Gut erkennbare, störanfällige Triebschneeansammlungen – ansonsten oft gute Tourenbedingungen

Das Hauptproblem geht am kommenden Wochenende von frischen Triebschneeansammlungen aus, welche zwar meist nur klein sind, aber leicht ausgelöst werden können. In etwas windgeschützten Lagen findet sich gebietsweise schöner Pulverschnee mit Oberflächenreif an der Schneeoberfläche. Gleitschneelawinen an steilen Wiesenhängen können weiterhin vereinzelt spontan abgehen und gefährlich groß werden. Bereiche unterhalb Gleitschneerissen sollten gemieden werden.

Aktuelle Situation

Triebschneeproblem

Die schon etwas älteren Triebschneeansammlungen der vergangenen Tage haben sich mittlerweile stabilisiert. Ab morgen Freitag, 12.01. frischt der Wind aus nördlichen Richtungen etwas auf, ab Samstag, 13.01. ist verbreitet mit Wind aus westlichen Richtungen zu rechnen. Besonders in den bisher eher windberuhigten Gegenden findet sich lockerer Schnee an der Schneeoberfläche, welcher mit dem Wind verfrachtet werden kann. Ein Teil des aufgewirbelten Schnees wird aufgrund der geringen Luftfeuchtigkeit sublimieren, sich also sprichwörtlich in Luft auflösen. Im unmittelbaren Windschatten – hinter Geländekanten, in Mulden und Rinnen – wird Triebschnee jedoch stellenweise auf einer ungünstigen Schneeoberfläche abgelagert werden. Dort befindet sich derzeit nämlich verbreitet und auch bis in große Höhen Oberflächenreif, welcher bekanntlich als besonders störanfällige Schwachschicht dienen kann.

Vor allem in einem Höhenbereich von 1500m bis 2300m haben uns in den vergangenen Tagen zahlreiche Rückmeldungen zu Oberflächenreif erreicht. Triebschnee welcher darauf abgelagert wird, kann leicht als Lawine ausgelöst werden. Tuxer Alpen (Foto: 09.01.2024, ©Hubert Gogl).
Föhndiagramm des Landeswetterdienstes Südtirol: Bis Samstag, 13.01. ist auch in Osttirol aufgrund des Druckgradienten mit mäßig bis starkem Nordföhn zu rechnen.
Am Wochenende führt dann Wind aus westlichen Richtungen im ganzen Land zur Bildung von frischen Triebschneepaketen.

Mit teils starkem Wind entstehen also störanfällige Triebschneepakete, welche aber sehr gut zu erkennen sein sollten. Die Triebschneepakete sollten vor allem im sehr steilen Gelände und in Bereichen von Geländefallen gemieden werden.

Haltet die Augen nach Windzeichen und Gefahrenbereichen im Windschatten offen, die Anzahl der Gefahrenstellen kann je nach Windeinfluss lokal sehr unterschiedlich sein. Dort, wo in den vergangenen Tagen kaum Windeinfluss zu spüren war, liegt naturgemäß auch noch mehr lockerer Schnee, welcher verfrachtet werden kann. Besonders hier können Triebschneeansammlungen auch etwas umfangreicher sein und Schneebrettlawinen mittlere Größe erreichen.

Gleitschneeproblem

Zudem bleibt die Gefahr von spontanen Gleitschneelawinen aufrecht. Wir haben auch in den vergangenen Tagen immer wieder Rückmeldungen von vereinzelten Abgängen erhalten – dies v.a. aus den Regionen mit der größten Gleitschneeproblematik westlich und nördlich des Inns. Vorsicht in entsprechenden Gefahrenbereichen – spontane Abgänge sind weiterhin vereinzelt möglich. Aufgrund der Schneemächtigkeit können Lawinen gefährlich groß werden.

Frische, spontane, große Gleitschneelawine in den Lechtaler Alpen (Foto: 09.01.2024, ©Markus Lorenz).  
Aufgrund der Schneemächtigkeit können Gleitschneelawinen gefährlich groß werden. Im Bild eine eindrücklich große Scholle im Ablagerungsgebiet einer Gleitschneelawine im Bereich der Steinkarspitze in den Lechtaler Alpen (Foto: 06.01.2024, ©Stefan Zangerl).

Schneequalität

Die skifahrerische Qualität ist derzeit in erster Linie davon abhängig, wie stark der Wind während und seit dem Wochenende gearbeitet hat. Bedeutenden Windeinfluss gab es v.a. entlang des Alpenhauptkamms sowie in Osttirol, aber auch gebietsweise in den Tuxer und Kitzbüheler Alpen (hier v.a. im Kaisergebirge). Unterhalb und im Bereich der Waldgrenze sowie in geschützten Lagen findet sich aber oft lockerer Pulverschnee, verbreitet auch mit Oberflächenreif an der Schneeoberfläche. Steile Südhänge haben durch die Sonneneinstrahlung oft einen Schmelzharschdeckel im Bereich der Oberfläche und sind skifahrerisch schon nicht mehr so lohnend.

