In weiten Teilen Tirols überwiegt nach den ergiebigen Neuschneefällen ein günstiger Schneedeckenaufbau. In der Nordtiroler Region „Zentrale Stubaier Alpen“ sowie in den Osttiroler Regionen südlich der Venedigergruppe haben wir es allerdings mit einem Altschneeproblem zu tun – je südlicher, desto ausgeprägter.
Dies zeigen umfangreiche Schneedeckenuntersuchungen der vergangenen Tage, aber auch Lawinenereignisse mit Personenbeteiligung sowie spontane Lawinenabgänge.
Das Altschneeproblem hat sich in diesen Regionen aufgrund der relativen Schneearmut im Vergleich zu den übrigen Regionen ausgebildet. Häufig findet man dort in bodennahen Schichten (unterhalb einer Schmelzkruste) kantige, lockere Kristalle, mitunter auch Schwimmschnee. Darüber bildete sich während der vergangenen Schneefälle – häufig unter Windeinfluss – das für Schneebrettlawinen notwendige „Brett“.
Die Schmelzkruste wiederum bildete sich durch Wärme- und Strahlungseinfluss (während der langen niederschlagsarmen Phase), aber auch durch Regeneinfluss um Weihnachten. Darunter entwickelten sich (u.a. während Strahlungsnächte) kantige Kristalle, mitunter Schwimmschnee. Die Schmelzkruste begünstigt eine großflächigere Bruchfortpflanzung nach Störung der Schwachschicht.
Wir grenzen das Altschneeproblem derzeit auf Höhenbereiche beginnend von etwa 1600m aufwärts bis zumindest 2400m hinauf ein. Ausgeprägter ist dieses im Sektor WSW über N bis OSO sowie im flacheren Südsektor. Vorsicht u.a. auch im lichten Waldgrenzbereich.
Als Folge dieses Altschneeproblems löste sich gestern am 19.01.2019 unterhalb des Laserztörls in den Lienzer Dolomiten eine Schneebrettlawine. Eine Person, welche sich im Aufstieg im etwas über 35 Grad steilen Gelände befand, wurde mitgerissen und verstarb an den Folgen des Lawinenunfalls. Eine zweite Person fand hinter einem großen Stein etwas Schutz und blieb unverletzt.
Heute am 20.01.2019 führten wir gemeinsam mit der Alpinpolizei und mit Unterstützung des Landeshubschraubers Erhebungen durch. Der Hang ist zwischen NO und SO ausgerichtet und meist zwischen 35 und 40 Grad steil. Die Anrissmächtigkeit variiert zwischen etwa 30cm und lokal (kammnah) bis etwa 100cm. Die Lawinenlänge wird auf knapp 300m geschätzt.
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Ein Alpinpolizist befindet sich unterhalb des Laserztörls im kammnahen extrem steilen Gelände. Aufgrund von Windeinfluss wurde dort die größte Anrissmächtigkeit gemessen. (Foto: 20.01.2019) |
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Blick von der Verschüttungsstelle Richtung Laserztörl (Foto: 20.01.2019) |
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Die Landeshubschrauber im Anflug. Zudem erkennt man die Aufstiegsspur und das Ende des Lawinenkegels. (Foto: 20.01.2019) |
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