Gute Schneedeckenstabilität, latente Gleitschneeproblematik

Die Schneedecke ist verbreitet gut verfestigt. Die Schneeoberfläche zeigt sich gleichzeitig jedoch sehr variabel und aus skifahrerischer Sicht herausfordernd. In den schneereichen Gebieten sind spontane Gleitschneelawinen aus steilen Grashängen weiterhin vereinzelt möglich.

Aktuelle Lawinensituation

Das Gleitschneeproblem ist die derzeit im Hinblick auf Lawinen dominierende Gefahrenquelle. Dies gilt v.a. für die schneereichen Gebiete. Die Aktivität von spontanen Gleitschneelawinen hat inzwischen etwas abgenommen, dennoch sind vereinzelte Lawinen (meist mittlerer Größe) nicht auszuschließen. Bereiche unterhalb von Gleitschneerissen sollten am besten gemieden, oder aber zumindest schnell passiert werden (z.B. auf Zustiegen).

Gleitschneerisse sind Gefahrenzeichen, Bereiche darunter sollten möglichst gemieden werden. Im Bild die Kendlspitze (3085m; links) und der Ganimitz (2785m, rechts) in der Granatspitzgruppe (©Toni Riepler, 27.12.2023).
Zahlreiche (mitunter auch große) Gleitschneelawinen in den Lechtaler Alpen (©Lukas Ruetz, 26.12.2023).

Das Triebschneeproblem ist indes kein wirkliches Problem mehr. Die schon älteren Triebschneeansammlungen sind kaum mehr auszulösen. Denkbar sind sehr vereinzelte Gefahrenstellen noch an sehr bis extrem steilen hochalpinen (>3000m) Schattenhängen. Auch hier bedarf es aber meist großer Zusatzbelastung.

Schneeoberfläche

Man findet derzeit oft überdurchschnittlich viel Schnee auf den Bergen (v.a. im Norden) sowie auch eine sehr gute Schneedeckenstabilität – aber leider eine oft nur bescheidende Schneequalität. Der stürmische Wind, welcher das Starkniederschlagereignis Ende letzter Woche begleitet hat sowie leichter Regen bis zumindest auf 2600m hinauf am 24.12. haben hier einiges angerichtet. Schmelzkrusten oder Windharsch sind allgegenwärtig – Rückmeldungen von gutem Pulverschnee sind uns derzeit keine bekannt.

Schneehöhe an der Beobachterstation in Obergurgl. Im Vergleich zum langjährigen Mittel ist die Schneehöhe derzeit überdurchschnittlich.
Die Schneeoberfläche ist derzeit verbreitet sehr variabel, oft auch eisig und hart (©N.N., 25.12.2023).

Interessant jedoch – v.a. im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung der Lawinengefahr – sind die dünnen Schmelzkrusten oder Eislamellen, welche sich mit dem angesprochenen Regenereignis an Heiligabend gebildet haben. Wir sehen hier das Potenzial, dass sich eine Schwachschicht unterhalb oder zwischen Schmelzkrusten ausbilden könnte. Dies könnte dann beim nächsten, ergiebigeren Schneefallereignis u.U. sehr relevant werden. Deshalb möchten wir unser Bild dahingehend möglichst schärfen und uns einen guten Überblick über die Verbreitung und Beschaffenheit dieser Krusten verschaffen.

Helft uns mit euren Beobachtungen:
Wie weit hinauf findet sich diese Schmelzkruste/Lamelle? Wie dick ist diese? Gibt es mehrere und wie sieht die Schicht darunter/dazwischen aus (hart, weich)?

Mit der Warmfront am 24.12. entstand vielerorts eine dünne Schmelzkruste an der Schneeoberfläche – hier im Bereich des Staller Sattels in den Deferegger Alpen (©Daniel Kleinlercher, 26.12.2023).
Auch im Wipptal findet man die Schmelzkruste bis weit hinauf (©Marco Knoflach, 26.12.2023).
Unterhalb oder zwischen diesen oberflächennahen Krusten besteht das Potenzial, dass sich eine neue Schwachschicht ausbilden könnte.

Weitere Entwicklung

Die Lawinensituation wird sich in den nächsten Tagen nur wenig verändern. Spontane Gleitschneelawinen sind v.a. an Sonnenhängen weiterhin vereinzelt möglich.

Noch ein Bild einer Gleitschneelawine und eines Gleitschneemauls – diesmal aus den Kitzbüheler Alpen (©Walter Würtl, 26.12.2023).

Die Temperaturen sind etwas kühler als zuletzt, über das Wochenende hinweg bleibt es weitgehend trocken. Etwas wechselhafter wird es dann erst wieder im neuen Jahr.

Neuschneesummen der nächsten Tage. Erst Anfang nächster Woche kündigt sich wieder wechselhafteres Wetter an.

Wir wünschen euch allen einen guten Rutsch…

da fällt mir ein: die derzeitige Schneeoberfläche ist teilweise sehr eisig und hart. Absturz ist im Steilgelände derzeit eine reelle Gefahr! … in dem Sinne:

Wir wünschen euch allen einen guten Start ins neue Jahr 2024!