Oberhalb der Waldgrenze haben sich mit starkem Wind aus westlichen Richtungen teils störanfällige Triebschneepakete gebildet. Vorsicht im sehr steilen Gelände, hinter Geländekanten, in Rinnen und Mulden. Bei guter Sicht können die Gefahrenbereiche gut erkannt und entsprechend gemieden werden. Mögliche Schwachschichten im Altschnee findet man oberhalb etwa 2200m. Informationen zu deren Störanfälligkeit sind noch spärlich – Zurückhaltung ist empfohlen!
Aktuelle Situation
Seit Montagabend, 27.11. sind v.a. in der Samnaun- und Verwallgruppe sowie in den Lechtaler und Allgäuer Alpen neuerdings 15 bis 30 cm Neuschnee gefallen. Gegen Osten hin weniger. Die Kaltfront wurde von starkem Wind aus westlichen Richtungen begleitet. Dieser hat den Neuschnee, aber auch lockeren Schnee der intensiven Niederschlagsphase vom vergangenen Wochenende verfrachtet.

Abb. 1: Neuschneemengen inkl. Setzung seit Montag, 27.11. Vor allem im Westen ist erneut etwas Neuschnee hinzugekommen.
Entsprechend der Wetterentwicklung haben wir es derzeit entlang des Alpenhauptkamms und nördlich davon in erster Linie mit einem Triebschneeproblem zu tun. Die teils umfangreichen Triebschneeansammlungen finden sich besonders hinter Geländekanten, in Rinnen und Mulden und sind bei guter Sicht erkennbar und sollten entsprechend gemieden werden. Sie sind v.a. an sehr steilen Hängen oberhalb der Waldgrenze teils störanfällig und verfestigen sich bei den kalten Temperaturen nur langsam.
Oberhalb rund 2200m haben wir es zudem mit einem Altschneeproblem an West-, Nord- und Osthängen zu tun. Oberhalb etwa 2800m ist dieses auch an Südhängen anzutreffen. Rückmeldungen und Schneeprofile bestätigen diese Einschätzung, Setzungsgeräusche als Zeichen der bestehenden Instabilität wurden uns von unseren BeobachterInnen aus dem Außerfern wie auch den Kalkkögeln zurückgemeldet. Spontane Lawinen während des Niederschlags am vergangenen Wochenende an hochgelegenen Südhängen in den Zillertaler Alpen konnten ebenfalls diesem Problem zugeordnet werden.
Bei der relevanten Schwachschicht handelt sich im Wesentlichen um kantige Kristalle, welche sich nach dem Gefahrenmuster 4 („kalt auf warm“) an Schmelzkrusten gebildet haben. In Summe haben wir noch recht wenige Informationen, um genauere Aussagen über die Verbreitung und Störanfälligkeit dieser Schwachschicht zu treffen. Mit der Setzung des Neuschnees vom Wochenende und der Sonneneinstrahlung morgen Mittwoch, 29.11. erwarten wir jedoch eine Verbesserung der Bretteigenschaften und vermuten eine etwas erhöhte Auslösebereitschaft und Neigung zur Bruchausbreitung. Wir empfehlen (auch aufgrund der derzeitigen Unsicherheiten) eine defensive Routenwahl. Standardmaßnahmen wie Sicherheitsabstände in der Abfahrt helfen, das Risiko zu reduzieren.
In den Hauptniederschlagsgebieten besteht an steilen Grashängen in tiefen und mittleren Lagen zudem eine mäßige Gefahr von kleinen und mittleren Gleitschneelawinen. Sie können jederzeit spontan abgleiten – Bereiche unterhalb von Gleitschneerissen sollten gemieden oder zumindest rasch passiert werden.

Rückblick
Zwei Niederschlagsstaffeln ab Freitag, 24.11. brachten auf den Bergen teils ergiebige Neuschneemengen. Polare Kaltluft sorgte zudem für ein Absinken der Schneefallgrenze bis in Tallagen. Begleitet wurde das Ereignis von stark bis stürmischen West- und Nordwestwind.








Weitere Entwicklung
Der Mittwoch, 29.11. wir sehr sonnig und winterlich kalt. Am darauffolgenden Donnerstag erreicht uns dann eine Warmfront aus Westen. Die Schneefallgrenze steigt dabei vorübergehend gegen 1500m an. Aus derzeitiger Sicht erwarten wir auf den Bergen bis Samstagmorgen, 2.12. 15 bis 30cm Neuschnee. Mit teils starkem Wind aus westlichen Richtungen bilden sich frische Triebschneepakete. Wetterbesserung ist erst am Wochenende wieder zu erwarten.

