhe auch in anderen Expositionen ist der Neuschnee oft noch ungebunden, mancherorts hat sich neuerdings Oberflächenreif ausgebildet. Mit dem Südföhn wird dieser lockere Schnee nun verfrachtet und an windabgewandten Schattenhängen auf weiche Schichten (lockerer Neuschnee, Oberflächenreif) abgelagert. Frische Triebschneepakete sind dort störanfällig und können von einzelnen Personen leicht ausgelöst werden. Besonders in den Regionen, wo es am Mittwoch viel geschneit hat, können Gefahrenstellen umfangreich sein und Lawinen mittlere Größe erreichen.





Vereinzelt ist ein Durchreißen von oberflächennahen Lawinen in tieferliegende Schwachschichten im mittleren Teil der Altschneedecke noch möglich. Dies gilt besonders für die südlichen Ötztaler Alpen, an sehr steilen Schattenhängen oberhalb 2400m.

Kurzer Rückblick
Die Entwicklung der Lawinenaktivität seit den Niederschlägen vergangenen Mittwoch, 06.03. zeigt starke Parallelen zu den Ereignissen Anfang Dezember und Mitte/Ende Februar:
- Ausgeprägte Schwachschichten im oberen Teil der Schneedecke
- Ergiebiger Niederschlag
- Wenig Wind
- Fallende Temperaturen
Allen Ereignissen gemeinsam war auch, dass zwar während des Ereignisses gebietsweise eine hohe Lawinenaktivität verzeichnet wurde, aber die Störanfälligkeit der Schneedecke rasch nachließ. Diese rasche Abnahme der Lawinengefahr hatten wir besonders in diesem Fall – im Anbetracht des eingeschneiten Oberflächenreifs – nicht erwartet. Uns erreichten nur sehr wenige Meldungen von Lawinenereignissen mit Personenbeteiligung und auch die Rückmeldungen unserer Beobachter bezeugen die rasche Entspannung der Situation. Wir erklären uns dies insbesondere dadurch, dass am 06.03. während des tageszeitlichen Temperaturanstiegs (und die dadurch bereits offensichtlich sehr gute Ausbildung des Bretts) neuralgische Stellen (mit gut ausgebildetem Oberflächenreif) bereits in großer Anzahl abgegangen sind. Eigentlich hätten wir uns gestern am 07.03. mit der Wetterbesserung (und der weiteren Bindung oberflächennaher Schichten) nochmals einige spontane Schneebrettlawinen erwartet. Der „Peak“ war jedoch tatsächlich bereits am 06.03. erreicht. Das bestätigt einmal mehr: Wir sind im Frühjahr angekommen: Kleine Änderungen im Wettergeschehen habe große Auswirkung auf die Lawinengefahr – sowohl im positiven, wie im negativen Sinn.






