Meist mäßige Lawinengefahr / Altschnee- und Gleitschneeproblem beachten

Rückmeldungen aus dem Gelände sowie kürzliche Schneedeckenuntersuchungen sprechen aktuell für mäßige Lawinengefahr in weiten Teilen des Landes. Lawinenauslösungen im Altschnee sind v.a. oberhalb etwa 2200m möglich. Vorsicht besonders im sehr steilen Gelände an Übergängen von wenig zu viel Schnee. Zusätzlich haben wir es weiterhin mit einem Gleitschneeproblem auf steilen Wiesenhängen zu tun. Meidet Gelände unterhalb von Gleitschneerissen.

Das Altschneeproblem

Ein Altschneeproblem hat mit einer länger anhaltenden Schwachschicht innerhalb der Schneedecke zu tun. Solche Schwachschichten findet man derzeit vermehrt im mittleren, teilweise im unteren Teil der Schneedecke. Die Tests zeigen in Höhenlagen oberhalb etwa 2200m mitunter recht unterschiedliche Ergebnisse. Dies macht es derzeit nicht möglich, die gefährdeten Bereiche z.B. nach Hangausrichtungen zu differenzieren.

Schneeprofil in der Region Kühtai auf 2520m, 30°: Im Mittelteil erkennt man eine Schwachschicht. Bei großer Belastung konnte ein durchgehender Bruch erzeugt werden – ein Indiz für mögliche Störung der Schwachschicht durch große Zusatzbelastung.
Schneeprofil in der Weißkugelgruppe in den Ötztaler Alpen. Ein Krustensandwich (kantige Schicht zwischen Schmelzkrusten) konnte bei diesem Profil nicht angesprochen werden. Darüber wurde nur ein unvollständiger Bruch erzeugt.

Das Gleitschneeproblem

Seit den Schneefällen vom vergangenen Wochenende haben sich in Tirol zahlreiche Gleitschneelawinen gelöst. Meist handelte es sich um mittelgroße Lawinen. Einige davon verschütteten Straßenabschnitte. Weiterhin sind die Voraussetzungen für das Abgleiten der gesamten Schneedecke auf steilen Wiesenhängen gut: Die Schneedecke ist am Boden feucht bzw. nass. Durch die tendenziell ansteigenden Temperaturen wird sich daran bis auf Weiteres nicht viel ändern. Deshalb gilt weiterhin: Meidet Bereiche unterhalb von Gleitschneerissen. Deren Abgangszeitpunkt ist nicht vorherzusagen.

Gleitschneeriss im Ötztal (Foto: 05.12.2023 (c) Peter Raich)
Bereiche unterhalb von Gleitschneerissen sollten immer besonders aufmerksam beobachtet werden. (Foto: 05.12.2023; Nösslach; (c) Barbara Fink)

Sonstiges

Für die Jahreszeit liegt vielerorts überdurchschnittlich viel Schnee, außer in Osttirol in tiefen und mittleren Höhenlagen. Dort fiel vergangenes Wochenende der Hauptteil des Niederschlags in Form von Regen.

Ein Winterbeginn mit überdurchschnittlich viel Schnee, wie hier bei der Beobachterstation Boden im Lechtal (Magenta: aktuelle Schneehöhe erreichte kurzfristig die bisherigen Maxima der seit 1960 gemessenen Schneehöhen)
In Nordtirol liegt für die Jahreszeit viel Schnee. Schneebedeckung auch im Tal. Inntal (Foto: 06.12.2023)
An der Schneeoberfläche bildete sich mancherorts Oberflächenreif, wie hier im nördlichen Osttirol. Kleinräumig kann es kurzfristig durch Windeinfluss zu Problemen kommen. Längerfristig dürfte dieser eher zerstört werden. (Foto: 05.12.2023 (c) Alois Mariacher)
Die Schneedecke ist zum Teil auch recht stark vom Wind geprägt. Mancherorts kommen die harten Krusten, die sich im Mittelteil der Schneedecke befunden haben, zum Vorschein. In Osttirol sind Krusten entsprechend häufiger verbreitet. (Foto: Hintertux; (c) Martin Santeler)
Eine vom Wind beeinflusste Schneeoberfläche. Frischer Triebschnee lässt sich v.a. noch in großen Höhen (oder, dort, wo dieser auf Oberflächenreif lagert) stören. Gefahrenstellen sollten jedoch gut zu erkennen sein. (Foto: 04.12.2023; (c) Franz Josef Tanzer)

Wie gehts weiter?

Wechselhaft in jeder Hinsicht: Immer wieder etwas Niederschlag, tendenziell steigende Temperaturen mit einem Auf und Ab. Ab Anfang kommender Woche schaut es laut Geosphere nach intensiveren Niederschlägen v.a. im Nordwesten aus. Die Regengrenze kann bis in höhere Lagen hinaufreichen…

Für das Wochenende ändert sich an der Lawinensituation vorerst wenig.

Temperaturverlauf für die kommenden Tage (c) Oberlandwetter
Der Wind legt am Wochende zu.
Prognostizierte Niederschläge für die kommenden Tage.