Pulvertraum in den Stubaier Alpen (Foto: 09.01.2024, ©LWD Tirol)
Bruchharsch im Voldertal in den Tuxer Alpen (Foto: 11.01.2024, ©LWD Tirol)
Dort wo der Neuschnee vom vergangenen Wochenende bindungslos ist und kein Triebschnee liegt, trifft man sehr günstige Tourenverhältnisse an. Brüche in tieferliegenden Schwachschichten sind sehr unwahrscheinlich, die Altschneedecke zeigt sich verbreitet stabil (09.01.2024, ©Lukas Ruetz).

Rückblick

Am vergangenen Wochenende hat es verbreitet 30 bis 50cm geschneit, die Temperaturen sind deutlich zurückgegangen.

Neuschneesumme inkl. Setzung vom 6. Bis 8. Jänner: in ganz Tirol fielen verbreitet 30 bis 50cm Schnee. Vergleichsweise am wenigsten Niederschlag wurde in der Silvretta- sowie der Samnaungruppe verzeichnet.

Dort wo der Wind Schnee verfrachten konnte, bildeten sich meist kleine aber sehr störanfällige Triebschneepakete hinter Geländekanten. Sie lagerten auf kaltem, lockeren Wildschnee, teilweise auch auf Oberflächenreif. Zudem gab es zahlreiche trockene Lockerschneelawinen aus extrem steilem Gelände, welche mitunter sehr weite Strecken zurücklegten und mittlere Größe erreichten.

Es erreichten uns auch einige Rückmeldungen zu Schneebrettlawinen mit Personenbeteiligung. Bei einem Lawinenabgang im Bereich des Blasers am Serleskamm wurden zwei Personen verletzt.

Lawinenabgang Blaser am Serleskamm vom 10.01.2024. Zwei Personen im Aufstieg wurden von dieser Schneebrettlawine (Triebschneeproblem) mitgerissen und dabei verletzt. (Foto: 10.01.2024, © Alpinpolizei)
Wetterentwicklung in der vergangenen Woche. Auch die Bildung von Oberflächenreif kann an den Stationsdaten oft gut nachvollzogen werden: Mit dem roten Pfeil gekennzeichnet ist ein besonders markanter Zeitraum, wo die Schneeoberflächentemperatur (graue Linie) deutlich unterhalb des Taupunktes (blaue Linie) lag und damit Voraussetzung für die Bildung für Oberflächenreif erfüllt wurde.
Personenausgelöstes mittelgroßes Schneebrett an einem Südhang auf rund 2000m unterhalb des Lichtsees oberhalb von Obernberg am Brenner. Als Schwachschicht diente lockerer Pulverschnee (Foto: 07.01.2024, ©Andreas Vigl).
Ablagerung von spontanen (vermutlich Lockerschnee-) Lawinen im Skigebiet Stubaier Gletscher (Foto: 07.01.2024, ©Günter Chwojan).
Vermutlich von Wintersportlern ausgelöste Schneebrettlawine an einem Westhang auf rund 2350m im Variantengelände des Skigebiets St. Jakob in Defereggen. Auch war störanfälliger Triebschnee auf lockerem Pulverschnee die Ursache (Foto: 07.01.2024, ©Mark Kleinlercher).
In Osttirol hielt sich am 09. und 10.01. noch hartnäckige Bewölkung bis gegen 2700m hinauf, während es nördlich des Alpenhauptkamms oft wolkenlos war (Foto: 09.01.2024, ©Christian Lang).
Windzeichen im Bereich der Glorerhütte in Osttirol (Foto: 09.01.2024, © Anton Riepler).
Spontane Gleitschneelawine am Pimig (2406m) oberhalb von Steeg (Foto: 10.01.2024, ©Robert Bohlen).

Ausblick

Das stabile Hochdruckwetter bleibt uns noch bis über das Wochenende hinweg erhalten. Erst Ende nächster Woche ist wieder etwas mehr Bewegung im Wettergeschehen absehbar, die Strömung könnte dann wieder auf West bis Südwest drehen und für etwas wechselhafteres und milderes Wetter sorgen.  

Temperaturinversion: In den frühen Morgenstunden ist es auch in den kommenden Tagen in Tallagen oft spürbar kälter als auf den Bergen.
Akkumulierte Neuschneesumme der nächsten Tage. Mit Neuschnee ist vorerst nicht zu rechnen. Erst gegen Ende nächster Woche könnte uns eine Umstellung bevorstehen.